Champions-League-Finale:Englische Klubs drücken dem FC Bayern die Daumen

Ein Chelsea-Sieg gegen Bayern hätte Konsequenzen fürs Europapokal-Starterfeld der kommenden Saison. Der Viertplatzierte der Premier League würde sein Recht auf die Champions-League-Qualifikation verlieren. Deshalb hofft auch der RSC Anderlecht auf einen Sieg der Münchner.

Johannes Aumüller

Wenn am übernächsten Samstag das Champions-League-Finale stattfindet, dann dürfte dem FC Bayern eine breite internationale Unterstützung gewiss sein, von Teilen Englands über Belgien bis hin nach Malta. Denn sollte nicht der FCB, sondern Chelsea das Endspiel gewinnen, hätte das massive Konsequenzen für das Starterfeld der nächsten Europapokal-Wettbewerbe - zu Lasten einiger anderer Vereine.

FC Barcelona v Chelsea - UEFA Champions League Semi Final

John Terry (hier bei seiner roten Karte im Halbfinal-Rückspiel gegen den FC Barcelona) wird wohl auch bei der EM nur zuschauen.

(Foto: Getty Images)

Das Ergebnis ist zunächst für die englischen Vereine wichtig. Normalerweise qualifizieren sich die besten vier Premier-League-Teams für die Champions League des folgenden Jahres, die ersten drei direkt, der vierte muss noch eine Qualifikationsrunde bestreiten.

Seit Chelseas 1:4 gegen Liverpool am Dienstag ist klar, dass die Blues die Saison nicht mehr unter den Top Vier abschließen können. Aber wenn sie in knapp eineinhalb Wochen gegen den FC Bayern gewinnen, dürften sie trotzdem an der nächsten Champions-League-Spielzeit teilnehmen - als Titelverteidiger wären sie automatisch qualifiziert.

Allerdings würde sich dann nicht die Anzahl der englischen Starter erhöhen, sondern ginge das zu Lasten des Premier-League-Vierten, der statt in der Champions-League-Qualifikation nur in der Europa League antreten dürfte. Vor dem letzten Spieltag an diesem Wochenende haben die Tottenham Hotspur diese Position inne (66 Punkte), aber auch der FC Arsenal (67) oder Newcastle United (65) könnten am Ende dort landen.

Diese Regelung gilt erst seit sieben Jahren, als der Fall Liverpool für viel Aufsehen sorgte. Bis dahin hatte der amtierende Champions-League-Gewinner keinen automatischen Startplatz für die nächste Saison - er schnitt in seiner nationalen Liga meist so gut ab, dass er sich ohnehin wieder qualifizierte.

Doch im Jahr 2005 gewannen die Reds den Titel, kamen in der Premier League zugleich aber nur auf Rang fünf. Für den FC Liverpool schuf der Europäische Fußballverband (Uefa) damals eine Extra-Regelung, nach der alle regulär qualifizierten englischen Vereine starten und Liverpool zumindest in der Qualifikationsrunde antreten durfte.

Doch zugleich traf er für künftige vergleichbare Fälle eine Entscheidung, wegen der das Final-Resultat nicht nur für die englischen Spitzenklubs, sondern auch für einige andere Champions-League-Teilnehmer interessant ist. Denn der Uefa-Beschluss bedeutet, dass sich erstens der Titelverteidiger nicht durch die Qualifikation mühen muss, sondern direkt für die Gruppenphase gesetzt ist - und dass dies zweitens keine Folgen für direkt Qualifizierte aus dem Land des Titelverteidigers haben darf.

Und so wären die besten Drei der Premier League im Falle eines Chelsea-Sieges ganz normal in der Gruppenphase der Champions-League-Saison 2012/13 dabei. Doch irgendein Verein müsste für die Londoner ja weichen, und so käme aufgrund der Uefa-Fünfjahreswertung der Leidtragende aus Belgien: Der dortige Meister RSC Anderlecht, der bei einem Münchner Champions-League-Erfolg einen Gruppenstartplatz sicher hätte, müsste bei einem Chelsea-Sieg noch eine Qualifikationspartie bestreiten.

Das wiederum hätte Konsequenzen für den kompletten Ablauf der Qualifikation - bis hin zu der Frage, ob der nordirische Meister und der maltesische Vertreter bereits in Runde eins einsteigen müssen oder doch erst in Runde zwei.

Chelsea kann sich übrigens sicher sein, auch bei einer Niederlage gegen Bayern kommendes Jahr international zu spielen. Das Team um Kapitän John Terry, dessen Berufung in den EM-Kader Medienberichten zufolge wegen seiner angeblichen rassistischen Äußerungen gegen Anton Ferdinand gefährdet ist, wird zwar in der Liga nur Sechster - doch weil es den FA Cup gewann, ist es zumindest für die Europa League qualifiziert.

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