BVB siegt in der Champions League:Der Held lässt lange auf sich warten

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Borussia Dortmund startet mit einem 1:0 gegen Ajax Amsterdam in die Champions-League-Saison. Die Mannschaft lässt viele Chancen zu und vergibt einen Elfmeter. Erst spät deuten die Dortmunder ihr offensives Potenzial an - und schaffen dann im Gegensatz zum vergangenen Jahr auch den Treffer am Ende.

Es war ja durchaus eine kleine Gemeinheit, die das Lostopf-System des europäischen Fußball-Verbandes Uefa Borussia Dortmund beschert hat. Ihr wollt zeigen, dass ihr euch auch in Europa behaupten könnt? Na bitte, so wirkte das Ergebnis der Auslosung, dann beweist euch doch gleich mal gegen drei andere Landesmeister: Ajax Amsterdam, Manchester City, Real Madrid.

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Es wurden für diese Gruppe D dann verschiedene Bezeichnungen gefunden, die Rede war von Mord, Tod oder Werkzeug; doch die schönste Bezeichnung fand Hans-Joachim Watzke. Der Dortmunder Geschäftsführer sagte, es sei eine Gruppe, "in der Helden geboren werden".

Am Dienstagabend startete das Team in diese Champions-League-Saison, gegen den vermeintlich schwächsten Gegner, gegen Ajax Amsterdam. Den ersten Helden hat dieser Abend bereits hervorgebracht: Robert Lewandowski erzielte für Dortmund in der 87. Minute den 1:0-Endstand. "Es war ein unglaubliches Spiel, ein intensives Spiel, genau das Spiel, das wir wollten", sagte Dortmunds Trainer Jürgen Klopp.

Es ist ja der letzte Makel dieser überaus talentierten und erfolgreichen Dortmunder Mannschaft, dass sie in der vergangenen Saison in einer Gruppe mit dem FC Arsenal, Olympique Marseille und Olympiakos Piräus ziemlich unheldenhaft Letzter wurde. Das Team spielte zwar flotten Fußball, aber die unerfahrenen Spieler leisteten sich eben auch den einen oder anderen leichten spielentscheidenden Fehler. In dieser Saison also will die Mannschaft den Beweis liefern, dass sie mit ihrer unbekümmerten, dynamischen Spielweise auch in Europa Erfolg haben kann.

Der Abend begann jedoch mit einer unerfreulichen Nachricht: Die Polizei nahm 50 überwiegend niederländische gewaltbereite Fußball-Fans in Gewahrsam. Ihnen wird Sachbeschädigung und das Abbrennen von Pyrotechnik in der Dortmunder Innenstadt vorgeworfen. Zudem berichtete die Polizei von kleineren Rangeleien zwischen Fans und Ordnern. Kurz vor Anpfiff, das meldete sie immerhin auch, ging es im Stadion wieder ziemlich friedlich zu.

Die Zuschauer erlebten eine Premiere, Klopp stellte erstmals seine feinen Offensiv-Künstler Mario Götze und Marco Reus gemeinsam in die Startelf. Es war ein Signal für erfrischenden Kombinationsfußball, und so beherrschte Dortmund auch die Anfangsphase. Bereits nach einer halben Minute spielten Götze und Reus einen Doppelpass an der Strafraumgrenze, doch Götze rutschte aus.

Es war aber auch eine Andeutung dessen, was im weiteren Verlauf das Zusammenspiel der beiden ausmachen sollte: ungenaue Pässe, versprungene Bälle, es klappte nicht viel. Es war natürlich auch eine Folge der Amsterdamer Spielweise, die Gäste verengten das Spielfeld vor dem eigenen Strafraum - ein effektives Mittel gegen eine Dortmunder Mannschaft, die es viel mit kurzen Pässen in die Mitte versuchte.

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Roman Weidenfeller stürmt erst wild aus dem Tor, bekommt dann aber ein Sonderlob, Mario Götze und Marco Reus dürfen endlich gemeinsam beginnen - und Robert Lewandowski schießt erst beinahe um die Ecke und erlöst dann seine Elf. Die Dortmunder beim 1:0 gegen Amsterdam in der Einzelkritik.

Hendrik Buchheister

In der Offensive wartete Ajax darauf, dass auch die diesjährige Dortmunder Mannschaft sich leichte Fehler leistet. Die Gäste mussten nicht lange warten. Nach einem Ballverlust von Ilkay Gündogan hatte Christian Eriksen die beste Chance der ersten Halbzeit, Dortmunds Torwart Roman Weidenfeller parierte (12.). In der 35. Minute rutschte Neven Subotic aus, Weidenfeller klärte außerhalb des Strafraums, irrte anschließend ein bisschen umher, doch die Ajax-Offensive ließ die Gelegenheit leichtfertig verstreichen. "Immer wenn Räume da waren, waren sie richtig gefährlich", sagte Klopp.

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Hendrik Buchheister

Der Abend schien zu Beginn der zweiten Halbzeit dann endgültig einen wenig heldenhaften Verlauf zu nehmen, in der 48. Minute hatten die Gäste zwei Chancen: Erst wehrte Weidenfeller mit dem Oberschenkel einen Schuss von Siem de Jong ab, dann köpfelte der ehemalige Hoffenheimer Ryan Babel völlig freistehend über das Tor.

Doch es dauerte nur eine Minute, da drehte sich die Partie. Lewandowski konnte sich den Ball im Strafraum in Ruhe zurechtlegen, sein Schuss ging weit am Tor vorbei. Und dennoch funktionierte nun das Spiel des Gastgebers besser: Sie eroberten sich früh den Ball, sie hatten beim Umschalten mehr Ideen, spielten mehr über die Außenbahnen, die Pässe waren präziser. In der 52. Minute zeigten sogar die beiden feinen Offensiv-Künstler im Zusammenspiel ihr Potenzial, Reus scheiterte nach einem Pass von Götze an Ajax-Torwart Kenneth Vermeer.

Götze war es auch, der wenig später in den Strafraum dribbelte, Ricardo van Rhijn stellte sich ihm ungeschickt in den Weg, es gab einen Foulelfmeter. Mats Hummels, der Mann der kraftvollen langen Pässe, trat an - und der Ball kullerte auf das Tor, Vermeer parierte (58.).

Aber wie das so ist mit den Helden, sie warten eben auf den besonders dramatischen Auftritt. Die Dortmunder Überlegenheit hielt an, und doch nutzte sie lange nichts. Dann lief die 87. Minute, Lewandowski bekam im Strafraum den Ball, er verzögerte, verwandelte wuchtig. Und Klopp lobte später anerkennend: "Wir entwickeln uns weiter."

© SZ vom 19.09.2012 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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