BVB und FC Bayern trennen sich 1:1:Ein mäßiges, aber hitziges Unentschieden

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Er hat schon Gelb-Rot gesehen und macht trotzdem weiter: Rafinha bohrt Dortmunds Blaszczykowski im Gesicht herum

(Foto: AFP)

In einem eher schwachen Bundesliga-Duell geht Borussia Dortmund gegen den FC Bayern früh in Führung - doch Gomez gleicht aus. In der zweiten Hälfte wird es dann hektisch: Lewandowski vergibt einen Elfmeter, Rafinha leistet sich einen unnötigen Platzverweis - und das Spiel wird ruppiger, als es beiden Seiten recht sein kann.

Von Martin Anetzberger

Bis zum 15. Spieltag galt ein Bundesliga-Duell zwischen Borussia Dortmund und Bayern München als ultimativer Knaller. Es erhitzte die Gemüter derart, dass neben der gesamten Weltbevölkerung sicherlich auch die Marsmenschen vor dem Fernseher saßen, um zu beobachten, wie sich die Münchner für die fünf Niederlagen in Serie bei Jürgen Klopps Team revanchieren wollten. Das Spiel endete 1:1, Mario Götze traf zum Ausgleich für den BVB.

Seitdem ist viel passiert. Es wurde bekannt, dass Götze in der kommenden Saison beim FC Bayern spielen wird. Bereits zuvor war die Bundesliga von Woche zu Woche langweiliger geworden, die Roten warfen die Schwarz-Gelben aus dem DFB-Pokal, und das Interesse verlagerte sich mehr und mehr auf die Champions League. In dessen Endspiel treffen in drei Wochen die beiden deutschen Mannschaften aufeinander.

Und so rauschte die Brisanz dieses Bundesliga-Spiels nach unten. Am Ende nahmen beide aus einem sportlich unbedeutenden Vergleich einen Punkt mit. Die Dortmunder Führung von Kevin Großkreutz glich Mario Gomez per Kopf aus. "Es war ein intensives Spiel. Großes Lob für meine Mannschaft, die kämpferisch überragend agiert hat", sagte Bayern-Trainer Jupp Heynckes. BVB-Coach Jürgen Klopp kommentierte: "Dieses Spiel hatte trotz anscheinend nicht vorhandener Wichtigkeit genügend Pfeffer. Keiner wollte sich verdächtig machen, dass es ein Freundschaftsspiel wird. Das haben wir gut hingekriegt."

Heynckes hatte bereits am Freitag angekündigt, Philipp Lahm, Bastian Schweinsteiger, Franck Ribéry und Arjen Robben nicht mit nach Dortmund zu nehmen. Dies unterstrich auch die Glaubwürdigkeit von Heynckes' Statement. Das Spiel habe "für mich null Einfluss auf das Champions-League-Endspiel", sagte er. Klopp stichelte ein wenig: "Ich weiß nicht, ob die Bayern uns vor dem Finale in London erschrecken wollen. Aber das wird nicht möglich sein. Wir haben drei Wochen Zeit, uns zu erholen, von was auch immer." Klopp rotierte weniger, verzichtete zunächt nur auf Mats Hummels, Sven Bender und Marco Reus. Mario Götze fehlte wegen seines Muskelfaserrisses.

Die Dortmunder agierten nicht nur näher an ihrer Stammelf, sie waren anfangs auch das bessere Team. Die Bayern hatten mehr Ballbesitz, wirkten aber behäbiger und ließen sich vom ersten gefährlichen Dortmunder Angriff derart überrumpeln, dass es nach elf Minuten 1:0 stand. Nuri Sahin hatte Jakub Blaszczykowski mit einem langen Pass auf der linken Seite freigespielt. Der zog nach innen und flankte an die lange Ecke, wo Großkreutz per Volley sehenswert ins Tor traf.

