Champions League: VfB Stuttgart:Im Schwitzkasten

Der junge Träsch überrascht im Zentrum, die Abwehr staunt bei Flanken und ein Angreifer schießt auf die eigenen Leute. Der VfB Stuttgart gegen Sevilla in der Einzelkritik.

Thomas Hummel

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Mit 1:3 hat der VfB Stuttgart in der Champions League gegen den FC Sevilla verloren - dabei jedoch eine ansprechende Leistung gezeigt. Die Spieler in der Einzelkritik:

Jens Lehmann

Umarmte seine Nebenmänner beim Mannschaftsfoto vor dem Anpfiff derart innig, als wolle er sie in den Schwitzkasten nehmen. Hatte dann lange, lange nichts mehr zu tun - er musste nur nach 23 Minuten das Gegentor durch Sébastien Squillaci aus dem Netz holen. Patschte dann eine Flanke kurios nach vorne, wo Jesús Navas das 0:2 (56.) erzielte, nicht wenige sprachen von einem Torwartfehler. Ein blöder Abend für Jens Lehmann. Durfte seinen Frust nur einmal an Stürmer Kanouté auslassen, weil der ihn mit zwei Übersteigern ausspielen wollte. Lehmann schimpfte heftig. Kurz darauf fiel das 0:3.

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Serdar Tasci

Unauffällig, unauffälliger, Serdar Tasci (im Bild: Mitte). Tasci-Freunde sagen, er glänzte durch Stellungsspiel und Übersicht. Tasci-Gegner sagen, der Abwehrspieler ist nie dort, wo ein Zweikampf geführt werden muss. Kam vor dem 0:2 mal wieder zu spät und konnte die Flanke zu Lehmanns Verhängnis nicht verhindern. Wagte sich zum Schluss einmal nach vorne - und setzte den Ball an die Latte.

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Khalid Boulahrouz

Zweimal nicht aufgepasst, Herr Boulahrouz, schon war's passiert. Sevillas Abwehrspieler Squillaci stahl sich zweimal in seinem Rücken weg, und weil die Flanken eben dorthin flogen, konnte Boulahrouz nur noch zuschauen beim 0:1 (Bild) und dann beim 0:3. Wobei das zweite Squillaci-Tor allerdings klar Abseits war. Stürzte sich im Gegensatz zu seinem Innenverteidiger-Partner (siehe Tasci) in jeden Zweikampf. Vergrub sein Gesicht nach dem 0:3 im eigenen Trikot und erklärte später bis Mitternacht seine Sicht der Dinge.

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Ricardo Osorio

Im Vergleich zum Zwergenduell auf links (siehe Boka), wirkte Osorio mit seinen 1,73 Metern auf rechts wie ein Turm auf der Außenbahn. Werkelte gewohnt, machte keine Fehler wie gewohnt, viel aber auch nie sonderlich positiv auf. Wie gewohnt.

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Arthur Boka

Der Verteidiger aus der Elfenbeinküste (1,66 m) war Teil des Zwergenduells zusammen mit dem gleichkleinen Jesús Navas. Die Laufduelle der beiden erinnerten an einen zu schnell abgespulten Film. Boka hatte den vorher hochgelobten Gegenspieler zunächst gut im Griff. Reagierte beim 0:2 (56.) aber zu langsam, Navas nutzte das.

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Christian Träsch

Nicht wenige wunderten sich, dass Träsch und nicht Thomas Hitzlsperger oder vielleicht Khedira oder Kuzmanovic die wichtige Zentrale vor der Abwehr in der Champions League besetzen durfte. Doch Trainer Babbel muss da ein Talent gesehen haben im Training, jedenfalls war Träsch vor der Pause der beste Mann auf dem Platz. Vehement in den Zweikämpfen, mit Übersicht bei der Ballabgabe und mit schlauen Pässen nach vorne. Bundestrainer Löw auf der Tribüne dürfte gestaunt haben. Trainer Babbel nahm ihn nach 70 Minuten erschöpft vom Platz.

