Champions League:Alles, nur kein gewöhnliches Auswärtsspiel

Lesezeit: 2 min

Celtic-Fans bei einem Heimspiel ihres Klubs. (Archivbild) (Foto: Getty Images)
  • Den FC Bayern erwartet in Glasgow kein gewöhnliches Auswärtsspiel.
  • Die Stimmung im Celtic-Park ist legendär, genau wie die Gesänge, mit denen die Anhänger des Vereins ihre Mannschaft antreiben.
  • Tabellen und Ergebnisse der Champions League finden Sie hier.

Von Martin Schneider, Glasgow

Das Lied, das sie singen, handelt von der Hitze in Lissabon. Davon, wie tausende Schotten in den Süden fahren und sehen, wie ihre Boys zu Champions werden. "Sixtyseeeeeeeven" intonieren an diesem Tag im Mai zehntausende Celtic-Fans auf die Melodie von Bonnie Tylers "It's a Heartache". 1967 gewann Glasgow den Europapokal der Landesmeister durch ein 2:1 im Finale gegen Inter Mailand. Es ist bis heute der größte Erfolg der Vereinsgeschichte und im Mai jährte er sich zum fünfzigsten Mal.

Der ganze Celtic-Park singt also von diesem Sieg und auf allen vier Tribünen bilden die Fans aus Folien ein grün-weißes Mosaik. Der Champions-League-Pokal ist zu sehen, eine weiße 50 vor einem goldenen Stern, jene Jahreszahl und der Schriftzug "Lisbon Lions". So heißt die Mannschaft von 1967 und seit 17 Jahren auch eine Tribüne im Celtic-Park. Die Fifa befand später, dass das die beste Fan-Aktion des Jahres gewesen sei, und zeichnete die Anhänger von Celtic bei der Weltfußballer-Gala mit einem Award aus.

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Nun braucht man nicht die Fifa, um zu bemerken, dass im Celtic-Park keine normalen Vereins-Anhänger auf der Tribüne stehen. Die Atmosphäre ist legendär, viele sprechen von der besten Stimmung Europas. Im Vorfeld dieser Saison hat sich zum Beispiel Juventus-Torwart Gianluigi Buffon, der mit 39 Jahren schon fast alles in europäischen Stadien erlebt und gehört hat, zum Ende seiner Karriere noch einmal ein Spiel im Celtic-Park gewünscht.

Schottische Fans sind singende Fans. Und im Gegensatz zu den meisten deutschen Stadien, wo die Stimmung hauptsächlich von einem Ultra-Block ausgeht, fühlt sich in Glasgow das ganze Stadion angesprochen, wenn jemand einen Gesang anstimmt. Es gibt laute Lieder, lustige Lieder, traurige Lieder. Von Depeche Mode haben die Celtic-Fans "I just can't get enough" gecovert und die erste Zeile in "When I see Celtic, I go out of my head" umgedichtet.

Es ist kein gewöhnliches Auswärtsspiel für den FC Bayern

Wenn sich ein Spieler irgendwie hervortut, dann bekommt er seinen eigenen Song. Gerade besingen die Fans Stuart Armstrong. Den hat Trainer Brendan Rodgers ins zentrale Mittelfeld gestellt, außerdem trifft er ab und zu, er hat schöne Haare - mehr als genug Gründe für ein eigenes Lied.

Hinzu kommt die Tradition des Klubs: Celtic gilt als das Gegenstück zum protestantischen Stadtrivalen Glasgow Rangers, dessen Anhänger immer eher Oberschicht und immer eher der britischen Krone zugeneigt waren. Celtic hingegen war der irisch-katholische Arbeiterklub. Und so wandern immer mal wieder irische Volkslieder in das schottische Stadion. Fields of Athenry zum Beispiel - eine traurig schöne Ballade, die von einer irischen Hungersnot erzählt.

Auch der FC Bayern weiß, dass er nicht zu einem gewöhnlichen Auswärtsspiel reist. Joshua Kimmich zählte vor dem Spiel ehrfürchtig auf, die beste Atmosphäre habe er bisher in Turin, beim DFB-Pokalfinale in Berlin und beim EM-Halbfinale 2016 gegen Gastgeber Frankreich 2016 erlebt, und er sei gespannt, ob der Celtic-Park da rankomme. Jupp Heynckes, der schon ein bisschen mehr erlebt hat als Kimmich, hat zwar ebenfalls noch nie hier gespielt, aber auch er geriet ins Schwärmen. "Es ist ein großartiges Erlebnis in Schottland zu spielen. Hier pulsiert der Fußball."

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