Champions League:Ein wahnwitziges Drehbuch rettet Real

Gianluigi Buffon von Juventus Turin beschwert sich im Viertelfinalspiel der Champions League gegen Real Madrid beim Schiedsrichter.

Für Gianluigi Buffon (li.) nimmt dieses Spiel ein besonders dramatisches Ende.

(Foto: AFP)

Von Javier Cáceres, Madrid

Es gibt Filme, die sich wiederholen. Und dazu zählen vor allem die Filme, die im Estadio Santiago Bernabéu aufgeführt werden. Am Mittwoch war es wieder so weit: Juventus Turin, der geschlagen geglaubte Gast, spielte mit Feuer, erschuf einen Suspense, mit dem niemand gerechnet hatte. Doch am Ende tauchte wie so oft die Kavallerie auf, diesmal in Gestalt des Schiedsrichters Michael Oliver, der in der 93. Minute einen fragwürdigen Elfmeter für Real pfiff, wegen eines Fouls von Medhi Benatia an Lucas Vázquez. Beim Stand von 3:0 für Juventus Turin, das damit die 0:3-Hinspielniederlage wettgemacht hatte.

Es gab Tumulte, Proteste der Italiener, der große Torwart Gigi Buffon flog in seinem höchstwahrscheinlich letzten Champions-League-Spiel wegen einer Beleidigung des Referees vom Platz, Cristiano Ronaldo verwandelte gegen den Ersatztorwart Wojciech Szczesny - und riss mal wieder als Erstes sein Trikot vom Leib.

Konsequenz: Real Madrid qualifizierte sich zum achten Mal in Serie für das Halbfinale der Champions League. Getreu einem wahnwitzigen Drehbuch.

Auf den Tribünen des Bernabéu-Stadions wurde mit den Zähnen geklappert, kalter Schweiß ausgesondert, wegen der winterlichen Kälte, aber auch wegen der beiden Treffer des früheren Bundesliga-Profis Mario Mandzukic. Das erste Tor erzielte er nach nur 72 Sekunden: ein anderer Ex-Münchner, Douglas Costa, hatte im Mittelfeld einen Ball erobert, auf der rechten Seite den Weltmeister Sami Khedira bedient, der bequem eine Flanke zu Mandzukic schaufeln konnte. Der Kroate schlug dann in der 36. Minute auf nahezu identische Weise zu, diesmal nach Vorarbeit des früh eingewechselten Stephan Lichtsteiner.

Zum ersten Mal lag Real 0:3 zurück

Dazwischen lag eine extrem unterhaltsame Partie, die sich insofern von der Vortagssensation - dem 3:0-Triumph von AS Rom gegen den FC Barcelona - insofern unterschied, als beide Mannschaften ebenbürtig waren. Und haufenweise Chancen hatten. Juves Mittelstürmer Gonzalo Higuaín tauchte in der 8. Minute ähnlich allein vor Keylor Navas auf wie später Madrids 100-Millionen-Mann Gareth Bale vor Buffon. Kurz vor der Pause konnte Buffon von Glück reden, dass ein formidabler Kopfball von Raphaël Varane nach Freistoß von Real Madrids Mittelfeldspieler Toni Kroos an der Querlatte landete.

Zur zweiten Halbzeit schickte Reals Trainer Zinédine Zidane zwei Neue aufs Feld: Lucas Vázquez und Marco Asensio, für den defensiven Casemiro sowie Gareth Bale. Es war die Ansage, dass er die kompromisslose Offensive suchte. Mehr Tempo auf dem Platz, um die Seele zu beruhigen. Entsprechend hoch blieb der Rhythmus der Partie. Ronaldo (57.) und Higuaín (59.) prüften Navas bzw. Buffon aus der Distanz. Doch dann patzte Navas: Ein Flankenball von Douglas Costa flutschte ihm aus den Handschuhen, Matuidi stolperte den Ball über die Linie - und egalisierte Reals Hinspielvorsprung.

Es war das erste Mal überhaupt seit Existenz der Königsklasse, dass Real Madrid mit 0:3 zurücklag. Es vergingen Minuten, in denen Madrid groggy wirkte. Und Juve auf den Energiespar-Modus schaltete. Real kam zu Chancen, zunächst durch Isco (78.), dessen abgefälschten Schuss Buffon zur Ecke lenken konnte, dann durch Varane, dessen Drehschuss (79.) knapp am Tor vorbeistrich. Erst dann kam der Elfmeter, und das tragische Ende für Gianluigi Buffon.

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