BVB:Tuchels neuer Reichtum beim BVB

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Deutete sein großes Potential an: Ousmane Dembélé. (Foto: Bongarts/Getty Images)

Dembélé, Bartra, Rode, Götze: Im Supercup deutet sich die Breite des BVB-Kaders an - aber es wird Zeit brauchen, all diese Optionen zu sortieren.

Von Freddie Röckenhaus, Dortmund

Als Thomas Tuchel den Zettel mit den wichtigsten Statistiken überflogen hatte, fühlte er sich bestätigt: "Die Niederlage war unglücklich und nicht verdient." Aber das Ergebnis dürfte dem eher nüchternen Tuchel schon zwanzig Minuten nach dem Schlusspfiff nicht mehr wichtig gewesen sein. Ein paar Erkenntnisse aus diesem Supercup-Finale schon eher.

Die Beobachter interessierten sich offenbar am meisten für den spektakulärsten BVB-Zugang, für Rückkehrer Mario Götze. Der sah das Spiel, wie in der vorigen Saison so viele Spiele im Bayern-Trikot, von der Seitenlinie aus, wo er sich warmmachte - mitwirken durfte er nicht eine Sekunde lang. "Es war in der Planung nicht vorgesehen, dass er spielt", sagte Tuchel: "Es wäre unsinnig, die Spieler hier spielen zu lassen, die zuletzt zur Vorbereitung gestoßen sind und noch nicht so weit sind." Gemeint waren die Teilnehmer an der EM.

Schürrle darf nur kurz mitmachen

Immerhin durfte Götze schon mal den großen Zeh ins heiße Wasser stecken und sich vor der brodelnden Südtribüne warmmachen. Von Unmutsbekundungen, wie einige Fangruppen sie seit Wochen heraufbeschwören, war nichts zu erkennen. Manche selbstgebastelte Plakate lasen sich eher so: "Willkommen zu Hause, Mario!" Sinn ergibt es nicht nur aus Tuchels Sicht, Götze zu schützen und ihn erst dann in sein nicht einfaches Comeback zu schicken, wenn er in körperlicher Bestform ist.

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Tuchel wechselte zwar in den Schlussminuten Andre Schürrle (aus Wolfsburg) und Emre Mor (aus Nordsjaelland/Dänemark) ein, aber beide schleppen viel weniger Erwartungs-Ballast mit sich herum. Ihre Auftritte hatten deshalb auch keinen Event-Charakter. Von seinen vielen Neuen hat Tuchel am Sonntag nur drei wirklich getestet: Außenstürmer Ousmane Dembélé (Stade Rennes), Zentral-Arbeiter Sebastian Rode (FC Bayern) und Hummels-Nachfolger Marc Bartra (FC Barcelona).

Das Trio zählte zu den besten Dortmundern, ohne allerdings tadelsfrei durchzukommen. Ob es für Tuchel eine neue Erkenntnis war oder nicht: In seiner umgestellten Verteidigungsreihe stellt sich bisweilen die große Verwirrung ein. Beim 0:1 ließ Rode, der ansonsten zusammen mit Dembélé stärkster Borusse war, Arturo Vidal gleich zweimal durchrutschen. Beim Eckball vor dem 0:2 schien es im BVB-Strafraum gar keine Ordnung mehr zu geben. Dennoch gehörte auch der Katalane Bartra zu den Besten.

Vorne demonstrierte der 19-jährige Dembélé, schon mal einiges von dem, was von ihm erwartet wird: spitzfindige, wuchtige Dribblings sowie fünf Torschüsse (mehr als jeder andere auf dem Platz). Zugleich aber ging mit dem Talent die Jugend durch, als er nach strittiger Schiedsrichter-Entscheidung den Ball wütend in Richtung Tribüne drosch und so eine gelbe Karte kassierte. Trotzdem wird Dembélé seinem Publikum auf Dauer wohl viel Spaß bereiten, sobald er Laufwege, Defensivarbeit und auf dem Rasen bessere Manieren lernt.

Wenn man Dembélé mit dem geradezu beängstigend erwachsen spielenden 18-jährigen Felix Passlack vergleicht, der als rechter Verteidiger Franck Ribéry in Schach hielt und den Franzosen mit eigenen Offensiv-Aktionen so sehr nervte, dass sich dieser zu einem seiner stets rot-verdächtigen Ellbogenchecks hinreißen ließ, dann wirft das ein Schlaglicht auf die neue Klasse bei Borussia Dortmund.

Erste Pokalrunde in Trier

Nicht wirklich neu wird auch die Erkenntnis für Trainer Tuchel sein, dass der BVB-Kader eine Breite wie nie zuvor in der Vereinsgeschichte hat. Am Sonntag saßen auf der Bank die Weltmeister Götze und Schürrle, Portugals aktueller Europameister Raphael Guerreiro sowie der sonst eigentlich gesetzte polnische EM-Teilnehmer Lukasz Piszczek. Nuri Sahin und Marco Reus, der immerhin zurück im Training ist, waren gar nicht nominiert, Sven Bender und Matthias Ginter spielen gerade bei den Olympischen Spielen in Rio.

Mag sein, dass Tuchel für das effektive Sortieren all dieser Optionen noch ein Weilchen braucht. Das verspricht Spannung. Kommendes Wochenende, in der ersten DFB-Pokalrunde, könnte er zum Beispiel Mario Götze ranlassen. In der Unauffälligkeit der Fußball-Provinz, im Gastspiel des BVB bei Eintracht Trier.

© SZ vom 16.08.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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