Champions League:Benfica ist ein Glückslos für den FC Bayern

Lesezeit: 4 min

Benfica Lissabon setzte sich im Achtelfinale gegen Zenit St. Petersburg durch. (Foto: AFP)
  • Benfica Lissabon will wieder an seine erfolgreichste Zeit in den Fünfzigern und Sechzigern mit Stürmer Eusébio anknüpfen.
  • Der Viertelfinal-Gegner des FC Bayern in der Champions League erlebt gerade eine stabile Phase. In der heimischen Liga führt Benfica die Tabelle an.
  • Hier finden Sie alle Ergebnisse und Tabellen der Champions League.

Von Oliver Meiler

Losglück ist immer eine Frage der Perspektive. Und so beeilen sich die Losbeglückten stets, das Glück mit gepuderten Elogen über den zugelosten Gegner zu relativieren. Mit forcierten, ja übertriebenen Respektsadressen. So erging es nun auch Benfica Lissabon: Regelrecht überschüttet wurden die Portugiesen von Lobeshymnen aus München auf ihre Stärke, die Größe des Vereins, den sonnigen Klang des Namens.

Obwohl ja allen klar ist, dass die besungene Größe schon eine ganze Weile her ist. Benfica selbst würde sich wahrscheinlich nicht mal dagegen wehren, als Glückslos wahrgenommen zu werden. Die größte Chance des Außenseiters liegt bekanntlich darin, unterschätzt zu werden.

Europapokal
:"Mir war nicht klar, dass die Setzliste schon umgesetzt wurde"

In Wolfsburg nehmen sie die Viertelfinal-Auslosung mit Humor. Die Bayern warnen vor Benfica Lissabon. Reaktionen im Überblick.

Der Klub erlebt gerade eine euphorische und stabile Phase

Benfica Lissabon arbeitet schon lange an einer Renaissance, mit ständigen Rückfällen und zwischenzeitlichen Aufstiegen. Im Moment erlebt der Klub gerade eine recht euphorische und stabile Phase - als Tabellenführer der portugiesischen Liga, knapp vor den beiden ewigen Rivalen, dem Stadtkonkurrenten Sporting und dem FC Porto, der Nemesis im Norden des Landes.

Es wäre der dritte Titel in Serie, wenn er denn gelänge. 2014 hatten es die Benfica-"Adler" auch ins Finale der Europa League geschafft und unterlagen dort erst nach Elfmeterschießen dem FC Sevilla. So überraschend kommt die Qualifikation für das Viertelfinale der Champions League, erstmals seit 2012, also gar nicht. Erstaunlich ist sie dennoch.

Von den acht übrig gebliebenen Teams hat Benfica den Kader mit dem bescheidensten Prominenzfaktor. Im Tor steht ein Mann, der viel erlebt hat in seiner Karriere, lange für Inter Mailand spielte und nach einem besonders unerfreulichen Erlebnis eigentlich schon aufhören wollte mit dem großen Fußball: Júlio César, 36, hatte an jenem Julitag vor zwei Jahren in Belo Horizonte das brasilianische Tor gehütet, ein bisschen wenigstens - beim 1:7 gegen Deutschland.

Die größte Aufmerksamkeit im Kader zieht der Brasilianer Jonas auf sich

Er wechselte danach zu Queens Park Rangers und nach Toronto, bevor man sich in Lissabon seiner erinnerte. Zwei seiner Landsleute, Luisao und Jardel, bilden die zentrale Innenverteidigung im defensiven 4-4-2. Luisao ist ein Veteran des Vereins, ein Pfeiler hinten, elegant und stämmig, schon seit 2003 dabei und mittlerweile 35 Jahre alt.

Fußball
:Europa League: Dortmund gegen Klopp im Viertelfinale

Das Schicksal will es so: Den BVB erwarten in der Europa League zwei Riesenspiele gegen Liverpool. Dabei hatte Jürgen Klopp das vermeiden wollen.

Im Mittelfeld vertraut Rui Vitória, der neue Trainer ohne internationale Erfahrung, dem Argentinier Nicólas Gaitán und Renato Sanches. Der ist erst 18, Portugiese mit Wurzeln in Kap Verde, und tritt bemerkenswert souverän und ballsicher auf. Sanches erscheint dem Verein dermaßen wertvoll, dass er ihn mit einem Langzeitvertrag und einer Freikaufklausel über 45 Millionen Euro an sich gebunden hat.