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Sami Khedira

Musste wieder im linken Mittelfeld spielen, was für so einen guten Fußballer eigentlich eine Herabwürdigung ist. Zeigte aber, dass man gute und willige Fußballer überall hinstellen kann. Mitverantwortlich für die starke erste Halbzeit der Schwaben. In der zweiten Halbzeit schwächer, rückte nach Träschs Auswechslung wieder in die Mitte.

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Zdravko Kuzmanovic

Umarmte bei der Begrüßung innig seinen serbischen Freund Ivica Dragutinovic, mit dem er zur WM fahren darf. Weil Träsch nun die Mitte besetzt, muss der Acht-Millionen-Einkauf über rechts kommen. Leitete einige Angriffe schlau ein, zeigte aber auch, dass er die Dynamik eines Waschbärs besitzt und deshalb eigentlich nicht auf der Außenbahn zu Hause ist. Tauchte nach der Pause unter und setzte mehrfach zu Dehnübungen an. Vorbeugung gegen Krämpfe?

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Aliaksandr Hleb

Versuchte von Beginn an, dass Offensivspiel in seinem Sinne zu ordnen. Hatte dabei geniale Momente wie ein 50-Meter-Pass auf Cacau nach zehn Minuten, doch ... siehe Cacau. Hleb wirkte da tatsächlich wie eine Leihgabe des FC Barcelona. Später sah er zwar noch den völlig freistehenden Cacau, wollte ihm aber den Ball nicht mehr geben und drehte lieber ein paar wirkungslose Kreisel. Als wäre er eine Leihgabe aus Minsk. Beobachtete hinten relativ regungslos, wie Adriano die Flanke zum 1:0 schlug. Ist eben keiner für die Abwehr, sondern einer für 50-Meter-Pässe und Kreisel. Ließ kräftemäßig immer stärker nach und wurde nach 70 Minuten mit vielen Pfiffen der Zuschauer ausgewechselt.

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Cacau

Wuselte als hängende Spitze um den Strafraum herum. Kam dadurch mit Anlauf und in wunderbare Schusspositionen. Doch glich seine Schusskraft zumeist einer Steinschleuder mit überdehntem Gummi. Und als er ordentlich dagegen hub, traf er Mitspieler Khedira am Hinterkopf. Oder Schieber am Schienbein. Das bemühte Scheibenschießen hatte nach 70 Minuten ein Ende.

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Julian Schieber

Ist kein Mario Gomez. Nach diesem Abend fällt es sogar schwer, ein "noch" hinzuzufügen und auf die Zukunft des 20-jährigen Julian Schieber zu vertrauen. Wirkte gegen die stämmige Abwehr der Spanier wie ein Junge aus der ersten Klasse im Duell mit Abiturienten. Und wenn ihm der Ball mal vor den Füßen lag, erschrak er so, dass er ihn gleich wieder hergab. Stand kurz vor Schluss völlig alleine vor Torwart Varas und setzte den Ball gekonnt ans Außennetz. Warum ihn Trainer Babbel 90 Minuten lang wirkungslos herumlaufen ließ, bleibt sein Geheimnis.

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Thomas Hitzlsperger

Kam beim Stand von 0:2 für Träsch. Foulte sogleich, es gab Freistoß, der zum 0:3 führte.

Pawel Pogrebnjak

Kam beim Stand von 0:2 für Cacau. Als er das erste Mal den Ball berührte, stand es 1:3. Verdeutliche, dass auch er kein Mario Gomez ist. Aber das wussten die Stuttgarter Zuschauer schon vorher.

Elson

Kam beim Stand von 0:2 für Hleb. Als Elson (Foto) das erste Mal den Ball berührte, stand es schon 0:3. Zirkelte bei seinem ersten Ballkontakt einen Freistoß aus 25 Metern genau in den Torwinkel (73.) zum 1:3. Hatte danach eine Chance per Fallrückzieher und schwang sich damit binnen drei Minuten zum gefährlichsten Stuttgarter auf.

Foto: Getty

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