Caster Semenya:Siegerin muss zum Geschlechtstest

Aufregung um die südafrikanische 800-Meter-Weltmeisterin Caster Semenya: Der Weltverband hat angeordnet, dass die 18-Jährige genetisch untersucht werden soll.

Die südafrikanische 800-Meter-Gewinnerin Caster Semenya muss sich auf Veranlassung des Leichtathletik-Weltverbandes IAAF einem Geschlechts-Test unterziehen. Dies bestätigte die IAAF am Mittwoch. Zweifel, ob die 18-Jährige eine Frau ist, waren wegen ihrer männlichen Erscheinung aufgetreten. Die Ergebnisse der genetischen Untersuchung sollen innerhalb einer Woche vorliegen. Caster Semenya siegte am Mittwochabend in Weltjahresbestzeit von 1:55,45 Minuten vor Titelverteidigerin Janeth Jepkosgei aus Kenia (1:57,90) und Jennifer Meadows aus Großbritannien (1:57,93).

Caster Semenya: Frau oder Mann? Der Leichtathletikverband hat angeordnet, dass sich Caster Semenya einem Geschlechtstest unterziehen muss.

Frau oder Mann? Der Leichtathletikverband hat angeordnet, dass sich Caster Semenya einem Geschlechtstest unterziehen muss.

(Foto: Foto: AFP)

"Wir haben keine Beweise, um ihr einen Start nicht zu erlauben", sagte IAAF-Sprecher Nick Davies. "Wir warten auf das Ergebnis der Untersuchung. Es wäre falsch sie nicht laufen zu lassen." Der südafrikanische Leichtathletik-Verband ließ mitteilen, dass es keinen Grund für den Verdacht gebe, Semenya sei ein Mann.

"Wir haben den Aspekt der Diskriminierung zu beachten", sagte IAAF-Councilmitglied Helmut Digel (Tübingen). "Es stehen aber bei Jugend- und Junioren-Weltmeisterschaften Vermutungen im Raum, dass Manipulation in dieser Richtung staatlicherseits begünstigt werden." Dies passiere besonders in Entwicklungsländern. Digel betonte aber: "Wir müssen uns an die Regeln halten und auch den Athleten schützen."

Geschlechts-Test sind bei den Olympischen Spielen 1968 eingeführt worden, nachdem eine Reihe von osteuropäischen Athleten in Verdacht geraten waren. Vor den Sommerspielen 2000 in Sydney wurde sogenannte "Gender verification" jedoch wieder abgeschafft und sieht sie nur noch in strittigen Fällen vor. In einigen Sportverbänden gibt es diese Tests noch.

In der Sportgeschichte gab es wiederholt Fälle, bei denen diese Tests belegten, dass Männer unwissentlich als Frauen an den Start gingen. Die als Polin geborene Amerikanerin Stella Walsh etwa holte über 100 Meter 1932 in Los Angeles Gold und vier Jahre später in Berlin Silber. Als sie 1980 bei einem Überfall erschossen wurde, stellte sich heraus, dass Walsh männliche Geschlechtsorgane hatte.

Bei den Asienspielen 2006 in Doha musste die indische Leichtathletin Santhi Soundarajan ihre 800-m-Silbermedaille wieder abgeben, nachdem bei einem Geschlechts-Test herausgekommen war, dass sie von der Chromosomen-Konstellation her männlich ist. In der Regel weisen Frauen zwei X-Chromosomen (XX) in ihren Zellen auf, Männer ein X- und ein Y-Chromosom (XY). Manche mit einem Y-Chromosom geborenen Menschen entwickeln alle körperlich charakteristischen Merkmale einer Frau - ausgenommen die internen Sexual-Organe.

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