BVB-Sieg gegen Hoffenheim:Durch die Beine ins Halbfinale gezaubert

Borussia Dortmund v 1899 Hoffenheim - DFB Cup

Tatsächlich im Halbfinale: Die BVB-Spieler feiern Sebastian Kehl (verdeckt)

(Foto: Bongarts/Getty Images)
  • In einem wunderbar unkontrollierten Pokal-Spiel holt der BVB gegen die TSG Hoffenheim einen Rückstand auf - Sebastian Kehl trifft in der 108. Minute zum 3:2.
  • Dortmund wahrt die Hoffnung auf einen Europa-League-Startplatz.
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Theoretisch war alles ganz einfach: Borussia Dortmund hat grundsätzlich ein Team, das groß aufspielen kann, wenn es Platz kriegt, traf zu Hause zuletzt aber auf geschickt verteidigende Gegner und schoss kein Tor. Die TSG Hoffenheim dagegen steht meist hoch und sich hinten reinzustellen, fällt ihr grundsätzlich schwer. Am Dienstag trat Hoffenheim in Dortmund an, weil es das Pokal-Viertelfinale war, kam eine Portion Extra-Ehrgeiz hinzu, und es wurde tatsächlich ein wunderbar unkontrolliertes Spiel: Ein hektischer, aber unterhaltsamer Kampf ums Weiterkommen - Pokal eben.

Am Ende ging es über 120 Minuten, und die Mannschaft, die zuletzt mehr an sich zweifelte, darf weiter auf ein versöhnliches Ende dieser Saison hoffen. Dortmunds Sebastian Kehl traf in der Verlängerung zum 3:2 (2:2)- Endstand - mit einem traumhaften Schuss aus 25 Metern, der vom Innenpfosten ins Tor prallte. Der BVB steht im Halbfinale und behält eine weitere Chance auf einen Europa-League-Startplatz. "Es war unheimlich wichtig, dass wir zurückgekommen sind", sagte Trainer Jürgen Klopp später in der ARD: "Das war richtig cool, wir haben mal wieder eine Marke gesetzt: wir sind noch da." Hoffenheim war aber lange gleichwertig aufgetreten.

Trainer Marcus Gisdol konnte in der Innenverteidigung wieder Emir Bicakcic einsetzen, ins defensive Mittelfeld kehrten Eugen Polanski und Pirmin Schwegler zurück, im Sturmzentrum spielte Sven Schipplock. Dortmunds Aufstellung überraschte dagegen mit dem Fehlen zweier Stützen: Innenverteidiger Mats Hummels pausierte wegen Oberschenkelbeschwerden, und die wichtigste Offensivkraft Marco Reus plagten die Adduktoren. Fürs flüssige Vorwärtsspiel werden ja beide gebraucht. "Das war toll, wie die Mannschaft trotzdem reagiert hat", sagte Klopp. Torwart Roman Weidenfeller plagte eigentlich nichts, er saß dennoch auf der Bank, für ihn stand wie so oft im Pokal Mitch Langerak zwischen den Pfosten. Für Hummels rückte Erik Durm in die Viererkette, offensiv begann der BVB mit Mkhitaryan und Shinji Kagawa.

Die entfachten dann zwar kein Feuerwerk, aber es entwickelte sich endlich mal passend zum überschwänglich begeisterten Publikum ein schnelles, abwechslungsreiches Spiel. Und weil die Hoffenheimer wie immer nach vorne orientiert waren, entstand daraus bald ein offener Schlagabtausch. Gegen die Bayern hatte Klopps Elf zuletzt in 90 Minuten zwei kleine Chancen zustande gebracht, in diesem Pokal-Viertelfinale, dessen Bedeutung Jürgen Klopp zuvor immer wieder betont hatte, waren es schon nach zehn Minuten zwei einigermaßen gefährliche Schüsse: Henrikh Mkhitaryan (9.) und Kagawa (11.) hatten geschossen. Ein Eckball in der 19. Minute brachte dann die Führung. Jakub Blaszczykowski hatte den Ball flach hereingeflankt, Neven Subotic diesen direkt angenommen und durch die Beine der Hoffenheimer hindurch in die entfernte Ecke befördert.

Subotic schaut verblüfft zu

1:0 - bis dahin verlief alles nach Plan, das Dortmunder Problem war nur, dass sie nicht nur aktiv eigene Chancen kreierten, sondern auch solche für den Gegner. Nur anderthalb Minuten später stand es 1:1, weil sich die gesammelte Dortmunder Defensive beim Eckball auf die Angreifer Schipplock und Firmino gestürzt hatten und dann verblüfft zusahen, wie der Ball in ihren Rücken zu Kevin Volland flog, der ihn ungestört volley ins linke Eck knallte. Das 1:2 für Hoffenheim (28.) war dagegen eine Einzel-Vorarbeit des Dortmunders Subotic: Er verlor den Ball als letzter Mann an Firmino, der davon lief und die Kugel über Langerak ins Tor lupfte.

Der BVB arbeitete nicht nur an eigenen Torchancen - er half auch bei beiden Gegentoren mit

Der Schlagabtausch war vorerst unterbrochen, Hoffenheim zog sich auf effektives Konterspiel zurück, und für die Dortmunder, die eine halbe Stunde lang vor eigenem Publikum aufgespielt hatten, begann wieder das orientierungslose Vorantasten, unsichere Passen und Umherirren auf wenig Raum. Immerhin - es entstanden weiterhin Strafraumszenen, die fast zu Torchancen wurden, oftmals war Blaszczykowski daran beteiligt, wie in der 40. Minute, als er einen Ball von Ilkay Gündogan aufnahm und von der Seitenauslinie auf Kagawa passte. Im letzten Moment brachte aber Bicakcic den Fuß dazwischen.

Klopps Team wollte diese zweite kleine Chance, auch 2015/2016 international zu spielen, so schnell nicht aufgeben, das war vor allem zu spüren, nachdem Klopp die Elf zur Pause noch einmal verbal bearbeitet hatte. Sie kam aus der Kabine mit dem Willen, sich freizuspielen, vor allem Gündogan wirkte immer aktiver. Zwölf Minuten dauerte es, dann stand es 2:2 - Pierre-Emerick Aubemeyang hatte Durms Flanke per Kopf satt verwandelt.

Die Borussia war erleichtert, und ihr Spiel fortan zwar immer noch nicht schön, aber engagiert und direkt - auch deshalb, weil Hoffenheims Angreifer kaum noch dazu kamen, den Dortmunder Spielaufbau zu stören. Die Partie schwenkte nun hin und her, auf beiden Seiten wuchs die Nervosität, und daraus ergaben sich Torchancen. Hoffenheims Polanski scheiterte alleinstehend an Langerak, Subotic und Blaszczykowski an Hoffenheims Keeper Baumann. Und weil niemand treffen wollte, ging es so weiter bis in die Nacht, über 90 Minuten, hinein in die Nachspielspielzeit und die Verlängerung. 17 Minuten dauerte diese, die Spieler, zunehmend geplagt von Krämpfen, verlegten sich bereits auf das Wegschlagen des Balles, als Kampl zurück zu Sebastian Kehl legte. Der war für Sven Bender gekommen und hatte noch nie ein Tor für den BVB im Pokal erzielt. Nun erwischte er den Ball per Dropkick exakt an der richtigen Stelle.

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