Champions League:Münchner Heimspiel in Mailand

Der FC Bayern besiegt dank der konsequenten Strategie von Trainer Felix Magath Inter in San Siro mit 2:0.

Viele haben gelächelt, als Felix Magath vor der Abreise nach Mailand von einer "komfortablen Situation" für seine Mannschaft sprach. Aber der Trainer des FC Bayern hat es ernst gemeint, und das hat er mit seiner selbstbewussten Strategie auch nachgewiesen. So war es zweifellos auch sein Verdienst, dass die Bayern ihr Spiel bei Inter Mailand 2:0 gewannen und eine überzeugende Vorstellung boten. Dieser Sieg trug die Handschrift des Trainers und dürfte seine schwierige Stellung im Betrieb des Meisters kräftig gefestigt haben.

Spätestens nach einer halben Stunde machte die zahlende Kundschaft im Giuseppe-Meazza-Stadion von ihrem Recht auf Beschwerde Gebrauch. Bestellt hatte man ein Heimspiel des amtierenden italienischen Meisters, aber hier lag offensichtlich ein Lieferfehler vor. Während Hausherr Inter zaghaft und zögerlich auftrat, führten die Gäste aus Monaco deutlich öfter den Ball und machten auch keine Anstalten, sich demütig in die Verteidigungshaltung zurückzuziehen. Waren das wirklich dieselben Bayern, die Inters Späher bei den beiden vergangenen Bundesliga-Partien in Bielefeld und gegen Aachen beobachtet hatten?

Ottl voller Vorwärtsdrang

Gestern Abend jedenfalls stand eine eingespielte und gut abgestimmte Münchner Elf auf dem Platz. Von der Variante mit drei Angreifern hatte sich Felix Magath zwar verabschiedet - der zuletzt selten überzeugende Roque Santa Cruz rotierte auf die Ersatzbank -, doch bedeutete das keineswegs eine Festlegung auf die Defensive. Munter trieb das Mittelfeld den Ball in die Mailänder Abwehrhälfte, flankiert von den beiden offensiv orientierten Außenverteidigern Sagnol und Lahm, die in Schweinsteiger und Salihamidzic Anschluss-Stationen auf den Flügeln fanden. Die produktive Paarbildung ergänzten im Zentrum van Bommel und der junge Ottl, der seine Rolle als Abräumer vor der Abwehr couragiert und voller Vorwärtsdrang auslegte. In der Viererkette hielt derweil van Buyten treusorgend Stellung, und bekam dabei überraschend zuverlässig Unterstützung von Lúcio, der diesmal auf seine berüchtigten Ausflüge verzichtete. Offensichtlich hatte man ihm gut zugeredet, jedenfalls legte er mechanisch den Rückwärtsgang ein, sobald er einmal die Mittellinie überschritten hatte.

Dabei mussten sich die Münchner weniger der energischen Angriffe der Hausherren erwehren als einer Reihe von Härten, welche die Inter-Spieler großzügig an ihre Gäste verteilten. Mittelfeldlenker Stankovic etwa trat so entschieden auf Lúcios Sprunggelenk, als ob er ein Feuer löschen wollte - der brasilianische Verteidiger musste minutenlang behandelt werden. Wenig später kam es dann zum Kampf der Giganten: Ibrahimovic (1,92 Meter) gegen van Buyten (1,96 Meter) - ein Duell im Strafraum, das stark an den Sport erinnerte, den van Buytens Vater Franz einst auf den Jahrmärkten Mitteleuropas aufgeführt hatte: Für die Catcheinlage mit Griff ans Nasenbein bekam Ibrahimovic die Quittung in Form einer Gelben Karte. Das hatte Konsequenzen: Nach 57 Minuten folgte wegen eines Fouls an Schweinsteiger die nächste Gelbe Karte für den schwedischen Nationalspieler und so musste er das Feld verlassen und Inter mit zehn Mann zurechtkommen.

Zwei rote Karten

Fast hätte Ibramhovic auch seiner eigentlichen Bestimmung als Angreifer genügt. In der zwölften Minute hatte ihn Stankovic steil geschickt, mitten hinein in einen Münchner Angriff, der die Deckung vollkommen entblößte, aber Kahn warf sich dem Stürmer entgegen und wehrte den Ball ab. Das war allerdings das einzige Mal, das der Torwart ernsthaft einschreiten musste während der ersten Halbzeit, in der die Bayern die volle Kontrolle über die Partie ausübten, dabei aber wenig Gefahr entwickelten. Ein Torschuss von Makaay blieb eine dürre Beute der Überlegenheit. "Zu unserem Glück fehlt ein Tor, ansonsten machen wir ein klasse Spiel", erzählte ein frohgemuter Felix Magath vor dem Wiederanpfiff dem TV-Reporter, und er sollte auch weiterhin Grund zur Freude haben. Bayern behielt seine Linie bei, und ging nach dem Platzverweis für Ibrahimovic sogar noch größeres Risiko. Scholl nahm den Platz von Salihamidzic ein, um mehr Gefahr in die Spitze zu bringen, doch wie es so üblich ist im Fußball: Fast hätte Inter das Tor geschossen, Crespo stand kurz davor, scheiterte aber an Kahn, der stark reagierte. Die Bayern erhöhten dennoch den Druck und suchten ihre Chancen - und wurden belohnt: Makaay bediente Pizarro, der sich im Stolpern gegen Grosso durchsetzt, 1:0. Grosso war darüber so erzürnt, dass er sich später eine üble Tätlichkeit gegen Sagnol leistete und folgerichtig Rot sah. So war der Weg frei für den Sieg, und eine Zugabe obendrein. Der eingewechselte Podolski legte in der Nachspielzeit nach schön geschwungener Kurve um Torwart Cesar herum das 2:0 nach.

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