BVB:Tuchel gibt dem Chefscout Platzverbot

Bayer 04 Leverkusen v Borussia Dortmund - Bundesliga

Ärger mit dem Chefscout: Dortmunds Trainer Thomas Tuchel.

(Foto: Bongarts/Getty Images)
  • Medienberichten zufolge soll sich Dortmunds Trainer Thomas Tuchel mit BVB-Chefscout Sven Mislintat überworfen haben.
  • Der wurde bereits mit Düsseldorf, Hannover und dem HSV in Verbindung gebracht.
  • Doch Mislintat steht offenbar auch beim BVB eine Beförderung in Aussicht.

Von Carsten Scheele

Sven Mislintat ist bislang nur Eingeweihten des Dortmunder Fußballbetriebs ein Begriff. Beim BVB haben viele Menschen etwas zu sagen, ihr Gesicht in die Kamera halten meist Trainer Thomas Tuchel, Vereinschef Hans-Joachim Watzke oder Sportdirektor Michael Zorc.

Mislintat, 43, darf im Hintergrund werkeln. Er ist Chefscout des BVB, beobachtet unbekannte Spieler, tütet Transfers ein, wenn andere Klubs noch gar nicht recht Notiz von den betreffenden Spielern genommen haben. Mislintat hat einst Pierre-Emerick Aubameyang oder Shinji Kagawa zum BVB gelotst. Oder zuletzt Raphaël Guerreiro und Ousmane Dembélé. Als andere Klubs auf die beiden aufmerksam wurden, hatte der Scout die Deals längst eingefädelt.

Wie viel Mislintat mitreden und wie frei er im Hintergrund werkeln darf, darüber ist in Dortmund ein Streit entbrannt. Wie der Kicker berichtet, sollen sich Trainer Tuchel und Mislintat überworfen haben, beide reden nicht mehr miteinander. Mislintat darf das Trainingszentrum im Stadtteil Brackel nicht mehr betreten. Das Verhältnis zwischen den beiden Männern ist nach SZ-Informationen bereits seit Monaten schwierig, der Fall kam nun ohne konkreten Anlass an die Öffentlichkeit.

Mislintat untersteht Zorc - nicht Tuchel

Auch soll Tuchel auf Mislintats Mithilfe bei der Videosichtung in jeder Halbzeitpause mittlerweile verzichten. Grund für den Streit soll eine Meinungsverschiedenheit Anfang des Jahres gewesen sein, wegen der die Verpflichtung von Atlético Madrids Óliver Torres in letzter Minute nicht zustande kam.

Ein normaler Vorgang? Nicht ganz. Denn Mislintat gehört zu den wichtigsten Mitarbeitern beim BVB. Er gilt in der Branche als hochgeschätzt - unter anderem beim FC Bayern ist man von Mislintats besonderem Blick auf das Fußballgeschehen beeindruckt. Der Scout wird "Adlerauge" genannt, weil er auf dem Platz Dinge sieht, die anderen nicht auffallen. Er ist nicht direkt Tuchel unterstellt, sondern Sportdirektor Zorc, mit dem er auf der Geschäftsstelle auf dem gleichen Flur sitzt. Zorc redet wiederum viel mit Tuchel, so dass die Kommunikation beim BVB funktionieren soll, obwohl zwei wichtige Personen nicht miteinander sprechen.

Laut Sportbild soll ungeachtet des Streits sogar über eine Beförderung Mislintats (Vertrag aktuell bis 2019) zum Kaderplaner nachgedacht werden, nach Vorbild von Michael Reschke, der beim FC Bayern eine starke Position hat. Längst sind auch andere Klubs auf Mislintat aufmerksam geworden. Bei Fortuna Düsseldorf und Hannover 96 soll ihm der Posten des Sportdirektors angeboten worden sein, auch beim Hamburger SV fällt Mislintats Name immer wieder (der Klub sucht ebenfalls einen Sportchef). Doch Zorc lehnte bislang immer ab.

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