Lewandowski zeigt vollen Einsatz

Die zehn Minuten davor hatten vor allem eines gezeigt: Die Dortmunder waren vor heimischer Kulisse nicht nur eher bereit, ihre besten Spieler aufs Feld zu schicken, sie zeigten auch mehr Einsatz. Robert Lewandowski zog gleich mehrere Fouls auf sich - Anatolij Timoschtschuk sah dafür früh Gelb - und Großkreutz empfand es wohl als persönliche Beleidigung, dass der ehemalige Schalker Manuel Neuer bei den Bayern die Kapitänsbinde trug. Lahm und Schweinsteiger waren ja zu Hause geblieben. Letzterer sah sich in München ebenso wie Robben und Uli Hoeneß die Bayern-Basketballer im Playoff-Spiel gegen Alba Berlin an.

Kurz nach dem 1:0 spielte Lewandowski Ilkay Gündogan im Strafraum frei, doch er bekam den Ball nicht richtig unter Kontrolle und fiel nach einem Körperkontakt mit Diego Conteno - Schiedsrichter Peter Gagelmann ließ weiterspielen. Gündogan ging kurz darauf für Moritz Leitner vom Platz, es zwickte im Oberschenkel (14.), nach dem Spiel gab es Entwarnung.

Danach ließ der Druck der Gastgeber nach, und durch eine grobe Unachtsamkeit schenkten sie Gomez den Ausgleich förmlich. Rafinha flankte aus dem Halbfeld vollkommen unbedrängt, der Mittelstürmer konnte sich mit seinem Stand-Kopfball die Ecke aussuchen, er nahm die rechte.

In der verbleibenden Halbzeit entwickelte sich ein Spiel, in dem die Bayern die Kontrolle über das Spiel übernahmen und auch gefährlicher wirkten als der BVB. Die beste Gelegenheit vergab Gomez in der 44. Minute: Nach einem Zuspiel von David Alaba trickste er Marcel Schmelzer im Strafraum aus und zog ab. Torwart Roman Weidenfeller konnte den Ball gerade noch zur Ecke klären. Auf der anderen Seite wurde es nur noch gefährlich, wenn Lewandowski im Mittelpunkt stand. Einmal dribbelte er bis kurz vor Neuer und schoss aus spitzem Winkel, doch der Bayern-Keeper klärte stark zur Ecke (31.).

Die zweiten 45 Minuten begannen schwach, die Dortmunder Südtribüne wirkte wie eine unbewegliche gelb-schwarze Wand. Die schwarz-gelben Spieler agierten zwar wieder etwas engagierter als die roten, bekamen aber keinen vernünftigen Angriff zu Stande. Gefährlicher waren mit weniger Aufwand erneut die Gäste. Als Subotic Claudio Pizarro im Strafraum eindeutig traf, ließ Schiedsrichter Gagelmann wieder weiterspielen (50.). Wenig später konnte Subotic gerade noch vor Gomez klären (56.) In der 60. Minute zeigte Gagelmann dann doch noch auf den Punkt: Jérôme Boateng hatte einen Schuss unabsichtlich mit der Hand geblockt. Doch Lewandowskis Elfmeter wehrte Neuer in der linken unteren Ecke ab (60.).

Schieber attackiert Neuer grob

Das Spiel hatte wenig zu bieten und so sorgte ein unbeherrschter Ex-Schalker für den größten Aufreger des Spiels. Gelb-vorbelastet fuhr Rafinha im Laufduell den Ellenbogen aus und traf Blaszczykowski im Gesicht. Der sah für seine unwirsche Reaktion die gelbe Karte, Rafinha Gelb-Rot (64.).

Die Zuschauer hatten nun etwas zum Aufregen, Klopp und Matthias Sammer gerieten aneinander und plötzlich, so schien es, wollten beide Teams irgendwie doch ganz gerne das entscheidende Tor erzielen. Klopp schickte Reus für Sebastian Kehl aufs Feld, Heynckes brachte Thomas Müller für Claudio Pizarro.

In den letzten Minuten hatte der BVB mehr vom Spiel, doch für ein Tor reichte es nicht. Der eingewechselte Münchner Emre Can und Julian Schieber leisteten sich noch zwei grobe Foulspiele. Der Dortmunder Stürmer erwischte einen ganz schlechten Tag und setzte nach einem verstolperten Ball vollkommen überflüssig gegen Neuer nach. Im Hinblick auf das Finale von Wembley am 25. Mai war es gut, dass das mäßige Spiel kurz danach vorbei war.

Das Spiel im Statistik-Vergleich

Das Spiel im Statistik-Vergleich

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