Champions League:Bayerns B-Elf verbreitet gute Laune

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Der FC Bayern schont einige Spieler und gewinnt 2:0 bei Dinamo Zagreb. (Foto: AP)
  • Entspannt gewinnt der FC Bayern in der Champions League 2:0 bei Dinamo Zagreb.
  • Reservisten und Rekonvaleszente erhalten ein bisschen Spielpraxis.
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Von Claudio Catuogno, Zagreb

Franck Ribéry ist am Mittwochabend auf die ganz große Fußballbühne zurückgekehrt. Sven Ulreich hat sie zum ersten Mal in seinem Leben betreten. Und als der FC Bayern eine gute Stunde vor der Partie in Zagreb seine Aufstellung bekannt gab, da fand sich in Pep Guardiolas Startelf noch ein weiterer Name, den man schon eine Weile nicht mehr mit großen Bühnen in Verbindung gebracht hatte: Julian Green.

Julian Green - in der Champions League? Damit hatte Guardiola nun wirklich alle überrascht. Alle bis auf Matthias Sammer, der mitteilte, er sei "nicht überrascht". Green habe sich den Einsatz nämlich durch "gute Spiele in der Regionalliga erarbeitet". Gerade noch ein Aktivposten beim 1:1 gegen Unterhaching in der Regionalliga Bayern, jetzt also in der Startelf beim Gruppenspiel gegen Dinamo Zagreb.

Wen das so ausdrücklich nicht überrascht wie den Sportvorstand Sammer, der hat über den Charakter dieses Spiels schon mehr verraten, als ihm lieb sein kann. Wichtig ist es jedenfalls nicht gewesen. Bayern stand schon vorher als Gruppenerster fest, Zagreb war vom letzten Platz nicht mehr zu vertreiben - dass die Bayern 2:0 gewannen, änderte nichts am Weltenlauf.

Da passte es, dass auch die ganz große Fußballbühne diesmal ein bisschen anders daherkam als sonst.

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Von Saskia Aleythe, Zagreb

Das Maksimir-Stadion von Zagreb hat wenig gemein mit den modernen Fußballkathedralen, in denen die Bayern sonst ihre Gastspiele geben. Ein in die Jahre gekommener Verhau aus Tribünengerippen, nicht überdacht. Und dazu nun also: Nieselregen, drei Grad. Mancher mag es bedauern, dass die Uefa jene Gruppenspiele, die so erkennbar bedeutungslos daherkommen, nicht einfach storniert und die 1,5 Millionen Euro Preisgeld aufteilt.

Es gab am Mittwochabend aber auch ein paar Beteiligte, die das keinesfalls bedauerten. Für die dieses Spiel einfach nur ein lange gehegter Traum war. Namentlich zu nennen wären: Ribéry, Ulreich, Green.

Für den Franzosen Ribéry war es das erste Mal wieder Champions League seit dem 11. März - die Rückkehr nach seiner schier endlosen Verletztengeschichte. Ribéry fügte sich ohne Probleme ins Kollektiv und tat, was auch die Kollegen in diesem Spiel so taten: Er ließ den Ball zirkulieren. Der ultimative Zug zum Tor fehlte ihm aber noch. Zur Pause wurde er verabredungsgemäß durch Thomas Müller ersetzt.

Sven Ulreich, der Reservetorhüter, durfte doppelt so lang mitmachen, was auch daran lag, dass Manuel Neuer zwecks Schonung gar nicht erst mitgeflogen war nach Kroatien. Ulreich hatte ein paar Gelegenheiten, sich auszuzeichnen, in der 7. Minute boxte er einen Schuss von Pivaric weg, in der 26. Minute verhinderte er einen Rückstand gegen Soudani.

"Ich hatte zwei, drei sehr gute Aktionen und konnte zeigen, was ich kann", sagte Ulreich.

Womöglich dachte der Dinamo-Angreifer aber auch, er stehe dem Welttorhüter Neuer gegenüber - jedenfalls verließ ihn der Mut doch recht schlagartig. Ulreich musste nur stehen bleiben. In der zweiten Halbzeit krachte der Ball hinter Ulreich einmal an die Latte - da führten die Bayern aber bereits mit 2:0. Robert Lewandowski hatte zunächst eine Flanke von Müller per Kopf verwandelt (61.), drei Minuten später traf er, freigespielt von Sebastian Rode, zum Endstand. Müller setzte kurz vor Schluss noch einen Elfmeter an den Pfosten.

"Wir mussten geduldig bleiben und sind sehr zufrieden", sagte Lewandowski.

Julian Green wiederum ist tatsächlich ein Aktivposten gewesen. Nicht nur beim schon erwähnten 1:1 gegen Unterhaching, auch beim 2:3 zuvor gegen Buchbach. An Green liegt es jedenfalls nicht, dass die Viertliga-Bayern nur eines ihrer letzten zehn Spiele gewonnen haben (mit 4:1 gegen den FC Augsburg II) und in der Tabelle auf den sechsten Platz abgerutscht sind.

Green hat seine Tore geschossen - und sowieso wird man ihm nicht gerecht, wenn man ihn nur auf den TSV Buchbach reduziert. Fünf Länderspiele hat er unter Jürgen Klinsmann für die USA gemacht, beim 1:2 nach Verlängerung gegen Belgien im WM-Achtelfinale in Salvador wurde er eingewechselt und schoss ein herrliches Tor. Rechts vorne, wo im Idealfall Arjen Robben ins Dribbling geht, hat er am Mittwoch in Zagreb zumindest nichts falsch gemacht. In der 62. Minute ersetzte ihn Arturo Vidal.

Der Vollständigkeit halber sei noch ein weiterer Hauptdarsteller erwähnt, der dieses Spiel nicht überflüssig fand: der Vorstandschef Karl-Heinz Rummenigge. Er hat festgestellt, dass sich die Münchner gerade in einem "ganz wichtigen Moment" befinden. Das liegt allerdings weniger an Dinamo, das liegt am 1:3 in der Bundesliga vergangenen Samstag in Mönchengladbach. Ein "Wachrüttler" müsse diese bisher einzige Liga-Niederlage sein, hat Rummenigge gesagt, "damit wir dann hoffentlich auch zufrieden unter dem Weihnachtsbaum sitzen dürfen".

Nein, bisher spricht rein gar nichts gegen zufriedene Bayern unterm Baum. Außer womöglich, dass sich Guardiola kurz vor dem Fest zu seiner Zukunft äußern wird.

© SZ vom 10.12.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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