Champions League:Bayern hat heroisch gekämpft

Real Madrid - Bayern München 4:2

Zwei Profis von Weltruf nach ihrem letzten Champions-League-Spiel: Philipp Lahm, 33, und Xabi Alonso, 35.

(Foto: dpa)

Die Münchner erleben eine bittere Nacht in Madrid - doch sie können die Bühne "Champions League" erhobenen Hauptes verlassen.

Kommentar von Klaus Hoeltzenbein

Vermutlich behält Philipp Lahm jetzt diesen Rekord bis in alle Ewigkeit. Einen Rekord, auf den er sich nicht viel einbildet, über den er aber doch schmunzeln konnte, als er jüngst darauf angesprochen wurde. Er hat jetzt 112 Champions-League-Spiel bestritten - und kein einziges Tor erzielt. Der FC Bayern hatte ja auf so vieles gehofft, so viele Geister und Medizinmänner beschworen in den sechs Tagen seit dem Hinspiel-1:2 in München. Sie hofften sogar darauf, dass dieser Lahm in Madrid endlich mit seinen Prinzipien bricht und ihm der verflixte Ball mal ins Netz rutscht, vom Schienbeinköpfchen oder vom Hinterkopf, irgendwie halt.

Nun aber heißt es: Endstation Madrid! Endstation unter Carlo Ancelotti schon im Viertelfinale; unter Pep Guardiola war zuvor drei Mal im Halbfinale Schluss. Mit Abpfiff endete in diesem Gänsehaut-Krimi - der in der Bayern-Chronik aufgrund seiner kleinen und großen Dramen einen Extraplatz einnehmen wird - zumindest die internationale Laufbahn zweier Profis von Weltruf: von Xabi Alonso, 35, und Philipp Lahm, 33. Die beiden Weltmeister und Champions-League-Sieger verabschieden sich mit Applaus ins Pensionärsdasein.

Alte Rocky-Weisheit: Es ist erst vorbei, wenn es vorbei ist

Über Ostern war auch in München naturgemäß viel von Auferstehung die Rede. Wobei jene, die ihre emotionalen Formkurven allein vom Schicksal des FC Bayern abhängig machen, mit einem Box-Zitat von Sylvester Stallone aus den alten Rocky-Filmen durch die Stadt zogen: "Es ist erst vorbei, wenn es vorbei ist!" Dies hörte sich zunächst so an wie das berühmte Pfeifen am Marienplatz, jedenfalls für jene, die die Bayern in der finalen Phase des Hinspiels hatten taumeln sehen. Sie hingen ja da schon in den Seilen, erhoben sich aber in Madrid noch einmal, kämpften einen heroischen Kampf - und gingen in der Verlängerung in Unterzahl doch zu Boden. Ausgeknockt beim 2:2 durch Ronaldos irregulären Abseitstreffer, den Tiefschlag.

Madrid sah ein Schlachtengemälde, bei dem man den Eindruck gewann, die vor Anpfiff maladen Münchner seien zuvor nicht nur Dauergast in der medizinischen Abteilung, sondern auch im Kino gewesen. Um es doch noch im Sinne von Rocky zu versuchen, der einst sagte: "Man muss ja nicht immer der Beste sein. Hauptsache, man gibt sein Bestes. Dann hat man's wenigstens versucht."

Eine Botschaft aus dem Sport-Kosmos, die als Thema über dieser bitteren spanischen Nacht stehen könnte. Man hat es versucht. Es war heroisch. Philipp Lahm bleibt ohne Tor. Es ist vorbei.

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