BVB-Verteidiger:In Dortmund dreht sich alles um Hummels

BVB-Verteidiger: Alle sprechen nur noch über ihn: Mats Hummels will zum FC Bayern wechseln. Aber der Münchner Klub kam auf ihn zu - nicht umgekehrt. Darauf besteht Hummels.

Alle sprechen nur noch über ihn: Mats Hummels will zum FC Bayern wechseln. Aber der Münchner Klub kam auf ihn zu - nicht umgekehrt. Darauf besteht Hummels.

(Foto: Sascha Schurmann/AFP)

Von Felix Meininghaus, Dortmund

"Für immer Borusse", lautet die Headline auf dem Titel der aktuellen Ausgabe des Dortmunder Stadionheftes "Echt", zu sehen ist das Konterfei von Marcel Schmelzer. Über Mats Hummels berichtet das Magazin nicht, denn eine Postille, die vom Verein verbreitet wird, beschäftigt sich nach Möglichkeit mit positiven Geschichten. Und da ist die Vertragsverlängerung des Linksverteidigers natürlich dankbarer als all die Geschehnisse um den Innenverteidiger, der tatkräftig seinen Wechsel zum FC Bayern München vorantreiben lässt.

Die Borussen-Fans hatten die Ausgabe natürlich auch vorliegen, beim Heimspiel am Samstag gegen Wolfsburg. Und als es zum Aufwärmen ging und ihre Mannschaft auf den Platz kam, Mats Hummels mittendrin, da gab es durchaus Pfiffe gegen ihn. Es war ja sein erster Auftritt in Dortmund, nachdem er seinen Wechselwunsch zum FC Bayern öffentlich gemacht hatte.

Es ist nicht einmal drei Jahre her, da schwang Hummels die moralische Keule, er ließ sie auf Mario Götze niedersausen. Der Manndecker verurteilte den Wechsel seines Dortmunder Kollegen zum FC Bayern München. Er könne die Entscheidung nicht nachvollziehen, schimpfte er damals: "Jeder hat doch gesehen, wie gut unsere Mannschaft ist. Ich glaube einfach, dass es sportlich wenig bis keine Gründe gibt oder gab, uns zu verlassen."

"Der Kapitän geht als erster von Bord - am besten sofort"

Nun hat der Weltmeister also umgedacht, und so etwas mögen sie eigentlich gar nicht im Revier, wo sie echte Liebe propagieren. Dramatische Exzesse sind dem Profi erspart geblieben. Lediglich ein relativ harmloses Spruchband mit dem Satz "Der Kapitän geht als erster von Bord - am besten sofort", war zu sehen.

Pfiffe aber gab es, als er sich vor den Fans auf der Südtribüne warmlief und auch während des Spiels, wenn er am Ball war. BVB-Boss Hans-Joachim Watzke hatte sie durchaus vernommen: "Mats ist ein astreiner Bursche. Ein ganz großartiger Junge", sagte der Geschäftsführer bei WDR2: "Und wer den beleidigt, der hat eigentlich das Recht schon verspielt, zu uns zu gehören, weil das ist nicht Borussia Dortmund." Watzke stellte aber auch klar, dass er "90 oder 95 Prozent der Zuschauer ein Riesen-Kompliment machen" müsse, da sie nicht gepfiffen haben. Hummels selbst sagte: "Das waren nicht die Fans. Es waren nur 300, die mich schon vorher nicht unbedingt geliebt haben. Die haben die Bühne genutzt. Ich habe gesehen, woher das kam."

Ein unter die Gürtellinie gehender Shitstorm ist dem Weltmeister erspart geblieben. Während der Kollege Mario Götze auch noch drei Jahre, nachdem er das schwarz-gelbe Trikot gegen das rote Leibchen der Bayern getauscht hat, mit üblen Beleidigungen leben muss, wann immer er auch nur in die Nähe des Dortmunder Stadions kommt, hält sich die Aufregung über den bevorstehenden Transfer von Hummels in den Süden der Republik offenbar noch in Grenzen.

Watzke will, dass 100 Prozent seiner Forderungen erfüllt werden

Doch der lockere Spaziergang der Gastgeber, das 5:1 gegen Wolfsburg (BVB-Treffer durch Kagawa, Ramos, Reus und zweimal Pierre-Emerick Aubameyang, für den indisponierten VfL traf Schürrle kurz vor Schluss) war nach dem Abpfiff kaum Gesprächsthema. Die Debatte wird von Hummels' Wunsch dominiert, künftig die Schuhe für den FC Bayern schnüren zu wollen.

"Wir werden mit Bayern München Gespräche führen. Ich habe da allerdings relativ klare Vorstellungen", sagte Watzke. "Es gibt nur zwei Möglichkeiten: Die Vorstellungen realisieren sich zu 100 Prozent oder es gibt keinen Transfer." Der Poker ist also eröffnet, nun werden zwischen Dortmund und München Zahlen hin- und hergeschoben. Der BVB will sich den Verlust mit bis zu 40 Millionen Euro vergüten lassen.

Für Aufregung sorgte im Dortmunder Lager ein Spruch von Uli Hoeneß vom Freitag: "Wenn einer an die Tür klopft, dann wird der FC Bayern schlecht beraten sein, die Tür nicht aufzumachen", hatte der einstige Präsident da gesagt. Der Konter von Watzke:. "Was da gestern aus München kam, fand ich nicht gut".

Prompt wurde Hoeneß von Vorstandschef Karl-Heinz Rummenigge mit deutlichen Worten zurückgepfiffen: "Da muss der Uli was missverstanden haben. Angeklopft hat Bayern München, nicht Mats Hummels. Mats ist nicht offensiv auf uns zugegangen, wir haben gefragt, ob er sich einen Wechsel vorstellen könnte." Rummenigge ging bei Sky durchaus auf Distanz zu den Hoeneß-Aussagen, als er weiter erklärte, er habe "mit Uli gesprochen, er hat's verstanden. Er ist jetzt informiert und aufgeklärt". Das Verhältnis beider Vereine sei "sehr seriös", er sei optimistisch, "dass wir eine seriöse Lösung finden".

Und was sagt Hummels? "Ich habe mich nirgendwo angeboten. Das ist absoluter Humbug." Aber natürlich sei es sein Wunsch, "dass zeitnah eine Entscheidung fällt". Am 21. Mai stehen sich beide Klubs im Pokalfinale gegenüber. Kein leichtes Spiel für Hummels.

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