Champions League: FC Bayern:Kleine Welt in Unordnung

Nach der Niederlage gegen Inter Mailand dürfte es dem FC Bayern schwerfallen sich wieder auf den Alltag zu konzentrieren. Für den dritten Platz muss er aber alle Kräfte bündeln - die Zukunft beginnt für Ribery, Robben & Co schon jetzt.

Andreas Burkert

Und jetzt mal eben nach Freiburg? Tja, wenn das so einfach wäre. Beim Sportclub geht es für den FC Bayern am Samstag schon wieder um nicht weniger als alles: um Platz drei, der angesichts des Uefa-Setzsystems mehr als die Hintertür für den nachträglichen Eintritt ins nächste Champions-League-Jahr bedeuten sollte. Doch wer den Anspruch der Bayern kennt, weiß, dass die aktuelle Spielzeit für sie seit dem K.o. gegen Inter eigentlich beendet ist. Keine Aussicht mehr auf eine Trophäe, das Saisonende schon Mitte März, das hat es in München lange nicht gegeben. Dummerweise dürfen die Herren jetzt nicht weiter darüber streiten, wer schuld daran hat. Das 2:3 ist ein Betriebsunfall gewesen, den letztlich Louis van Gaal verantworten muss. Weil er Abwehrsysteme wohl für Vitaminpillen hält.

FC Bayern Muenchen - Inter Mailand

Zwischen Fassungslosigkeit und Wut: Mario Gomez, Thomas Müller und Holger Badstuber.

(Foto: dapd)

Das können nun noch lange Wochen werden für die Bayern. Sich für den Alltag zu motivieren, das dürfte den Münchnern schwerer fallen als ein Sieg gegen Mailand. Ihr Blick zurück sollte deshalb nicht allzu ausgiebig ausfallen. Zumal zu einer gescheiterten Ehe stets zwei gehören: Die Bayern haben nie entscheidend auf van Gaal eingewirkt, sie waren entscheidungsschwach. Aber ist deshalb jetzt alles schlecht und wertlos?

Man muss ja nicht mal auf Yuto Nagatomo verweisen, um sich an der Vorstellung des FC Bayern gegen Inter erfreuen, das Scheitern sogar noch halbwegs als Vergnügen werten zu können. Inters Japaner hielt ein Transparent hoch, auf dem er seine Landsleute grüßte, deren Leid die Welt betrübt und ebenso eint in grenzenloser Solidarität. Die kleine Welt des FC Bayern mag schwer in Unordnung geraten sein durch ein 2:3. Doch wer will, konnte diesem sportlichen Drama auch Schönheit abgewinnen, denn van Gaals Bayern boten eine Stunde lang hinreißenden Sport, sie erzeugten wohliges Herzrasen und Freudenschreie. Und mal ehrlich: Viel Abenteuer, aber auch viele Fehler, so ist es doch auch im vorigen Jahr gewesen. Damals stand eben jemand von ganz oben Pate, als Klose gegen Florenz beim Tor im Abseits stand oder Robben in Manchester einen Ball volley nahm.

Die Aufgabe der Bayern besteht jetzt darin, dieses Glück wieder zu provozieren. Sie müssen dafür ihre Reihen schließen, nicht nur in der Abwehr. Das ohnehin nicht spannungsfreie Verhältnis zwischen Vorstand Rummenigge, Sportchef Nerlinger und dem Aufseher und Präsidenten Hoeneß steht jetzt vor einer enormen Belastungsprobe. Die Bayern benötigen diesen dritten Ligaplatz, nicht nur wegen der 40, 50 Millionen Euro, die ihnen sonst fehlen könnten. Denn mit der Aussicht Europa League würden starke Fliehkräfte an Schwergewichten wie Robben arbeiten, der Real und Inter als Gegner schätzt, nicht Teteks oder Slatibor. Einen Moderator fürs nächste Jahr haben die Münchner auch schon gefunden, und dass Jupp Heynckes junge Abenteurer für schnöde Abwehrarbeit begeistern kann und zudem meinungsfest mit Diven jongliert, beweist er gerade in Leverkusen.

Die Ära des Gelehrten van Gaal ist seit Dienstagabend beendet, und womöglich müssen sich die Bayern noch vor Saisonende vom Holländer trennen, um an innerer Stabilität zuzulegen. Aber Robben, Ribéry und die anderen sollten begreifen: Ihre Zukunft beginnt schon jetzt ohne ihn, an diesem Samstag in Freiburg.

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