Champions League:Pep reist in die eigene Vergangenheit

Champions League: "Er hat uns alle geprägt": Seine früheren Spieler feiern Pep Guardiola noch heute.

"Er hat uns alle geprägt": Seine früheren Spieler feiern Pep Guardiola noch heute.

(Foto: AFP)

Zum zweiten Mal nach 2015 betritt Pep Guardiola das Camp Nou als Trainer einer anderen Mannschaft. Bei seiner Rückkehr wird er mit Vorwürfen konfrontiert.

Von Javier Cáceres, Barcelona

Es wird eine Rückkehr der besonderen Art sein für Pep Guardiola - am Tag nach dem Champions-League-Spiel von Manchester City beim FC Barcelona (Mittwoch, 20.45 Uhr/Sky). Der Coach des Tabellenführers der englischen Premier League kehrt dorthin zurück, wo wirklich alles begann: ins Miniestadi, das kleine Stadion neben dem Camp Nou des FC Barcelona. Dort hatte er im Jahr 2007 sein erstes Spiel als Trainer gefeiert, genauer: als Coach von "Barça B", das im Miniestadi seine Spiele auszutragen pflegt - und das er für den Tag nach dem Spiel als Trainingsgelände gebucht hat.

Jene Saison im Miniestadi sei "die größte Herausforderung" seiner Trainerkarriere gewesen, pflegt Guardiola zu sagen. Denn wenn er mit der damals gerade abgestiegenen zweiten Mannschaft gescheitert wäre, statt ihr zum sofortigen Wiederaufstieg in die zweite Liga zu verhelfen, wäre er nicht zum Cheftrainer beim FC Barcelona berufen worden, hätte dort den Fußball nicht um eine neue Dimension erweitert und 14 Titel gewonnen, wäre er 2013 nicht zum FC Bayern gewechselt und nicht in diesem Sommer nach England weitergezogen. Und er würde nicht zum zweiten Mal als Coach einer Mannschaft, die nicht Barça heißt, ins Camp Nou zurückkehren, wo er Balljunge, Spieler und Trainer war.

"Dieses Stadion ist Teil meines Lebens. Es ist immmer etwas Besonderes", sagte er am Dienstagabend im Presseraum des Stadions Camp Nou.

Große Erwartungen vor einem Gruppenspiel

Natürlich liegt auch diesmal wieder ein Flirren in der Luft. Von jeder Rückkehr Guardiolas, der von 2008 bis 2012 die erste Mannschaft Barças leitete, nimmt die Stadt Notiz; die Zeitungen waren am Dienstag voll mit Berichten über den Buben aus dem katalanischen Dorf Santpedor und sein neues Leben in England. Sport und El Mundo Deportivo widmeten dem Duell zusammen knapp 30 Seiten, "die Erwartungshaltung ist maximal", schrieb ein Kolumnist. Und doch ist nichts wie beim ersten Mal. Nie ist etwas wie beim ersten Mal.

Allein sportlich besteht ein Unterschied: Seinerzeit, im Mai 2015, ging es für den Bayern-Trainer Guardiola im Halbfinal-Hinspiel um den Einzug ins Endspiel der Champions League von Berlin (das schließlich Barcelona gegen Juventus Turin gewann) und nicht wie diesmal nur um die Tabellenführung in der Gruppe C.

Die Bedeutung, die Barcelona damals der Begegnung beimaß, konnte man schon daran ablesen, dass seinerzeit Barças Galionsfigur Lionel Messi seine erste Pressekonferenz nach fast zwei Jahren abhielt. Auch, um den Hype um Pep einzufangen und die Titelseiten der Stadt zu erobern, die sonst nur der Reise Peps in die eigene Vergangenheit gegolten hätten. Anderntags brillierte Messi auf dem Feld, steuerte zwei Treffer zum 3:0-Sieg gegen die Münchner bei und bereitete Neymars dritten Treffer vor.

Der beste Trainer gegen die Maschine

An diesem Dienstag hießen die Gesprächspartner der Medien Gerard Piqué, der Innenverteidiger, und Luis Enrique, Guardiolas Freund und Nachfolger auf Barças Trainerbank. Vor den Medien ergossen sie sich in Elogen auf Guardiola, vor allem Piqué: "Pep hat uns alle geprägt. Es hat unsere Sicht auf den Fußball und die Geschichte dieses Klubs verändert. Es gibt eine Zeit vor Pep und eine Zeit nach Pep", sagte er. "Pep ist der beste Trainer der Gegenwart", sekundierte Luis Enrique.

Aber der beste Spieler ist immer noch Lionel Messi, der pünktlich zur Visite Guardiolas eine Adduktorenverletzung überwand und motiviert zu sein scheint wie 2015. Am Samstag steuerte Messi zum 4:0 gegen Deportivo La Coruña ein Traumtor bei. "Ich freue mich, dass er seine Verletzung überwunden hat", sagte Guardiola. Immer wieder tauchen aber auch Gerüchte auf, wonach Guardiola Barça plündern wolle.

Am Dienstag wärmte die englische Sun einen Bericht über Citys angebliches Interesse an Messi und Neymar auf. Darüber hatte El Mundo Deportivo im September berichtet. "Así no, Pep" (So nicht, Pep) empörte sich damals die Zeitung, die Guardiola seit Jahren anfeindet. In Barcelona wurde Guardiola darauf angesprochen, und er ging zu einem Gegenangriff über, in dessen Verlauf er interessante Details aus der Vergangenheit bloßlegte.

Nicht er habe seinerzeit Thiago Alcántara angesprochen, um ihn zum FC Bayern zu holen, der Spieler habe (über seinen Manager Pere Guardiola, Peps Bruder) seinen Wechselwillen bekundet. Ähnlich habe es sich beim deutschen Barça-Torwart Marc-André ter Stegen verhalten, der häufiger spielen wollte und zwischenzeitlich in Manchester im Gespräch war. Neymar? Den habe er einst tatsächlich angerufen, erst um ihn von einem Wechsel nach Barcelona zu überzeugen; später erneut, als der Deal mit Barça angeblich wackelte, weil Real Madrid dazwischengrätschte. "Da habe ich wissen wollen, ob er zum FC Bayern käme", bestätigte Guardiola erstmals. "Aber ich habe ihm auch gesagt: Wenn du zu Barça gehen kannst, geh' zu Barça."

Dort spielt Neymar immer noch, an der Seite von Messi, den Guardiola wiederum nie angerufen haben will. "Mehr noch: In seinem Fall hoffe ich, dass er seine Karriere hier beendet", sagte Guardiola.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: