BVB-Verbleib von Marco Reus:Dortmunds Uwe Seeler

Marco Reus BVB

Marco Reus bleibt - und ganz Dortmund atmet auf.

(Foto: AFP)
  • Marco Reus erfreut eine ganze Region mit seiner Vertragsverlängerung beim BVB.
  • Die Bayern halten sich mit einem Angebot vornehm zurück.
  • Hier geht es zu den aktuellen Ergbenissen im Fußball.

Von Ulrich Hartmann, Dortmund

Sogar am Aktienkurs des einzigen börsennotierten Fußballklubs Deutschlands war am Dienstag abzulesen, was die Borussia Dortmund GmbH & Co. KGaA um 13.12 Uhr als Ad-hoc-Meldung veröffentlichte: "Borussia Dortmund und Marco Reus haben ihr Arbeitsverhältnis, das ursprünglich bis zum 30. Juni 2017 abgeschlossen war, vorzeitig bis zum 30. Juni 2019 verlängert."

Im Anschluss erklomm die BVB-Aktie, die seit dem Saisonstart im August von fünf auf unter vier Euro abgestürzt war, wieder die Vier-Euro-Marke. Vermutlich gelang ihr das auch deshalb, weil eine noch wichtigere Information im zweiten Satz der Börsenmitteilung versteckt war: "Damit enthält kein Lizenzspieler-Arbeitsverhältnis von Borussia Dortmund mehr eine Option eines Spielers auf vorzeitige Beendigung für den Fall eines Transfers zu einem anderen Fußballklub."

Die Vertragsverlängerung mit Reus samt der demonstrativen Streichung der sogenannten Ausstiegsklausel ist das wichtigste Comeback-Signal des abgestürzten Ruhrgebietsklubs. In diesem Sommer hätte Reus, 25, nach Lesart des alten Vertrags für die feste Summe von 25 Millionen den Arbeitgeber wechseln dürfen, was die Spekulationen kontinental explodieren ließ.

Real Madrid, der FC Bayern und praktisch jeder ambitionierte britische Erstligist waren als künftige Klubs des Nationalspielers ins Gespräch gebracht worden. Und wirklich spielte der gebürtige Dortmunder, der sich im vergangenen Jahr mehrfach verletzt hatte und deshalb die WM in Brasilien sowie relevante Teile der Hinrunde versäumte, nicht nur bei der kürzlichen 0:1-Niederlage gegen Augsburg so orientierungslos, als könne er sich kaum mehr auf das Fußballspielen konzentrieren.

Bereits in der Hinrunde hatte es mitunter so gewirkt, als leide die gesamte Mannschaft womöglich auch daran, dass Reus ebenso wie Innenverteidiger Mats Hummels immer wieder Interesse an einem Abschied nachgesagt wurde.

Zufall oder nicht: Beim jüngsten 3:0-Sieg in Freiburg blühten Reus und der BVB nun plötzlich wieder auf und spielten frisch und frei und fast so wie früher, als sie 2011 und 2012 Meister wurden und es auch bis ins Champions-League-Finale 2013 hinein mit dem ewigen Widersacher aus München aufnahmen.

Der FC Bayern hat kein Angebot für Reus abgegeben - Zeitpunkt und Größenordnung passten nicht

Mit der Vertragsverlängerung bis 2019 ohne Ausstiegsklausel ist jetzt aber nicht nur Reus' Verbleib beim BVB bis mindestens 2017 oder 2018 einigermaßen sicher. Ähnlich wichtig für BVB-Fans wie für neutrale Befürworter einer gewissen Mindestspannung in der Liga ist auch, dass sich Reus zumindest in absehbarer Zeit nicht wie zuvor die BVB-Asse Mario Götze und Robert Lewandowski zum ohnehin blendend besetzten Rivalen nach München verändert.

Bayern verzichtet auf ein Angebot

Tatsächlich hatte Reus beim deutschen Branchenprimus lange auf der Agenda gestanden, weil seine Fähigkeiten im kreativen, temporeichen Offensivspiel auch bei Bayern nicht bestritten werden. Allerdings passte den Verantwortlichen in München der Zeitpunkt für ein Geschäft dieser Größenordnung offenbar nicht.

25 Millionen Ablöse plus vier oder fünf Jahre Gehalt hätten ein Gesamtpaket nahe 60 Millionen Euro bedeutet - und das für eine Periode, in der die Mannschaft mit Arjen Robben, Franck Ribery, Mario Götze, Thomas Müller und Robert Lewandowski im Offensivbereich ohnehin glänzend aufgestellt ist. Deshalb haben die Bayern auch darauf verzichtet, ein Angebot abzugeben; eine mögliche spätere Verpflichtung des Dortmunders ist damit aber keineswegs ausgeschlossen, nicht einmal zu einem dann womöglich deutlich höheren Preis.

Fürs Erste wird Reus aber für ein Jahreshonorar von geschätzten acht Millionen Euro zum Dortmunder Signal der wiedergefundenen Stärke und vielleicht auch zum Symbol eines neuerlichen Aufbruchs, dem sich nach Möglichkeit weitere Spieler anschließen sollen. Reus könne in Dortmund "eine Ära prägen, so wie es vor ihm Uwe Seeler in Hamburg oder Steven Gerrard in Liverpool getan haben", kommentierte BVB-Geschäftsführer Hans-Joachim Watzke mit erheblichem Pathos.

Und Manager Michael Zorc sagte, Reus sei "ein ganz wichtiger Baustein für unsere sportliche Zukunft. Er hätte zu fast jedem Topklub auf der Welt wechseln können, aber durch seine Entscheidung hat er gezeigt, dass sein Herz für seine Heimatstadt und seinen Heimatverein schlägt." Marco Reus selbst nennt seine Vertragsverlängerung "eine Entscheidung fürs Leben".

Am Freitag, beim Spiel gegen Mainz, wird Reus von 80 000 Zuschauern bejubelt werden. Weder im Klub noch bei den Fans hat man ihm ernsthaft verübelt, dass er jahrelang ohne Führerschein gefahren war, anderswo dagegen waren prompt Spekulationen über des Spielers Nervenkostüm aufgetaucht; auch über eine angeblich mangelnde mentale Wettkampfhärte.

Der Wechsel zu seinem angeblichen Traumklub ist für Reus hingegen, zumindest für den Moment, aus einem ganz anderen Grund gescheitert. Der FC Barcelona darf wegen eines Transferverbots des Weltverbands Fifa im kommenden Sommer überhaupt keine Spieler verpflichten.

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