Champions League:Monaco bestraft Leipzigs Zwinkern

Champions League: Monacos Youri Tielemans (re.) gelingt das 1:1.

Monacos Youri Tielemans (re.) gelingt das 1:1.

(Foto: Michael Sohn/AP)

Von Javier Cáceres, Leipzig

Es war am Mittwochabend tatsächlich so etwas wie Ergriffenheit zu spüren, als in der Leipziger Arena die Champions-League-Hymne ertönte. Es war ja auch das erste Mal, dass sie in einem Stadion des deutschen Ostens zu hören war. Das jetzige Format der Königsklasse des europäischen Fußballs wurde in den Neunzigerjahren begründet, als die Mauer gefallen und die Klubs der früheren DDR bereits langsam in der Versenkung verschwunden waren. Auf dem Rasen allerdings war von Ehrfurcht eher wenig zu spüren, obwohl RB Leipzig sich im bei seinem Champions-League-Debüt der AS Monaco und damit dem Halbfinalisten der Vorsaison gegenüber sah. Die Leipziger werden sich eines Tages an einen überaus würdigen Auftritt erinnern können, der mit einem gerechten 1:1 (1:1) endete.

Gleichwohl mussten die Leipziger gegen die Monegassen lernen, dass die Anforderungen der Champions League es nicht erlauben, zu zwinkern. Denn wer weiß, ob es nicht doch zu einem Sieg gelangt hätte, wenn die Konzentration in einem Moment der Euphorie nicht perdu gegangen wäre.

Leipzig tut sich schwer damit, Naby Keita zu ersetzen

33 Minuten waren vergangen, als der schwedische Regisseur der Sachsen, Emil Forsberg, den ersten vielversprechenden Angriff der Partie mit dem Führungstreffer abgeschlossen hatte. RB-Stürmer Yussuf Poulsen hatte einen Pass von Linksverteidiger Marcel Halstenberg mit einer fast unmerklichen Geste auf Forsberg weitergeleitet. Als Forsberg nach einem einsamen Lauf über die linke Seite am Fünfmeterraum angekommen war, legte er den Ball nicht etwa einem der mitgelaufenen Stürmer auf. Sondern düpierte den ehemaligen Wolfsburger Diego Benaglio, der für den kurzfristig verletzten Stammkeeper Danijel Subasic (Knöchelverletzung) eingesprungen war: Forsberg versenkte den Ball am kurzen Pfosten. Keine 120 Sekunden später aber strafte Monaco die Leipziger dafür ab, dass sie sich geistig für einen kurzen Moment in die Hängematte gelegt hatten. Djibril Sidibé setzte sich auf der rechten Seite gegen zwei Leipziger durch, flankte in den Strafraum, wo der seit Jahren als Toptalent gehandelte Belgier Youri Tielemans den Ball ins Tor stocherte, nachdem ihn Diakhaby per Kopf abgelegt hatte.

Es waren im Grunde die beiden einzigen wirklichen Chancen der ersten Halbzeit. Monacos kolumbianischer Kapitän Radamel Falcao wurde von den Leipziger Innenverteidigern Willi Orban und dem gigantischen Dayot Upamecano ähnlich gut bewacht wie auf der anderen Seite Timo Werner von den Monegassen. Die Profis aus dem Fürstentum, die am vergangenen Wochenende beim OGC Nizza eine 0:4-Niederlage hatten einstecken müssen, zollten den Leipziger Neulingen überdies bemerkenswerten Respekt: Sie standen tief und massiert in der eigenen Hälfte, und waren erkennbar darauf bedacht, das Risiko zu scheuen und Räume zu verengen.

Für die Leipziger, die ohnehin keine Freunde übermäßigen Ballbesitzes sind, war das auch deshalb Gift, weil Forsberg im Mittelfeld ein kongenialer Partner fehlte. Naby Keita, der bei den Leipzigern zu den kreativeren Kräften zählt, hatte sich am vergangenen Bundesligaspieltag in Hamburg an den Adduktoren verletzt - und war nicht fit geworden. Nach der Pause änderte sich die Grunddynamik der Partie kaum. Auch nicht, als Forsberg sich nach einer knappen Stunde verabschieden musste, er hatte in der vergangenen Woche noch mit einer Angina zu kämpfen gehabt. Für den Schweden kam Kevin Kampl, der in diesem Sommer für eine Ablöse von etwa 20 Millionen Euro bei Bayer Leverkusen gekommen war. Er hatte die eine oder andere gute Szene - doch kein Vergleich zu einem weiteren Zugang der Leipziger, dem explosiven Stürmer Jean-Kévin Augustin, der im Sommer von Paris St.-Germain gekommen war. Zwei Minuten nach seiner Einwechslung für Poulsen (80.) schickte ihn Lukas Klostermann in den Strafraum. Doch mit seinem Schuss aus spitzem Winkel traf Augustin bloß Monacos Torwart Benaglio. Es blieb daher bei dem beachtlichen Auftakt-Remis für die Leipziger.

"Natürlich hätten wir gern gewonnen, doch Monaco hat sehr gut verteidigt", sagte Timo Werner und fügte stolz hinzu: "Wir haben gezeigt, dass wir mithalten können."

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