Champions League: Bayern - Bordeaux 0:2:Mitten ins Herz

Der FC Bayern München bestimmt zwar die Partie gegen Girondins Bordeaux, verliert aber dennoch mit 0:2 - und steht in der Champions League vor dem Aus in der Gruppenphase.

Aus eigener Kraft kann der FC Bayern München das Achtelfinale der Champions League nicht mehr erreichen: Das 0:2 (0:1) gegen Girondins Bordeaux vom Dienstagabend bedeutet, dass der Gegner nun Juventus Turin heißt. Die Bayern müssten bei den Italienern gewinnen, diese wiederum dürften zuvor gegen das bereits qualifizierte Bordeaux höchstens ein Unentschieden erreichen. Hoffnung besteht also noch, wenn auch nur wenig. Der dritte Platz in der Gruppe würde immerhin bedeuten, dass die Bayern in der Europa League weiterspielen dürften. Ihr erstes Saisonziel haben sie damit so gut wie verfehlt.

Champions League: Bayern - Bordeaux 0:2: Marouane Chamakh bejubelt das 2:0 für Bordeaux.

Marouane Chamakh bejubelt das 2:0 für Bordeaux.

(Foto: Foto: dpa)

Bereits in der 42. Minute schallten die ersten Pfiffe durchs Rund, und zwar nicht, weil irgendetwas schiefgelaufen wäre, sondern weil das Publikum genervt war vom ewigen Quer- und Zurückgespiele. Das aber ist die Handschrift des Trainers Louis van Gaal. Ballbesitz fordert er, Kontrolle, und das sieht dann oft so aus wie in jener 42. Minute: Pass folgte auf Pass, ohne dass nennenswerter Raumgewinn zu verzeichnen war, und zum Abschluss der Stafette schob Edson Braafheid den Ball zurück in die eigene Hälfte.

Lange hatten die Zuschauer das Geschiebe ruhig ertragen und dann und wann einen aufmunternden Gesang eingestreut. Solange der FC Bayern am Ball war, konnte immerhin Bordeaux keinen Treffer erzielen. Und es war natürlich nicht so, als wären die Bayern nie in die Nähe des Tors der Franzosen gekommen.

Bereits nach drei Minuten geriet Braafheid eine Flanke so lang, dass sie sich gefährlich in Richtung Tor senkte und Schlussmann Cedric Carrasso den Ball über die Latte lenken musste. Anschließend passierte lange nichts, bis in der 19.Minute Braafheid eine Freistoßflanke so lang geriet, dass sie sich gefährlich aufs Tor senkte, doch Carrasso musste diesmal nicht eingreifen.

Braafheid ist wie Danijel Pranjic einer der Spieler, die auf den ausdrücklichen Wunsch van Gaals verpflichtet wurden. Am Dienstagabend standen sie gemeinsam auf dem Platz, sie bildeten das Team auf der linken Seite - in der vergangenen Saison spielten dort Franck Ribéry und Philipp Lahm, bisweilen unterstützt von Zé Roberto. Ribéry ist verletzt, Zé Roberto glänzt in Hamburg, und Philipp Lahm wirkte auf der rechten Seite. Aber immerhin, Braafheid und Pranjic mühten sich, zumindest setzten die van Gaals Wunsch nach ewiger Ballkontrolle um.

Sicherlich wäre es ein anderes Spiel geworden, wenn der Schiedsrichter das Handspiel in der 32. Minute gesehen hätte. Nach einem wirklich exzellenten Freistoß von Bastian Schweinsteiger rettete Torwart Carrasso in höchster Not, nach einigem Gewühl kam Miroslav Klose drei Meter vor dem Tor zum Schuss, doch Michael Ciani verhinderte im Fallen mit der Hand den Treffer. Es war wohl keine Absicht, doch wenn Schiedsrichter Pedro Proença die Situation gesehen hätte, dann hätte er Elfmeter geben müssen. "Wir waren nicht glücklich", sagte van Gaal zu der Situation und räumte ein: "Aber wir waren auch nicht gut genug."

Van Gaal bringt Robben und Gomez

Dass der Gegner irgendwann in Ballbesitz kommt, ist natürlich nicht zu verhindern. Nach einem Foul von Holger Badstuber machten sich die Franzosen daran, einen Freistoß aus rund 40 Metern Torentfernung auszuführen. Die Mannschaft ist eminent stark bei Standardsituationen, das ist bekannt. Wendel, der Präzisionsschütze, zirkelte den Ball in den Strafraum, lange war die Kugel unterwegs, sehr lange, und als sie sich schließlich nach einer Ewigkeit senkte, hatte sich Yoann Gourcuff davongestohlen und erzielte per Kopf das 0:1 (37.). Mark van Bommel hatte ihn aus dem Augen verloren, und Torwart Hans-Jörg Butt machte keine glückliche Figur. Es war ein Tor, das nicht hätte fallen dürfen, aber es war gefallen, und nun hatten die Bayern ein großes Problem.

Van Gaal brachte Arjen Robben für Klose ins Spiel, nach einer knappen Stunde kam zudem Mario Gomez für Braafheid - der Trainer hatte also Spieler im Wert von rund 60 Millionen Euro eingewechselt. Tatsächlich spielte das Team besser oder zumindest druckvoller, weil die Lage es erforderte, hin und wieder den riskanten Pass zu wählen. Robben nahm einen dieser Pässe im Strafraum an, wand sich um den Ball, geschmeidig wie ein Schlangenmensch, und schoss zwei Zentimeter am rechten Pfosten vorbei (62.). Wenig später klärte Carrasso in letzter Sekunde vor dem anstürmenden Gomez.

Der FC Bayern war spielbestimmend, ohne jedoch den Gegner wirklich zu beherrschen. Es war zu erkennen, welche Idee hinter dem Spiel steckte, aber diese Idee blieb eine Ahnung: Es gelang der Mannschaft nicht, sie in Fußball zu übersetzen. Die Minuten verronnen, Bordeaux wartete ab - und konterte schließlich ein letztes Mal. Sie droschen den Ball aus der Abwehr nach vorn, Badstuber und Butt irritierten einander, und Marouane Chamakh fand sich unverhofft vor dem leeren Tor wieder. Er schoss den Ball zum 0:2 ins Netz - und damit mitten ins Herz des FC Bayern. "In der Champions League müssten wir am besten sein", seufzte van Gaal am Ende des Abends und fügte nachdenklich an: "Aber das waren wir nicht."

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: