Champions League:"Schwärzeste Nacht" für Real Madrid

Champions League - Tottenham Hotspur vs Real Madrid

Unzufrieden mit dem Spielverlauf: Cristiano Ronaldo im Wembley-Stadion.

(Foto: REUTERS)
  • Real Madrid verliert deutlich gegen Tottenham - es ist die zweite blamable Niederlage in nur einer Woche.
  • Die spanischen Zeitungen schlagen Alarm, ein Ende der Krise ist nicht in Sicht.

Von Lisa Sonnabend

Cristiano Ronaldo beantwortete nach der Blamage im Wembley-Stadion natürlich ein paar Fragen. Doch der Zuhörer bekam den Eindruck, der Weltfußballer des Jahres spreche über eine andere Partie. Ronaldo, der sich einen dicken Kopfhörer um den Hals gehängt hatte, sagte tatsächlich: "Das Ergebnis spiegelt nicht das wider, was wir gesehen haben."

1:3 (0:1) hatte Real Madrid am Mittwochabend in der Champions-League-Vorrunde verdient gegen Tottenham Hotspur verloren. Es war eine krachende Niederlage, der Titelverteidiger hatte nie eine Chance, er wirkte ideen-, mut- und ratlos. Mal wieder. Bereits am Sonntag hatte Real in der spanischen Liga beim 1:2 gegen das kleine Girona für Lacher gesorgt. Das sind zwei Niederlagen in einer Woche, in der Primera Division hat Real nach nur zehn Spieltagen acht Punkte Rückstand auf den FC Barcelona, in der Champions League kaum noch Chancen auf den Gruppensieg.

Der erfolgsverwöhnte Verein steckt in einer tiefen Krise, doch Ronaldo wollte davon nach dem Spiel nichts wissen. "Es ist eine Pechsträhne", sagt er. Eine, die sicherlich bald wieder vorbei sei.

"Tottenham tanzt ein grottenschlechtes Madrid aus"

Mit dieser Einschätzung steht Ronaldo ziemlich alleine da. Schon zu Wochenbeginn hatten die spanischen Medien harte Schlagzeilen veröffentlicht, um die Krise von Real Madrid zu veranschaulichen. Nun ist der Ton noch einmal schärfer geworden. "Real zeigte in London, dass es sich im freien Fall befindet", schreibt die Zeitung El Mundo Deportivo. Das Spiel habe gezeigt, dass die Niederlage in Girona keineswegs ein Unfall gewesen sei. Und das Schlimme: "Man sieht keinerlei Symptome, die eine schnelle Besserung versprechen."

Die Zeitung Sport titelt: "Ohne Kurs." Weiter heißt es: "Tottenham tanzt ein grottenschlechtes Madrid im Wembley-Stadion aus. Das Team steckt in einer totalen Krise, die Spieler beenden die Partie entzweit. Trainer Zinedine Zidane hat die Kontrolle verloren." Auch Marca, das Blatt aus der Hauptstadt, ist in Aufruhr und sieht ebenso eine große Mitschuld beim Coach, der Madrid zuletzt zweimal zum Champions-League-Titel geführt hatte: "Es war die schwärzeste Nacht von Zidane."

Tatsächlich gelang es dem Trainer in keinem Moment, mit seinem Team eine Antwort auf das schnelle, intensive Spiel der Engländer zu finden. Der 21-jährige Dele Alli traf zweimal (27. und 56. Minute), dann erhöhte Christian Eriksen (65.) sogar auf 3:0. Ronaldo gelang erst in der 80. Minute der Anschlusstreffer, da war es für eine Aufholjagd jedoch schon viel zu spät. Zidane meinte: "Wir sind in keiner Krise. Ich bin nicht besorgt und werde es auch nicht sein."

Ronaldo kritisiert die Transferpolitik

Auch gegen Tottenham war zu sehen, dass wichtige Spieler wie Toni Kroos, Luka Modric oder Marcelo derzeit unter ihren Möglichkeiten bleiben. Zudem schwächen die Verletzungen von zahlreichen Stammspielern wie Gareth Bale oder Daniel Carvajal das Team. Offensivbemühungen verpuffen, die Defensive wackelt. Die Real-Krise ist nicht zu leugnen.

Dass es nicht ideal läuft, gab schließlich aber auch Ronaldo zu. Er kritisierte die Transferpolitik seines Vereins. WM-Schützenkönig James Rodríguez ging im Sommer auf Leihbasis zum FC Bayern, der grimmige Verteidiger Pepe zu Besiktas und Stürmer Álvaro Morata zu Chelsea. Adäquat ersetzt wurden sie nicht, findet Ronaldo. "Die neuen Spieler haben weniger Erfahrung", sagte der 32-Jährige - und die sei nun mal extrem wichtig. Aber alarmierend findet Ronaldo die Situation keineswegs. Schließlich blickte er die Journalisten an, die ihn umringten, und sprach: "In zwei Monaten sagt ihr uns sicher wieder, dass wir die besten sind."

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