Champions League:Bayern muss Sven Ulreich danken

Champions League: Die Bayern haben einen starken Torhüter, und der heißt Sven Ulreich.

Die Bayern haben einen starken Torhüter, und der heißt Sven Ulreich.

(Foto: AFP)
  • Sven Ulreich rettet den FC Bayern beim Champions-League-Spiel in Anderlecht mehrfach und hat großen Anteil am 2:1-Erfolg.
  • Wie lange er noch das Tor hüten wird, ist ungewiss: Stammkraft Manuel Neuer könnte noch länger ausfallen.
  • Hier geht es zum Text über die Sorgen um Thiago.

Von Christopher Gerards, Brüssel

Jérôme Boateng wirkte nicht besonders euphorisch, als er ein Wort des Dankes aussprach. Er verband es nämlich mit einem kritischen Gedanken. "Jeder Einzelne" beim FC Bayern, begann Boateng, müsse sich hinterfragen nach dieser konfusen ersten Halbzeit gegen den RSC Anderlecht. Wobei er doch nicht jeden Einzelnen meinte: Boateng fügte jedenfalls an, dass man sich "bei Sven bedanken" könne, "dass wir nicht zurückliegen".

Wenn Fußballer nach einem Spiel ihren Torwart loben, dann heißt das in aller Regel zweierlei. Erstens: Der Torwart hat gut gespielt. Zweitens: Die Mannschaft hat nicht so gut gespielt. Beim 2:1 (0:0) des FC Bayern am Mittwochabend gegen den RSC Anderlecht traf beides zu, die Münchner ließen vor allem in der ersten Halbzeit eine stattliche Menge an Chancen zu. Aber letztlich warf sich ihr Torwart, Sven Ulreich, allem entgegen, was in seine Nähe kam. Ja, der 29-Jährige war der Grund, weshalb es zur Halbzeit 0:0 stand.

Der Wechsel zu Heynckes half Ulreich

Es war dabei nicht unbedingt so, dass Ulreich dabei unwirkliche Playstation-Paraden gezeigt hätte, dass er Bälle hielt, die sich eigentlich nicht halten ließen. Ulreich machte einfach seinen Job, und er tat das so souverän, dass man fast vergessen konnte, welche Diskussionen kürzlich noch um den Ersatztorwart der Bayern herrschten.

Ulreich erlebt ein ziemliches Hin und Her in dieser Saison. Im Sommer hatte er noch darüber nachgedacht, den FC Bayern zu verlassen, er hatte in der vergangen Saison fünf Mal in der Bundesliga gespielt, in der Saison davor nur ein Mal. Dann verletzte sich Manuel Neuer im September, fortan stand Ulreich im Tor. Ihm gelang ein erstes gutes Spiel bei Schalke 04, doch kurz darauf flutschte ihm gegen Wolfsburg ein sehr haltbarer Ball durch die Arme. Beim 0:3 gegen Paris war er ebenfalls nicht der beste Spieler.

Als Torwart sei Spielpraxis für die Abläufe wichtiger als für Feldspieler, hat Ulreich vor dem Spiel gegen Anderlecht gesagt, was eine Erklärung für seine Anlaufschwierigkeiten war. Wobei ihm auch der Trainerwechsel zu Jupp Heynckes nicht geschadet haben wird.

"Ulle hält seit Wochen richtig gut", sagte Innenverteidiger Mats Hummels am Mittwoch, "und ich denke, dass er jetzt gerade auch ein bisschen die verdiente Anerkennung dafür kriegt, was er macht. Weil er jedes Spiel ein, zwei, heute sogar ein paar mehr Bälle richtig gut hält." Genau genommen hatte Ulreich drei, vier wichtige Paraden angebracht. Nach acht Minuten tauchte Lukasz Teodorczyk erstmals aussichtsreich vor Ulreich auf, der den Schuss aber per Fuß blockte. Kurz darauf parierte Ulreich gegen Dennis Appiah, kurz vor der Halbzeit wieder gegen Teodorczyk. Der Stürmer schien irgendwann ziemlich verzweifelt.

Steht Ulreich auch zum Rückrundenstart im Tor?

Schon vor dem Spiel ist Ulreich auf einen Satz des TV-Experten Lothar Matthäus angesprochen worden. Dieser hatte ihn kürzlich als Kandidaten für die Nationalelf gehandelt. Woraufhin Ulreich daran erinnerte, dass derselbe Lothar Matthäus ihm vor Wochen ein Augenproblem unterstellt habe. Solche Aussagen, sagte er, seien nicht ernst zu nehmen. Ulreich wird nach Lage der Dinge eher nicht der dritte Torhüter im DFB-Aufgebot. Andreas Köpke und Joachim Löw werden seine Paraden gegen Anderlecht nicht entgangen sein; ihnen wird aber auch nicht entgangen sein, dass er immer wieder mal schludrige Abspiele einstreute, die beim Gegner oder im Aus landeten.

"Natürlich freut man sich, wenn man die Bälle gehalten hat", sagte Ulreich nach dem Spiel im Bezahlfernsehen "genauso ärgert man sich über kleine Fehler im Aufbau. Ich bin trotzdem froh, dass ich ein- bis zweimal gut halten konnte."

Seine Dienste werden indes noch eine Weile gefragt sein, womöglich sogar länger als angenommen. Mitte September hatte sich Nationaltorwart Manuel Neuer ja im Training verletzt, ein Bruch des linken Mittelfußes. "Manuel wird uns im Januar in alter Stärke zur Verfügung stehen", hatte Vorstandschef Karl-Heinz Rummenigge seinerzeit mitgeteilt. Zwar sagte Rummenigge jüngst: "Er ist so im Soll, wie die Ärzte das prognostiziert haben. Er wird bald die Krücken ablegen und in die Reha gehen. Alles ist so, wie die Ärzte es vorausgesagt haben." Aber er fügte auch an, nicht zu wissen, ob Neuer schon zum Rückrundenstart wird spielen können - das wäre am 12. Januar bei Bayer Leverkusen.

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