Champions League:Borussia spielt Benfica nieder

  • Borussia Dortmund steht nach einem 4:0 gegen Benfica Lissabon im Viertelfinale der Champions League.
  • In ihrer Choreografie hatten die Fans vor dem Spiel mit überdimensionalen alten Zeitungsartikeln an 1963 erinnert und zuversichtlich gereimt: "Morgen schreiben die Gazetten wieder: 'Borussia spielt Benfica nieder.'" Genau so kam es.
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Von Ulrich Hartmann, Dortmund

Borussia Dortmund hatte ausgewiesene Experten aufs Spielfeld geschickt, deshalb hat auch gar nicht viel schiefgehen können am Mittwochabend beim Achtelfinal-Rückspiel der Champions League gegen Benfica Lissabon. Bevor die Partie angepfiffen wurde, erklärten sieben weise Fußballer aus guten alten Zeiten, wie sie mit dem BVB 1963 gegen Benfica 5:0 gewannen. "Gut spielen und treffen!", empfahl übers Stadionmikrofon der damals dreimalige Torschütze Franz Brungs, 80. Dieser Rat ist bei den heutigen Profis und besonders bei Pierre-Emerick Aubameyang angekommen.

Der BVB gewann 4:0 (1:0) und machte damit die 0:1-Niederlage aus dem Hinspiel mehr als wett. "Wir hatten einen super Start ins Spiel. Dann haben wir nach 25 Minuten etwas den Faden verloren", resümierte Trainer Thomas Tuchel: "Die zweite Halbzeit war absolut Top." Aubameyang hatte in der 4. Minute das 1:0 erzielt. Christian Pulisic (59.) und erneut Aubameyang (61. und 85.) sorgten dafür, dass der BVB erstmals seit drei Jahren wieder unter den letzten Acht der Königsklasse steht. Am 17. März in Nyon werden die Paarungen ausgelost.

Immer wieder bringt die Borussia die Portugiesen in die Bredouille

In ihrer Choreographie hatten die Fans vor dem Spiel mit überdimensionalen alten Zeitungsartikeln ebenfalls an 1963 erinnert und zuversichtlich gereimt: "Morgen schreiben die Gazetten wieder: 'Borussia spielt Benfica nieder.'" Genau so kam es.

Ein sehr langer schwarzer Bus mit dem gelben Aufdruck "Heja BVB" war am frühen Mittwochabend nur deshalb gut durch die Dortmunder Innenstadt bis zum Stadion gekommen, weil er vorne und hinten von einem Polizei-Motorrad mit Blaulicht eskortiert wurde. So eine Eskorte hätten sich die Dortmunder Fußballer auch auf dem Rasen gewünscht, aber die Abwehr von Benfica entpuppte sich erstaunlicherweise als gar nicht so undurchdringlich wie der Feierabendverkehr in der Stadt.

Mit Marcel Schmelzer für den angeschlagenen Raphael Guerreiro auf dem linken Flügel und Pulisic für den verletzten Marco Reus im offensiven Mittelfeld hatte Tuchel zwangsweise zwei neue Spieler in jene Elf gebracht, die er nach dem jüngsten 6:2 gegen Leverkusen vermutlich gar nicht umbesetzen wollte. Am Spiel des BVB änderte sich aber nichts. Er zog sein 3-4-3- System durch und schaffte es zumeist, den portugiesischen Tabellenführer in die Bredouille zu bringen. Zwölf Tore in drei Pflichtspielen hatten die Dortmunder zwischen den beiden Partien gegen Lissabon erzielt. "In der Bundesliga haben wir uns warmgeschossen", sagte Mittelfeldmann Julian Weigl: "Wir wussten, dass wir Torchancen bekommen. Diesmal haben wir sie genutzt." Vor drei Wochen in Lissabon hatten die BVB-Profis wirklich alle ihre Chancen inklusive eines Elfmeters vergeben. Das 0:1 war deshalb so lange ein gefährliches Ergebnis, bis Aubameyang am Mittwoch das 3:0 erzielte.

Europacup ist Fußball am Abgrund

"Geduld" war vorher das wichtigste Wort des Trainers gewesen, aber diese mussten die Borussen gar nicht so sehr aufbringen. Aubameyang, der im Hinspiel den Elfmeter verschossen hatten, wartete keine vier Minuten mit dem 1:0. Eine Ecke von Ousmane Dembelé verlängerte Pulisic am ersten Pfosten, am zweiten stieg Aubameyang ungestört hoch und köpfelte den Ball über die Torlinie. Etwas Druck schien mit dem frühen Tor zwar genommen zu sein, aber Erleichterung kam mitnichten auf, was sich in einer zunehmenden Verunsicherung zeigte. Die Dortmunder verloren Dominanz, Lissabon kam zu Chancen. Europacup ist Fußball am Abgrund.

Mangelhafte Defensive gleicht der BVB durch Leidenschaft aus

Für Dembelé, Dortmunds Antreiber, galt das besonders, als er kurz vor der Pause erst wegen einer abfälligen Geste Gelb sah und kurz später nach einem Foul schon des Feldes hätte verwiesen werden können. Er rettete sich aber in die Pause, in welcher Tuchel ihn noch nicht auswechseln wollte. Er brauchte ihn noch.

Das Dortmunder Spiel blieb zunächst hochriskant, waghalsig, abgründig. Benficas Franco Cervi schoss kurz nach der Pause aus zwölf Metern aufs Tor und traf nur deshalb nicht hinein, weil Dortmunder sich in seinen Schuss schmissen. Mangelhafte Defensivarbeit glichen sie durch eine Leidenschaft aus, die dann auch offensiv wieder durchkam. In der 59. Minute war es dem 18 Jahre alten Amerikaner Pulisic vorbehalten, nach einem Steilpass von Lukasz Piszeck auf 2:0 zu erhöhen, zwei Minuten später machte Aubameyang mit dem 3:0 alles klar. Mit seinem dritten Tor stellte der Gabuner fünf Minuten vor Schluss den Endstand her, bevor er - unter besonderem Applaus von Franz Brungs - ausgewechselt wurde.

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