BVB siegt im Pokal-Viertelfinale:Platzwart Jürgen Klopp schimpft auf den DFB

"Man spielt auch nicht Eishockey auf Rasen": Die Freude über den ungefährdeten 4:0-Sieg im Pokal-Halbfinale in Kiel währt bei Dortmunds Trainer Jürgen Klopp nur kurz. Nach dem Spiel klagt er über das teils vereiste Spielfeld. Die Schuld sieht er jedoch nicht beim Viertligisten - sondern beim Verband.

Carsten Eberts, Kiel

Als Shinji Kagawa in der 82. Minute den vereisten Kieler Rasen verließ, erwartete ihn sein Trainer an der Seitenlinie. Jürgen Klopp umarmte den kleinen Japaner, tätschelte ihn, hob ihn sogar kurz in die Luft, so dass man erkennen konnte, wie kleingewachsen Kagawa eigentlich ist. Klopp wusste genau: Dass Meister Borussia Dortmund beim Viertligisten Holstein Kiel einen höchst unaufgeregten Pokalabend verleben konnte, war auch Kagawas Verdienst. Weil er ein richtig gutes Spiel gemacht hatte.

Holstein Kiel - Borussia Dortmund

Mit seiner Mannschaft zufrieden, mit dem Platz nicht: Jürgen Klopp. 

(Foto: dpa)

Dank Kagawas Mithilfe war der Auftritt des letzten Underdogs im laufenden Pokalwettbewerb bereits nach 18 Minuten beendet. Da führte die Borussia durch Tore von Chefstürmer Robert Lewandowski (11.) und Kagawa (18.) 2:0 - und wie sollte das kleine Kiel die große Borussia, die dieser Tage in einer beeindruckenden Selbstverständlichkeit ihre Spiele gewinnt, jetzt noch stoppen?

Am Ende stand es durch weitere Treffer von Lucas Barrios (80.) und Ivan Perisic (87.) gar 4:0, die Dortmunder stehen damit als erstes Team im Halbfinale des DFB-Pokals. Für die Kieler ist das große Abenteuer beendet - weil sie dem großen Bundesligisten, anders als im Achtelfinale gegen Mainz 05, diesmal nicht Paroli bieten konnten.

So sahen es auch die Protagonisten nach dem Spiel. "Kiel hat durch die frühen Tore komplett den Faden verloren", befand Dortmunds Kapitän Sebastian Kehl, "das war nicht leicht für sie, aber sie haben alles gegeben." Kiels Trainer Thorsten Gutzeit erklärte hingegen stolz: "Wir haben gegen eine Klassemannschaft verloren und brauchen uns nicht zu schämen." Dass Dortmund am Ende vielleicht ein Tor zu hoch gewann, interessierte niemanden mehr.

Klopp lobt Kiels Trainer Gutzeit

Stattdessen wurde zunächst viel gelobt, auch von Jürgen Klopp, der zunächst einen freundlichen Gästetrainer gab. "Es war eine unfassbar schwere Herausforderung für uns", sagte Klopp, was angesichts des Ergebnisses unfreiwillig komisch wirkte. Er erklärte weiter: "Die Mannschaft hat mit einem normalen Viertligisten nichts zu tun. In einigen Aktionen war Kiel überragend. Thorsten Gutzeit hat hier richtig gute Arbeit geleistet."

Doch in Klopp schwelte auch ein Grund zur Aufregung, man sah es seinem Gesicht an. Gleich nach Abpfiff im Fernsehen, später dann auf der Pressekonferenz klagte er über den Kieler Rasen, den er nach eigenem Bekunden "nicht bespielbar" fand.

Zum Glück sei er kein schlechter Verlierer, denn Dortmund habe ja gewonnen, leitete Klopp noch humorvoll ein. Dann legte er los: "Im Fußball geht es darum, dass ein Fußballfeld zur Verfügung gestellt wird. Das war heute nicht der Fall. Das Verletzungsrisiko war viel zu hoch. Wenn man keine Rasenheizung hat, muss auf einen anderen Platz ausgewichen werden."

Was Klopp gesehen hatte: Der Rasen im Holstein-Stadion war zwar eben, jedoch an manchen Stellen stark vereist. Wer dort mit dem Kopf aufknallte, dem konnte der Schädel schon gehörig brummen. Zu viel für einen Bundesligisten? "Man spielt auch nicht Eishockey auf Rasen", sagte Klopp in der ARD, "das ist im Profifußball nicht in Ordnung."

Seine scharfen Worte wollte Klopp nicht als Kritik am gastgebenden Verein, an Holstein Kiel, verstanden wissen. Der Viertligist hatte vor dem Spiel sogar einen dicken Batzen seines erspielten Pokalgelds in seinen Platz gesteckt: Für 100.000 Euro wurde ein neuer Rollrasen verlegt, für weitere 150.000 Euro ein Klimazelt darüber gebaut, damit das Gras die eisigen Temperaturen überlebt.

"Ich war noch nie im Halbfinale"

Nein, es ging ihm um die Ansetzung der Partie - und damit gegen den ausrichtenden DFB. "Ich kann mir keine Bodenverhältnisse vorstellen, bei denen das Spiel heute abgesagt worden wäre", wetterte Platzwart Klopp, "aus dem einfachen Grund, weil das Fernsehen da war. Das kann nicht sein." Fernsehmann Gerhard Delling widersprach Klopp zwar noch, sein Sender hätte von überall her berichtet. Klopp schlussfolgerte trotzdem: "Da muss der DFB reagieren."

Am Ende hatte der Dortmunder Trainer noch etwas Sportliches zum Pokalwettbewerb zu sagen. "Ich war noch nie im Halbfinale", gestand Klopp und legte den Kopf leicht schief, "dass wir nach Berlin wollen, ist keine Frage."

Ist das Double aus Meisterschaft und Pokalsieg jetzt doch ein Thema? Klopp schloss mit den Worten: "Mir genügt es, dass wir gut drauf sind. Und im Halbfinale sicher niemand gegen uns spielen will." Wer trotzdem gegen Dortmund ran muss, entscheidet sich am Mittwochabend in Hoffenheim, Berlin und Stuttgart. Vielleicht trifft es ja sogar den FC Bayern.

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