Am meisten Aufmerksamkeit zieht aber Jonas Gonçalves Oliveira auf sich, kurz Jonas genannt, oder auch "Jonas Pistolas". Der brasilianische Stürmer erlebt gerade den Höhepunkt seiner Laufbahn, mit 31 Jahren. Nach vielen Jahren in Spanien spielt er nun seit zwei Saisons bei Benfica und erzielte allein in der Meisterschaft 48 Tore in 53 Spielen. Auch Jonas hat eine bleibende Erinnerung an deutsche Gegner, in seinem Fall eine erfreuliche, beinahe rekordwürdige: 2011, damals in Diensten des FC Valencia, erzielte er das erste Tor beim 3:1 gegen Bayer Leverkusen in der Champions League - nach 10,96 Sekunden.

An seiner Seite stürmt in der Regel Kostas Mitroglou, ein griechischer Internationaler, der in Deutschland aufgewachsen ist, auch fußballerisch. Ganz große Namen sind also keine dabei, für teures Personal fehlt das Geld. Man gibt sich auch gern demonstrativ vernünftig.

Geführt wird Benfica vom Bauunternehmer Luis Filipe Vieira, der vor 13 Jahren angetreten war, den Verein wieder aufzurichten, sportlich und finanziell. Benfica hatte beträchtliche Schulden. Und so ließ Vieira jeweils jedes Jahr die besten, meistumworbenen Spieler ziehen und suchte nach günstigeren Alternativen.

Champions League
:Michael Reschke, der stille Held des FC Bayern

Vidal, Costa, Kimmich, Coman: Vier Transfers des Bayern-Kaderplaners entschieden das Duell gegen Turin - nicht von allen war Guardiola anfangs überzeugt.

Von Benedikt Warmbrunn

Für viel Aufsehen sorgte er auch mit einer Aktion, die dem Klub einen Eintrag ins Guinnessbuch der Rekorde beschert hat: Er brachte mehr als 230 000 Fans des Vereins dazu, eine Mitgliederkarte samt Stimmrechten zu erwerben und Jahresbeiträge zu bezahlen - nach dem Vorbild des FC Barcelona. Nun ist "Sport Lisboa e Benfica", wie der Klub offiziell ausgeschrieben heißt, einer der mitgliederstärksten Fußballvereine der Welt.

Die erfolgreichsten Zeiten erlebte der Verein mit Eusébio

Die sportliche Größe aber, zumindest die internationale, ist noch immer nur eine Reminiszenz. Es gab einmal eine Zeit, vor allem in den Fünfzigern und Sechzigern, da spielte Benfica ganz oben mit, da gewann man sogar zweimal den Europapokal der Landesmeister, wie die Champions League früher hieß. 1961 und 1962 war das. Es waren die gloriosen Zeiten mit dem "Schwarzen Panther", wie sie Eusébio nannten, einen der Allzeitbesten dieses Sports, der in einem Vorort von Maputo, Mosambik, geboren wurde und in Portugal zum Nationalheiligen heranwuchs.

Als er starb, wurden drei Tage Staatstrauer ausgerufen. So groß war Eusébio, so groß war sein Benfica. Seine Statue aus Bronze steht nun vor dem Estádio da Luz, Benficas Heimstadion, einer schönen Arena für 65 000 Zuschauer, in Rot und Weiß gehalten, den Vereinsfarben.

Der ehemalige Trainer Béla Guttmann belegte Lissabon mit einem Bannfluch

Vor dem Stadion steht eine weitere Statue, genauer: vor dem Zugangstor 18. Sie zeigt Béla Guttmann, einen Ungarn, der das große Benfica einst trainierte. Er war es, der den Verein zum doppelten Triumph in der Königsklasse führte. Als ihm dann der Klub eine Gehaltserhöhung verwehrte, verließ Guttmann Lissabon mit einem Bannfluch.

Er sagte Benfica "hundert Jahre" internationale Erfolglosigkeit voraus, eine Ewigkeit ohne europäischen Pokal. Acht Mal stand Benfica seither in einem europäischen Finale - und verlor jedes Mal. Es gab schon Pilgerfahrten nach Wien, wo Guttmann begraben liegt, um den Geist umzustimmen. Auch die Errichtung der Statue sollte wohl dazu dienen. Doch nichts wirkte, keine Beschwörung, kein Gebet. Bisher zumindest.

© SZ vom 19.03.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

FC Bayern
:Hoeneß und Sammer vertragen sich nach Triple-Zoff

"Dummes Zeug" hatte Matthias Sammer Richtung Uli Hoeneß geraunt - jetzt beenden die Großkopferten des FC Bayern ihren Streit.

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: