FC Bayern:In Gedanken schon beim Schiedsrichter

Hannover 96 v FC Bayern Muenchen - Bundesliga

Eher nicht in der Startelf gegen Real Madrid - oder vielleicht doch? Arjen Robben.

(Foto: Bongarts/Getty Images)
  • Fast schweißfrei gewinnt der FC Bayern 3:0 gegen Hannover.
  • Jupp Heynckes sieht seine Mannschaft vor dem Spiel gegen Real Madrid "topfit", Arjen Robben sagt: "Das Wichtigste ist, dass heute alle gesund geblieben sind."
  • Das Halbfinal-Hinspiel pfeift übrigens der erfahrene Niederländer Björn Kuipers.

Von Javier Cáceres, Hannover

Die Nachricht des Tages tat sich im Kabinentrakt auf, kurz nach dem Ende der Partie. Da war zu beobachten, dass es tatsächlich einen Vertreter des FC Bayern gegeben hatte, der am Samstag bei Hannover 96 sein Hemd komplett durchgeschwitzt hatte: Präsident Uli Hoeneß. Er musste in der Sonne gesessen haben, denn dass die Partie, die seine Mannschaft 3:0 (0:0) gewann, die Transpiration förderte, hatte man für ausgeschlossen halten können, ehe Hoeneß für den Spruch des Tages sorgte. Denn als ihn jemand fragte, ob Real Madrid am Mittwoch im Hinspiel des Champions-League-Halbfinales einen Vorteil habe, weil der spanische Rekordmeister am Wochenende pausieren durfte, weil der Termin für das Pokalfinale zwischen dem FC Barcelona und dem FC Sevilla reserviert war, da entgegnete Hoeneß: "Wir gehen ja auch mit einer Pause ins Spiel. Heute war Pause."

Damit war eine Menge und vor allem viel Richtiges über eine Partie gesagt, in der Trainer Jupp Heynckes dennoch ein "exzellentes Spiel" seines Teams gesehen hatte. Die FC-Bayern-Dominanz hatte wegen der nationalen Hegemonie der Münchner einerseits erwartet werden dürfen.

Ein Indiz, dass Robben gegen Real nicht in der Startelf steht

Andererseits war es schon beeindruckend, was sich die Mannschaft unter der niedersächsischen Sonne alles nicht anmerken ließ: nicht die sieben Wechsel in der Startformation im Vergleich zum vorhergehenden Spiel, wegen derer Hummels, Ribéry, Martínez, Lewandowski, Müller und Kimmich auf der Ersatzbank Platz nahmen; nicht den Umstand, dass der Innenverteidiger Niklas Süle im Mittelfeld spielte und der 18 jahre alte Lars Lukas Mai in der Innenverteidigung sein (übrigens durchaus bemerkenswertes) Bundesligadebüt feierte; erst recht nicht, dass die Bayern-Profis bei direkten Kämpfen um den Ball nach Möglichkeit den Fuß zurückzogen. Das einzige, was die Bayern am Samstag nicht kaschieren konnten, war, dass sie in Gedanken längst bei Real Madrid waren. Was ja andererseits nur der Logik folgte.

Das vorhergehende Spiel (6:2 bei Bayer Leverkusen) hatte den Einzug ins DFB-Pokalfinale gegen Eintracht Frankfurt bedeutet, der deutsche Meistertitel war schon vorher gesichert worden. Welches Ziel also sollen die Bayern noch vor Augen haben, außer den Titel in der europäischen Königsklasse zu holen, den Real insgesamt zwölfmal und zuletzt zweimal in Serie gewonnen hat? "Wir freuen uns auf den Klassiker gegen Madrid", erklärte Torwart Sven Ulreich, der in der ersten Halbzeit zwei brillante Aktionen zeigte und damit den Sieg ermöglichte, den Thomas Müller (57.), Robert Lewandowski (73.) sowie Sebastian Rudy (89.) herausschossen.

