Champions League:Lehrstunde gegen Guardiola und Agüero

Manchester City FC v VfL Borussia Moenchengladbach - UEFA Champions League

Sergio "Kun" Agüero überwindet Gladbachs Torwart Yann Sommer.

(Foto: Getty Images)

24 Stunden später als geplant tritt Gladbach bei Manchester City an - und hechelt beim 0:4 ständig hinterher.

Fürs Betriebsklima und die Kundenpflege bei Borussia Mönchengladbach war die um 24 Stunden verschobene Champions-League-Partie bei Manchester City am Mittwochabend ein Gewinn. Gut 1500 Fans hatten im Laufe des Mittwochs zwar bereits wieder heimreisen müssen und die Nachholung der am Dienstag wegen starken Regens ausgefallenen Partie versäumt. Umso herzlicher aber kümmerte sich der Klub um seine in Manchester verbliebenen etwa 500 Anhänger: Der Vizepräsident Rainer Bonhof hatte einige von ihnen nachmittags in der Stadt im Pub besucht, und der Sportchef Max Eberl war kurz vor dem Anpfiff sogar durch den Fanblock gelaufen und hatte nahezu jeden Fan einzeln per Handschlag begrüßt. Fußballerisch hingegen entwickelte sich die Partie wie befürchtet zu einem klaren Verlust. Bei der 0:4 (0:2)-Niederlage wirkten die Gladbacher nicht gerade schwach - aber trotzdem chancenlos, weil gedanklich und läuferisch zu langsam. Torwart Yann Sommer sprach von einer "Lehrstunde".

Bei Manchester war erstmals der vormalige Dortmunder Ilkay Gündogan aufgelaufen, er ersetzte den aus dem Kader gerutschten David Silva. Bei den Gladbachern war im Mittelfeld Mahmoud Dahoud neu in der Startelf, dafür rückte von dort Tobias Strobl in die Abwehrkette, aus der wiederum Tony Jantschke auf die Bank versetzt wurde. Doch die Umformierung, auch dem 1:3 der Gladbacher in Freiburg geschuldet, bewahrte die Borussen nicht vor einer auf Anhieb enorm dominanten City-Mannschaft. Zwar demonstrierten die Gladbacher eine zum Widerstand geeignete Körpersprache, doch die individuelle Qualität der Mannschaft von Pep Guardiola war einfach zu groß. "Der Wucht und der Klasse des Gegners waren wir nicht gewachsen", bestätigte Gladbachs Trainer André Schubert, der zuvor noch nie gegen Guardiola verloren hatte.

Der siebte City-Sieg im siebten Pflichtspiel unter dem vormaligen Bayern-Trainer nahm schon in der 9. Minute Gestalt an. Der aufgerückte Linksverteidiger Aleksandar Kolarov feuerte den Ball in den Fünfmeterraum, in dem Gladbachs Innenverteidiger Andreas Christensen zu spät kam gegen Mittelstürmer Sergio Agüero. Dem 1:0 wäre drei Minuten später beinahe schon das 2:0 gefolgt, als schnell kombinierende Engländer die hinterherhechelnden Fohlen düpierten, doch Gündogan scheiterte an Sommer. Keine Chance hatte der Torwart dann in der 28. Minute, weil Agüero da aber auch frei vom Elfmeterpunkt schießen durfte. Zuvor hatte Christoph Kramer auf der Strafraumgrenze Gündogan gefoult. Schon zur Pause waren die Gladbacher Aussichten auf eine Überraschung damit gegen Null gesunken, einig Lars Stindl hatte eine gute Chance besessen - und vergeben. "Sie waren stabiler und aggressiver", sagte Sommer später, "vielleicht hat uns der Mut gefehlt. So kannst du nicht gewinnen."

An den Bedingungen lag es diesmal nicht, dass Gladbach in Manchester schwamm. Tags zuvor war das Spiel zwar wegen zu starken Regens abgesagt worden, am sonnigen Mittwochnachmittag waren im Stadion aber sogar schon wieder die Rasensprenger aktiviert worden. Die Borussia hatte sich entschlossen, sämtlichen etwa 2000 ursprünglich mitgereisten Fans das Eintrittsticket zu bezahlen, also auch jenen etwa 500, die am Mittwoch in Manchester verblieben waren. Mehr waren es nicht, dabei hatte der Klub im Internet augenzwinkernd ein Blanko-Attest zur Vorlage beim Arbeitgeber veröffentlicht. Weniger gelacht hatten die Gladbacher über Manchesters Verweigerung, das Spiel am Mittwoch aus Kulanz auf 19 Uhr vorzuverlegen, damit mehr Fans hätten bleiben und die Mannschaft noch Mittwochnacht hätte heimfliegen können. So aber mussten sie für Donnerstag eine neue Maschine chartern und fürchten jetzt, dass die Regenerationszeit bis zum Spiel am Samstagabend gegen Werder Bremen arg knapp wird.

Dort wartet ein komplett anderes Spiel auf die Borussen, die in Manchester auch nach dem 0:2 kaum zu Chancen und neuer Hoffnung kamen. Bereits nach 38 Minuten brachte Trainer Schubert den Abwehrmann Julian Korb für Kramer, auch, weil Kramer seit dem Elfmeterfoul mit Gelb vorbelastet war. Für Korb rückte Strobl wieder ins Mittelfeld, Gladbach verteidigte fortan mit einer Viererkette. In der 50. Minute verhinderte Sommer zunächst noch das dritte Gegentor durch Agüero, in der 77. war er dann chancenlos gegen den von Raheem Sterling brillant, wenn auch leicht im Abseits eingesetzten Agüero. In der Nachspielzeit traf noch Kelechi Iheanacho.

Mit diesem Ergebnis waren die Borussen noch gut bedient. Ihre dritte Nacht in Manchester wurde die schlimmste, nämlich jene, in der die Gladbacher nach einer fußballerischen Demütigung nur schwer in den Schlaf fanden.

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