Champions League:Das große Kribbeln beim FC Bayern

Bayern München - VfL Wolfsburg

Ziemlich aufgeregt: Carlo Ancelotti am Freitag gegen Wolfsburg.

(Foto: dpa)
  • 13 Punkte aus sechs Spielen in der Liga ist nicht das, was man aus Vorjahren vom FC Bayern gewohnt ist.
  • Nun steht das wichtige und schwierige Spiel gegen Paris Saint-Germain an.
  • Trainer Ancelotti wirkt angespannt und Mats Hummels sagt: "Geld kauft Spieler, die viele Tore schießen."

Von Saskia Aleythe, Paris

Mit der Unerschütterlichkeit war es bei Carlo Ancelotti recht schnell vorbei. Dienstagabend in Paris, Mats Hummels hat gerade das Podium der Pressekonferenz verlassen, zuvor noch ein paar feine Worte über seinen Trainer gesprochen, ihn eben als unerschütterlich beschrieben, dann setzte sich Ancelotti vor die Mikrofone. Die Augenbrauen starr, links ganz weit oben, rechts fast bis zum Auge gezogen. Sie verharrten, bis sie nach vier Minuten in leichte Schwankungen gerieten.

Dienstreisen in andere Länder bringen es mit sich, dass neue Reporter in der Fragerunde auftauchen und so steuerte ein Mann unbeirrt auf seine deutliche Frage zu. In Hinblick auf die Mikro-Krisen der Bayern zum Saisonstart fragte er: "Haben Sie Angst um Ihren Job, wenn Sie morgen verlieren?" Zucken bei Ancelotti und leichte Erschütterung. "Das ist eine harte Frage", kommentierte der Trainer mit weichem Gelächter und fragte dann: "Wo kommen Sie her?" Nigeria, antwortete der Reporter, was Ancelotti ironisch abtat, "ich bin froh, dass sich die Leute in Nigeria Gedanken um mein Leben machen." Er hatte schon souveränere Momente.

"Geld schießt keine Tore. Aber Geld kauft Spieler, die viele Tore schießen"

Seit Wochen bringt diese Partie gegen Paris Saint-Germain am Mittwochabend die Bayernanhänger in Wallungen, nach den ungewöhnlichen Punktverlusten in der Bundesliga gegen Hoffenheim und jüngst gegen Wolfsburg umso mehr. Auch Ancelotti ist dabei unter Druck geraten, 13 Punkte aus sechs Spielen ist nicht das, was man aus Vorjahren gewohnt ist. "Wir haben ein wichtiges Spiel morgen, aber das entscheidet noch nichts", antwortete er schließlich doch noch, womit er einerseits ganz richtig lag und sich andererseits Dutzende Euphoriestufen unter Vorstandsboss Karl-Heinz Rummenigge befand.

Das zweite Gruppenspiel in der Champions League hat noch nie über die Trophäe entschieden, klar. Was nichts daran ändert, dass es bei Rummenigge - laut Rummenigge - "gewaltig kribbelt", die Begegnung mit Paris sei ein "Aufeinandertreffen zweier Kulturen und Philosophien", ließ er per Vereinsmagazin mitteilen, er selbst habe sich "seit Langem nicht mehr so auf ein Champions-League-Spiel gefreut". Was dann vor allem auch mit Geld zu tun hat.

400 Millionen Euro Ablöse hatte Paris im Sommer für das Stürmerduo Neymar und Kylian Mbappé bezahlt, womit sich der FC Bayern nun beinahe als sparsames Füchschen versteht. "Damit muss man die Champions League gewinnen", findet Rummenigge, der den FC Bayern gerne als "altreich" neben dem "neureichen" Paris begreift. Wobei Mats Hummels, der Vorsprecher am Dienstagabend, recht kundig ergänzte: "Geld schießt keine Tore. Aber Geld kauft Spieler, die viele Tore schießen." Im Falle von Neymar und Mbappé immerhin schon neun in Champions League und Liga, Edinson Cavani, schon 2013 für fast 65 Millionen nach Paris gelotst, kommt alleine auf neun. Was Ancelotti dann auch zu der unausweichlichen Leitlinie führt: "Wir müssen kompakt stehen und dürfen Neymar, Cavani und Mbappé keinen Platz geben." Wenn das mal so einfach wäre.

"Bei allen drei Besuchen hat sich Bayern bisher die Zähne ausgebissen", schreibt die Zeitung Le Parisien an diesem Mittwoch. Der letzte ist allerdings auch schon 17 Jahre her. Die Franzosen könnten angesichts der Münchner Ausgangslage entspannt in die Partie gehen, doch auch bei ihnen sind atmosphärische Störungen zu vernehmen. Ein Streit zwischen Neymar und Cavani ums Ausführen von Elfmetern beschäftigt das Team. Cavani soll Geld geboten worden sein, um dem Brasilianer das Strafstoßschießen zu überlassen. Trainer Unai Emery setzt in der Angelegenheit auf das Prinzip der Selbstlösung. "Der, der sich bereit fühlt, soll schießen", sagt er.

Auch über Bayern sprach Emery noch: "Das ist eine große Mannschaft mit einer großen Geschichte, die den Titel gewinnen will", sagte er. Eine große Geschichte, die Carlo Ancelotti weiterschreiben will. Notfalls auch nicht unerschütterlich.

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