Causa Franz Beckenbauer:Viele Fragen bleiben offen

World Cup 2014 - Franz Beckenbauer

Noch nicht alles ausgestanden: Franz Beckenbauer

(Foto: Marcus Brandt/dpa)

Doch nur 14 statt 90 Tage: Die Fifa setzt die Sperre gegen Franz Beckenbauer aus. Allerdings ist der Fall um die dubiosen Vergaben der WM-Turniere 2018 und 2022 damit nicht beendet. Es gibt weitere Ermittlungen - und knifflige inhaltliche Fragen.

Von Thomas Kistner, Rio de Janeiro, und Johannes Aumüller

Der Fußball-Weltverband (Fifa) hat die provisorische 90-Tage-Sperre gegen Franz Beckenbauer ausgesetzt. Bereits am Freitagmittag deutscher Zeit verschickte das Management des früheren Weltmeisters eine entsprechende Erklärung; nach ein paar Stunden bestätigte das der Verband.

Allerdings ändert das nichts daran, dass die Causa Beckenbauer noch nicht abgeschlossen ist und diverse Fragen offenbleiben. Die Ermittlungen durch die vom US-Staatsanwalt Michael Garcia geleitete Kommission, ob Beckenbauer gegen die Ethik-Bestimmungen verstoßen habe, würden fortgesetzt, hieß es. Diese Kommission spürt den dubiosen Abläufen rund um die WM-Doppelvergabe nach Russland (2018)

und Katar (2022) nach. Gegen Beckenbauer war vor zwei Wochen eine provisorische 90-Tage-Sperre verhängt worden, weil er mit Garcias Leuten nicht kooperiert hatte. Zum Zeitpunkt der Kür im Dezember 2010 gehörte der Deutsche zum Fifa-Vorstand. Alle anderen damaligen Wahlmänner hatten nach Angaben der Fifa mit Garcia gesprochen, nur Beckenbauer nicht. Seine Begründung lautete, dass er die Fragen lediglich "in Juristen-Englisch" erhalten habe; die Fifa hingegen betonte, dass die Fragen "wiederholt" auf Englisch und Deutsch eingegangen seien.

Zu diesem Widerspruch will sich Beckenbauer nicht äußern. Nun begründete er sein Versäumnis damit, dass er "die Angelegenheit unterschätzt" habe. Dies habe vor allem daran gelegen, "dass mir solche umfangreichen administrativen Dinge für gewöhnlich von meinem Management abgenommen werden, das ich in diesem Fall aber nur in eingeschränktem Umfang einbeziehen durfte". Beckenbauer hatte erst nach der Verkündigung der Sperre die Antwort eingereicht - schriftlich und auf Deutsch.

Nun bleibt abzuwarten, wie Garcia mit den Antworten umgeht. Denn inhaltlich stellen sich bei den beiden Vergaben Fragen. Im Falle von Katar geht es um diverse Treffen mit höchsten Vertretern des Emirats; noch brisanter ist die Konstellation allerdings bei der Wahl von Russland, wo Beckenbauer nur wenige Monate nach der Kür zum WM-Austragungsort als Sportbotschafter für die Russische Gas-Gesellschaft einstieg - ein Verband, bei dem maßgeblich der vom Staat kontrollierte Erdgaskonzern Gazprom das Sagen hat.

Management hält Sperre weiter für ungerechtfertigt

Garcia wollte seinen Gesamtbericht über die Vergaben ursprünglich schon vor der WM in Brasilien fertiggestellt haben. Gemäß Beckenbauer hatte der Fragenkatalog an ihn 130 Fragen beinhaltet; womöglich ergeben sich aus seinen Antworten für Garcia allerdings Anhaltspunkte, weiter nachzuforschen. Auch in diesem Kontext ist eine Aussage des stellvertretenden Vorsitzenden des Ethik-Komitees, Alan Sullivan, zu sehen: Dieser sagte am Freitag, eine "Fortsetzung oder Wiederholung des Verhaltens", das zur vorläufigen Sperre geführt habe, könnte "eine weitere" Sanktionierung zur Folge haben.

Beckenbauers Management wiederum betonte, es gehe "nach wie vor davon aus, dass die provisorische Sperre ungerechtfertigt war, weil er nach unserer Auffassung nicht zur Aussage gegenüber der Fifa verpflichtet war". Hier gibt es also weiter Konfliktpotenzial.

Beckenbauer musste auch deswegen dringend hoffen, dass die Sperre beendet wird, weil er noch auf diversen Gebieten mit Fußball zu tun hat. Das reicht von seinem Ehrenpräsidentenamt beim FC Bayern über seine Tätigkeit als Experte beim Fernsehsender Sky bis hin zur seiner Gastgeberrolle beim "Camp Beckenbauer", einem Treffen für Prominenz aus Politik, Wirtschaft und Sport.

Erst zu Wochenbeginn hatte eine Fifa-Sprecherin nach zuvor falsch interpretierten Aussagen noch einmal nachdrücklich betont, dass Beckenbauers Sperre für alle Fußballspiele gelte, auch für den privaten Besuch von Spielen bei der WM in Brasilien. Jetzt teilte Beckenbauers Management mit, dass er nach Absprache "mit seinen Partnern" gar nicht dorthin reisen werde.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: