Champions-League-Finale der Frauen:Marozsán spielt in einer Liga mit Neymar

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Dzsenifer Marozsan wurde in Frankreich mehrfach ausgezeichnet. (Foto: AFP)
  • Im Champions-League-Finale der Frauen in Kiew treffen heute Abend Olympique Lyon und der VfL Wolfsburg aufeinander (18 Uhr/Sport1).
  • Beim französischen Serienmeister ragt die deutsche Dzsenifer Marozsán heraus.

Von Anna Dreher

Beim letzten Mal ist sie noch gemeinsam mit Edinson Cavani geehrt worden, dem uruguayischen Stürmer von Paris Saint-Germain. Dzsenifer Marozsán musste sich in diesem Jahr also ein bisschen umstellen, als sie zum zweiten Mal nacheinander von der Spielergewerkschaft UNFP zur besten Spielerin der ersten französischen Liga gewählt wurde - bester Spieler war in diesem Jahr Cavanis Teamkollege Neymar. Aber Marozsán, 26, hat auch das hinbekommen. Sie ist in dieser Kategorie nun die erfolgreichste ausländische Fußballspielerin der Division 1 Féminine. Vor ihr war die Schwedin Lotta Schelin die einzige nicht-französische Preisträgerin gewesen.

Ihre individuelle Leistung in dieser Saison ist also schon gewürdigt worden. "Der Star der Meisterschaft" wurde Marozsán genannt, und sie sagte, sie sei sehr glücklich über die Auszeichnung. Sie ist schließlich Bestätigung dafür, dass Marozsán auf dem Platz viel richtig macht, sie ragt heraus. Zu ihren auffälligen Eigenschaften als Fußballerin zählt jedoch auch, sich in den Dienst der Mannschaft zu stellen und als eine der weltweit besten Spielerinnen auch andere glänzen zu lassen. Mehr noch als mit Neymar geehrt zu werden, zählen für sie jene Titel, welche die Leistung eines Kollektivs belegen; und um einen der wichtigsten geht es diesen Donnerstag. Im Finale der Champions League trifft Marozsán mit Olympique Lyon in Kiew (18 Uhr/Sport1) auf den VfL Wolfsburg.

Beim DFB wirkte sie oft gehemmt - ganz anders in Frankreich

Es ist ein Endspiel der derzeit besten Klubs im Frauenfußball, zweier vergangener und potenzieller Triple-Sieger. Beiden ist der Meistertitel vor dem Saisonende nicht mehr zu nehmen. Wolfsburg hat mit dem Pokalgewinn gegen Bayern München bereits das Double geholt. Lyon dominierte die Konkurrenz beim zwölften Ligagewinn fast nach Belieben und spielt kommende Woche noch um den Cup-Sieg gegen Dauerrivale Paris Saint-Germain.

Im Trikot der Nationalmannschaft hat Marozsán ihr Können oft nicht ganz entfalten können. Bei großen Turnieren warfen sie anfangs Verletzungen zurück, bis sie bei den Olympischen Spielen 2016 das Finale fast allein entschied - und das gewissermaßen zu einer Ausnahme von der Regel wurde. Ein Jahr später, beim frühen Ausscheiden im EM-Viertelfinale, wirkte die Saarländerin gehemmt, fast schon blockiert von der Erwartungshaltung der Öffentlichkeit und dem Druck, den sie sich als Kapitänin selbst machte. Als Vereinsspielerin aber - und besonders seit ihrem Wechsel vom 1. FFC Frankfurt nach Lyon 2016 - ist ihr nichts davon anzumerken.

Gleich ihr erstes Jahr in Frankreich war von Perfektion geprägt: Ballsicher und technisch stark, zeigte die Spielmacherin konstant ihre präzise Schusstechnik und ihr großes Spielverständnis, gewann das Triple und wurde in ihrer alten und neuen Heimat zur Fußballerin des Jahres gewählt. In Lyon ist Marozsán sozusagen eine noch bessere Version ihrer selbst. "Alle drei Titel mit Lyon zu gewinnen war ein großartiges Gefühl, das ich niemals vergessen werde", sagt sie. "Das war einer der besten Momente meiner Karriere."

In Lyon, und das zeichnet dieses Team aus, ist selbst Marozsán nicht allein herausragend: Die norwegische Stürmerin Ada Hegerberg ist mit 14 Treffern vor Wolfsburgs Pernille Harder (7) beste Torschützin dieser Champions-League-Saison. In der Liga ist die Bilanz von Olympique mit 98:5 Toren fast schon erschreckend. Dieser Offensivkraft will sich Wolfsburg entgegenstellen. Eine kompakte Defensive und eine aggressive Zweikampfführung kenne Lyon aus der Liga schließlich in dieser Form nicht, sagte Wolfsburgs Trainer Stephan Lerch.

Am Dienstag reiste die Mannschaft in die Ukraine - mit der im Pokalfinale noch verletzt fehlenden Stürmerin Alexandra Popp. "Die Chance ist durchaus da, dass sie spielt", sagte Lerch, der seiner Mannschaft Zeit zur Regeneration gab: "Es ist ein Finalspiel, da geht auch viel über den Kopf, da kann man auch mal über eine Grenze hinausgehen."

Für den VfL Wolfsburg wäre es das zweite Triple nach 2013 im bereits dritten Champions-League-Finale gegen Lyon und dazu ein historisches: Wolfsburg könnte das dritte Team werden, das den Pokal zum dritten Mal gewinnt. Gelungen ist das bisher Frankfurt - und Lyon. Die Französinnen könnten mit dem fünften Titelgewinn zum Rekordsieger werden. Drei Siege in Serie wären ebenfalls ein Rekord. Und für Dzsenifer Marozsán ein weiterer bester Moment ihrer Karriere.

© SZ vom 24.05.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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