Champions League:Joker Schürrle bestraft Madrid

Champions League: André Schürrle: Wertvolles Tor zum 2:2

André Schürrle: Wertvolles Tor zum 2:2

(Foto: AFP)

In der Nachspielzeit mussten die 66 000 Zuschauer im Dortmunder Stadion noch einmal den Atem anhalten, als der Ball scharf vor das Tor von Roman Bürki geflogen kam, hin zum entfernten Pfosten, wo Gareth Bale lauerte, der Angreifer von Real Madrid. Doch der brachte seine Fußspitze nicht mehr ans Spielgerät, der Ball rauschte vorbei und mit ihm die Gefahr einer Niederlage. Fans, Funktionäre und Spieler von Borussia Dortmund durften aufatmen - das 2:2 (1:1) hatte Bestand in der Champions-League-Begegnung mit dem Titelverteidiger Real Madrid.

Nach dem rauschhaften 6:0 bei Legia Warschau, zum Auftakt dieser Spielzeit, mussten sich die Dortmunder also mit einem Punkt begnügen. "Wir nehmen das Ergebnis gerne", versicherte ihr Trainer Thomas Tuchel und offenbarte doch einen Zweispalt der Gefühle. "Es fühlt sich gut an, nicht verloren zu haben nach zweimaligem Rückstand", fuhr er fort, "aber ich habe auch das Gefühl, es wäre noch mehr drin gewesen."

Genauso sah es André Schürrle, der mit seinem satten Schuss zum 2:2 (87. Minute) den Punkt gerettet hatte: "Wir können damit zufrieden sein, aber da wird sicher noch viel mehr von uns kommen können." Es war in der Tat mehr drin gewesen für die Dortmunder, vor allem in der ersten Halbzeit waren sie drückend überlegen, "nur auf den letzten zwanzig Metern vor dem Tor haben wir nicht mehr sauber und präzise genug gespielt", haderte Tuchel mit der Umsetzung der Feldvorteile in Tore.

Zidane kann seine Kritiker nicht besänftigen

Phasenweise erinnerten die Borussen im ersten Durchgang an ihren legendären Halbfinal-Triumph gegen Real von 2013, als Robert Lewandowski viermal traf beim 4:1. Nur schlug sich ihre Überlegenheit diesmal nicht in der Tordifferenz nieder. Bei Real Madrid hatten die jüngsten Resultate für Unruhe gesorgt, der mühsame 2:1-Sieg zum Champions-League-Auftakt gegen Sporting Lissabon, die beiden Unentschieden in der heimischen Liga gegen Villarreal (1:1) und Las Palmas (2:2). Und der Auftritt in Dortmund dürfte den zunehmenden Unmut von Präsident Florentino Perez über die uninspirierte Arbeit von Trainer Zinédine Zidane nicht sehr gemildert haben.

Dessen Spielidee bestand am Dienstagabend im Wesentlichen darin, irgendwie seine BBC in Szene zu setzen - das aus Karim Benzema, Gareth Bale und Cristiano Ronaldo bestehende Angriffstrio. Über diese Drei lief dann auch der Konter, der zum überraschenden 0:1 führte, als man eher mit einem 1:0 für die Borussia gerechnet hatte: eingeleitet an der Mittellinie vom Franzosen Benzema, weitergeleitet vom Deutschen Toni Kroos, per Hackentrick und mit etwas Glück durch die Beine von Matthias Ginter durchgesteckt vom Waliser Bale, vollendet vom Portugiesen Ronaldo (17.).

Am Spielgeschehen änderte das wenig, der Ball lief weiterhin flott durch die Dortmunder Reihen in Richtung des Madrider Tores. Um darin zu landen, bedurfte es dann freilich einer gewissen Mithilfe der Gäste. Einen Freistoß von Rafael Guerreiro faustete Real-Torwart Keylor Navas nach vorne weg, wo der Ball von seinem Innenverteidiger Raphaël Varane abprallte und auch dann ins Netz gekullert wäre, wenn ihm Pierre-Emerick Aubameyang vorsichtshalber nicht noch einen Schubs gegeben hätte (43.).

Varane staubt ab

Navas merkte man in dieser Szene an, dass ihm die Spielpraxis fehlte: Er bestritt nach überstandenen Achillessehnenproblemen sein erstes Saisonspiel; immerhin lernte er schnell aus seinem Fauxpas - fortan faustete er den Ball zur Seite weg, etwa bei Schüssen von Aubameyang (52.), Guerreiro (70.) oder Emre Mor (82.). Zuvor hätte er freilich keine Chance gehabt, als der quirlige Ousmane Dembélé nach einem seiner feinen Dribblings nur knapp das Tordreieck verfehlte (51.). Wie das so ist, wenn man seine Chancen nicht nutzt - dann tut es eben der Gegner.

Nach den Gelegenheiten von Dembélé und Aubameyang kam Reals Elf etwas besser ins Spiel, "da haben wir den Zugriff verloren", stellte Thomas Tuchel fest, "und den Ball mehrmals einfach weggeschenkt". Die Folge: Nach einem schnell ausgeführten Eckstoß von der linken Seite und einem anschließenden Pfostentreffer von Benzema staubte Varane zum 2:1 für Madrid ab (68.). Der neuerliche Rückstand animierte die Borussen dann immerhin wieder zu stärkeren Aktivitäten.

Nachdem Tuchel bereits den Weltmeister André Schürrle für dessen Weltmeister-Kollegen Mario Götze eingewechselt hatte, brachte er in den Teenagern Christian Pulisic, 18, und Emre Mor, 19, in der Schlussphase weitere frische Kräfte, seine Borussen erhöhten noch einmal den Druck - und wurden zumindest mit dem Ausgleich belohnt. Nach einer Flanke von Pulisic donnerte Schürrle den Ball unhaltbar für Navas unter die Latte (87.). Trotz der weiterhin latenten Kontergefahr durch Reals namhafte Sturmreihe drängten die Dortmunder weiter, aber am Ende konnten sie doch froh sein, dass Bale in der Nachspielzeit knapp am Ball vorbeischlitterte.

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