Den ersten Saisontreffer Rudys sah Arjen Robben, bereits in Zivil gekleidet, vor einem TV-Schirm in den Katakomben der Arena Hannovers; der Niederländer hatte seinen Platz und die Kapitänsbinde zur Halbzeit an Müller abtreten müssen. Das konnte man als Indiz dafür werten, dass Robben gegen seinen ehemaligen Klub Real nicht in der Startelf stehen wird. Doch Robben biss sich auf dieselben Lippen, die er in der Vergangenheit bei Nichtberücksichtigungen oder Auswechslungen zu einem solch prallen Schmollmund formte, dass er durchaus als Mick-Jagger-Double hätte arbeiten können.

"Da haben wir einen richtig guten Trainer, und er wird schon die richtige Entscheidung für die Mannschaft treffen", sagte er artig über seinen Vorgesetzten - und freute sich, auch für Jupp Heynckes, dass der Sommerausflug an den Maschsee weitgehend unfallfrei verlaufen war: "Das Wichtigste ist, dass heute alle gesund geblieben sind."

Im Vorjahr fühlte sich Klub-Boss Rummenigge "beschissen"

Einzig der defensive Mittelfeldspieler Javi Martínez musste nach einem Tritt eines 96-ers den Heimweg mit einer Bandage am linken Knie antreten, doch auch er signalisierte, dass alles okay sei für den Mittwoch. Heynckes' Vorgänger Carlo Ancelotti hatte bei den Viertelfinal-Duellen des vergangenen Jahres gegen Real auch damit zu kämpfen, dass "drei, vier Spieler nur bei 50 Prozent waren", wie Robben in Erinnerung rief. Nun sei der Kader aber "topfit", wie Heynckes bestätigte - mit Ausnahme der Langzeitverletzten, versteht sich.

Eine weitere Frage, die nun in den Vordergrund rückt, ist die Besetzung des Schiedsrichters. Denn die physischen Probleme der Bayern waren im Vorjahr ja nichts im Vergleich zum Referee des Viertelfinal-Rückspiels, in dem sich Klub-Boss Karlheinz Rummenigge "beschissen" fühlte. Auch Hoeneß erinnerte am Samstag daran. "Ich bin ja normalerweise keiner, der über Schiedsrichter schimpft", meinte er, ohne Rücksicht auf diverses Archivmaterial, welches das Gegenteil belegt, "aber der (Ungar Viktor Kassai/d. Red.) hat ja nicht nur einen elementaren Fehler gemacht, sondern drei, vier. Und das war einfach mehr als peinlich." Am Montag zerstreute die Uefa dann die Bedenken, in dem sie den erfahrenen Niederländer Björn Kuipers für die Leitung des Hinspiels nominierte.

Die Halbfinal-Hinspiele in der Champions League

Dienstag, 24. April (Rückspiel: 2.5.) FC Liverpool - AS Rom 20.45

Mittwoch, 25. April (Rückspiel: 1.5.) FC Bayern München - Real Madrid ZDF / 20.45

Finale am 26. Mai in Kiew.

Auch vor diesem Hintergrund sei ein gutes Hinspiel-Resultat von Belang, diese Marschrichtung gab Thomas Müller aus. "Wir müssen nach vorne spielen, Tore erzielen wollen, die Schwächen, die Real auch hat, ausnutzen", sagte Müller. Natürlich sprechen sie alle voller Hochachtung über den Titelverteidiger, aber sie haben auch registriert, dass Real Madrid vor wenigen Wochen das Viertelfinal-Rückspiel gegen Juventus Turin im Bernabéu 1:3 verlor. "Auch wenn sie weitergekommen sind: Sie sind verwundbar", sagte Müller.

Als schlechtestes Omen empfinden es die Bayern nicht, dass Heynckes 2012 beim letzten K.-o.-Sieg gegen Real auf der Bank saß. 2013 holte Bayern sogar den Titel und ist seitdem der letzte nicht-spanische Klub auf der Ehrentafel der Champions-League-Sieger. "Wir haben das große Ziel, ins Endspiel einzuziehen", sagte Heynckes.

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