BVB-Sieg gegen Mainz:Wildes, ungestümes Dortmund

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Tor zum 3:2: Pierre-Emerick Aubameyang jubelt mit seinen Teamkollegen. (Foto: Bongarts/Getty Images)
  • Nach 53 Sekunden liegt der BVB hinten - doch das macht nichts: Mit 4:2 fegt Borussia Dortmund über Mainz 05 hinweg und arbeitet sich in der Tabelle weiter nach oben.
  • Die Tore erzielen Subotic, Reus, Aubameyang und Sahin für Dortmund, Soto und Malli für Mainz.
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Von Carsten Eberts

Irgendwann schauten sich die Mainzer entnervt an. Pierre-Emerick Aubameyang lag jubilierend auf dem Rasen, seine Dortmunder Kollegen rüttelten und beklopften ihn. Sie eilten weiter zu Marco Reus, dem famosen Vorlagengeber, mit seinem famosen Außenrist. Wieder Schütteln, wieder Klopfen. Die Mainzer pusteten kräftig durch. Noch einmal würden sie wohl nicht zurückkommen.

Die Bundesliga hat schon viele öde Freitagabendkicks erlebt, die nicht gerade Werbung für eine weitere Zerstückelung des Spielplans machten. Müde Spiele in klirrender Kälte, dazu Stürmer, die mit Toren geizten. Diese Partie war das komplette Gegenteil. Nach 90 teilweise wilden, ungestümen, sehr kurzweiligen Minuten siegte Borussia Dortmund 4:2 (0:1) gegen den FSV Mainz 05.

"Das war ein Big Point", urteilte Trainer Jürgen Klopp. "Für den Kopf, für die Tabelle, für unsere Moral ist das superwichtig", erklärte auch Nuri Sahin. Zumindest bis zum Samstag springt der BVB bis auf Rang 14 hinauf.

Rückstand nach 53 Sekunden

War das nun der Reus-Effekt? Ein anderes Thema gab es ja im schwarz-gelben BVB-Universum in dieser Woche nicht. Reus hatte seinen Vertrag verlängert, bis 2019 sogar, was landauf landab in sportlich schwierigen Zeiten als großes Treuebekenntnis bewertet wurde. Reus' Unterschrift, so die Hoffnung, könnte der Mannschaft verlorenes Selbstvertrauen wiedergeben. Sie hat ihr auf jeden Fall den Mut gegeben, wilde Spiele abzuliefern - und zu gewinnen.

Schon die erste Spielminute verlief kurios, doch gegen den BVB. Mainz spielte einen ersten langen Ball in den Strafraum, Torwart Roman Weidenfeller eilte heraus und faustete - direkt vor die Füße des Mainzers Elkin Soto, der das Spielgerät stoppen und aus 20 Metern volley ins verlassene Netz jagen konnte. "Das war Slapstick", urteilte Klopp später. Nach 53 Sekunden führte Mainz, die Dortmunder schüttelten die Köpfe.

Anschließend war der BVB bemüht, den Startunfall schnell zu beheben. Reus drang von rechts in den Strafraum ein, zog blitzschnell ab - Pfosten (3.). Im Nachschuss scheiterte Shinji Kagawa am Mainzer Keeper Stefanos Kapino. Viel mehr gelang nicht. Fast alle Angriffe liefen über Reus, bis 20 Meter vor dem Tor durften die Dortmunder beliebig aufspielen, auch Druck entfachen. Im Strafraum wurde es jedoch so gut wie nie gefährlich.

So war die erste Halbzeit keineswegs von jenen selbstbewussten Dortmundern geprägt, die sechs Tage zuvor beim 3:0 in Freiburg den ersten Rückrundensieg gefeiert hatten. Auf dem Platz stand eher die Version der Hinrunde, verunsichert, in den entscheidenden Augenblicken zu zaghaft. Hier ein Rempler, da ein schnelles Bein - und Mainz hatte in dieser Phase alles im Griff. Nicht mal Glück half dem BVB: In der 32. Minute plumpste Reus der Ball unweit des Elfmeterpunks vor die Füße. Er drosch ihn in die oberen Etagen des Zuschauerbereichs.

Mit der Dortmunder Unsicherheit war es in der zweiten Halbzeit jedoch vorbei. So viel passierte, die Spieler hatten schlichtweg keine Zeit mehr, sich viele Gedanken zu machen - was ihnen gut bekam. Der Ausgleichstreffer in der 49. Minute war noch ein Kraftakt: Nach einer Ecke von rechts rumpelte sich Neven Subotic in Position, legte sich quer in die Luft, sein Kopfball rauschte ins Netz. Trainer Klopp reckte vor Erleichterung sekundenlang die Arme nach links und rechts, als wolle er das ganze Stadion umarmen.

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Zwei entscheidende Reus-Momente

Es ging schlagartig weiter, und da kam er, der erste Reus-Moment. Kampl steckte den Ball vor dem Sechzehnmeterraum auf Reus durch, der umkurvte den Mainzer Ersatzkeeper Stefanos Kapinos und stupste den Ball überlegt über die Linie (55.). Im Gegenzug jedoch der Ausgleich: Die Dortmunder jubelten noch, da ließ der Mainzer Malli mit einer Körpertäuschung die versammelte BVB-Defensive aussteigen und hatte es leicht, den Ball ins Tor zu bugsieren (57.)

In der Hinrunde hätte die Dortmunder bei einem solchen Spielverlauf wohl noch der Mut verlassen. Diesmal machten sie einfach weiter. Reus - es war sein zweiter großer Moment - legte den Ball per Außenrist wunderschön in den Lauf von Aubameyang, der Kapino aus vollem Lauf bezwang (71.). Acht Minuten später war dann alles klar: Freistoß Aubameyang, Parade Kapino, Abstauber Sahin - 4:2 (79.). Riesenjubel bei allem, was Schwarz-Gelb trug. Viel emotionaler, so ein wilder Sieg im Abstiegskampf, als ein hochüberlegenes 3:0 an der Tabellenspitze.

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