Champions League:Neuer im Viertelfinale

Kurz vor Schluss des Achtelfinals ging Porto mit 1:0 in Führung. Es blieb dabei, die Verlängerung brachte keine weiteren Tore. Die Entscheidung fiel am Elfmeterpunkt.

Schalke 04 hat viele Anhänger, aber so viele wie an diesem Abend hatte der Klub noch nie. Vor dem Achtelfinal-Rückspiel in der Champions League beim FC Porto waren Grußadressen aus der ganzen Republik bei den Schalkern eingetroffen, außer aus Dortmund vermutlich. Als letztverbliebene deutsche Elf in diesem edlen Wettbewerb durften sich die Schalker rundum unterstützt fühlen, und sie brauchten in der Tat eine Menge Beistand, um erstmals in der Vereinsgeschichte ins Viertelfinale der Königsklasse einzuziehen. 4:1 siegten die Schalker im Elfmeterschießen, nachdem es nach regulärer Spielzeit 1:0 für Porto gestanden hatte. 120 Minuten lang hatten die Schalker sehr gut gekämpft, aber sehr schlecht gespielt - aber umso überragender spielte Torwart Manuel Neuer, der die Elfmeter von Alves und Lopez sensationell parierte. Und die Schalker Rafinha, Rakitic, Altintop und Jones schossen ihre Strafstöße so selbstbewusst, wie man das nach diesem Spiel eher nicht erwartet hätte.

neuer schalke porto champions league

Held des Abends: Manuel Neuer.

(Foto: Foto: Reuters)

Trainer Mirko Slomka, dem das Ergebnis weiterhelfen dürfte, aber nicht unbedingt der Vortrag seiner Mannschaft, hatte immerhin seine personellen Lehren aus dem mauen 0:1 gegen den FC Bayern gezogen. In Kobiaschwili, Jones und Halil Altintop brachte er drei neue Kräfte, und sicherheitshalber hatten die Schalker auch noch das traditionelle Königsblau im Schrank gelassen. In sattem Königsorange traten sie auf, aber das war das einzige Leuchten, das vom Spiel der Gelsenkirchener ausging. Zunächst standen sie massiv in jenem kompakten 4-4-2-System, das Slomka sich für diese Partie hatte einfallen lassen. Mit Großmüller und Kobiaschwili neben den doppelten Sechsern Ernst und Jones hatte er sein Mittelfeld defensiver komponiert als erwartet; der offensive Rakitic saß draußen auf der Bank und musste mit ansehen, wie die Schalker die Gastgeber immer mehr in dieses Spiel hineinließen. Ganz hinten, wo die Schalker an guten Tagen so herrlich robust verteidigen können, wirkte Slomkas Elf nervös. Erstaunlich körperlos nahmen die Schalker die Portugiesen in Empfang, und vor allem über die rechte Seite, über Offensivverteidiger Bosingwa, startete Porto immer wieder seine Angriffe. Nach zehn Minuten machte Porto ernst: Erst wehrte Torwart Neuer einen Distanzschuss ab (12.), eine Minute später lenkte er einen Kopfball von Sektioui mit einem unorthodoxen Unterarm-Reflex zur Ecke.

Es waren die Schalker, die die Gäste in dieses Spiel hineingebeten hatten, und bekamen sie sie nicht mehr heraus. Allein der athletische Jones zeigte sich immer wieder, mit eroberten Bällen machte er sich mitunter auf den Weg in die portugiesische Hälfte, aber mangels geeigneter Unterstützung blieben auch seine Bemühungen weitgehend ohne Ertrag.

Acht zu null Torschüsse hatten die Portugiesen nach 25 Minuten angehäuft - zwei Minuten später stand es acht zu eins, wobei Westermanns Distanzschuss nur mit gutem Willen Eingang in die Statistik fand. Dennoch blieb es Schalkes einzige Chance in der ersten Hälfte, die Slomkas Elf rechnerisch mit einem tauglichen Ergebnis abschloss. Optisch aber durfte man sich Sorgen machen um Schalke, das sein erklärtes spielerisches Ziel bis dahin nicht erreicht hatte. Slomka hatte Balance als oberstes Spielziel ausgegeben - zwar sollte die auf Schalke etwas sehr heilige Defensivnull gut verteidigt werden, aber natürlich wollte man sich auch offensiv Respekt verschaffen. Dieser Plan ging nicht auf - der vom Nachschub abgeschnittene Kuranyi etwa war praktisch nicht vorhanden.

Neuer im Viertelfinale

Nach der Pause änderte sich die Partie kaum: Porto griff an, Schalke wehrte sich. In der 55. Minute schien der Bundesligist aber dann doch geschlagen: Quaresma löffelte einen Freistoß auf den Kopf von Gonzalez, der verlängerte auf Sektioui - das reichte, um Schalkes Abwehr zu übertölpeln, aber nicht, um den grandios reagierenden Neuer zu überwinden, der im Stile eines Handballkeepers heranflog und mit dem Fuß parierte.

Schalke wankte, Schalke schwankte, aber wie aus dem Nichts hätten sie die Partie doch entscheiden müssen. Portos Keeper Helton hielt einen Schalker Schuss außerhalb des Strafraums mit der Hand auf - ein klarer Platzverweis, aber Schiedsrichter Webb entschied anders. Porto drückte erleichtert weiter, aber bei aller Überlegenheit war doch auffällig, dass dieser technisch feinen Elf in Strafraumnähe der Punch fehlte - was auch die Portugiesen so langsam zu nerven schien. Als Fucile rüde gegen Kobiaschwili grätschte, zeigte ihm Webb die rote Karte (82.). So nahe schienen die Schalker nun ihrer geliebten Null, aber dann setzte Lisandro Lopez an der Strafraumkante zu einem Drehschuss an und erzielte den überfälligen Ausgleich (86.).

Es ging in die Verlängerung, und nun fiel den Schalkern doch wieder ein, warum sie eigentlich hier waren: zum Fußballspielen. In Überzahl gaben sie ihre sture Defensive auf, aber trotzdem brauchten sie wieder den Torwart, um im Spiel zu bleiben: Neuer parierte auch gegen den allein auf ihn zulaufenden Quaresma (102.) glänzend - wie auch in der 116. Minute gegen Pedro Emanuel. Und am Ende stand Neuer erst recht in den Mittelpunkt: im Elfmeterschießen.

Zur SZ-Startseite
Jetzt entdecken

Gutscheine: