BVB-Niederlage gegen Köln:Nur noch drei Punkte bis zum Tabellenende

1. FC Koeln v Borussia Dortmund - Bundesliga

Fassungslos: Klopp, Kagawa und Subotic (von links nach rechts)

(Foto: Bongarts/Getty Images)

Der Bundesliga-Fehlstart von Borussia Dortmund nimmt dramatische Ausmaße an. Gegen den 1. FC Köln folgt erneut eine Niederlage. Die war unnötig, aber keineswegs unverdient.

Von Milan Pavlovic, Köln

Der Bundesliga-Fehlstart von Borussia Dortmund nimmt dramatische Ausmaße an. Nicht einmal gegen den Lieblingsgegner der vergangenen Jahre langt es derzeit zu einem Erfolgserlebnis. Beim 1. FC Köln, gegen den die Westfalen seit 2003 nicht mehr verloren hatten, gab es eine unnötige, aber keineswegs unverdiente 1:2 (0:1)-Niederlage - bereits die fünfte BVB-Niederlage im achten Saisonspiel. In der Tabelle ist der Meister von 2011 und 2012 damit auf den 14. Platz abgerutscht.

Das war um 15.30 Uhr noch nicht absehbar. Auf lebhafte erste Augenblicke (ein Ballgewinn des Kölners Zoller nach 20 Sekunden gegen Mats Hummels) folgten bei herrlichem Spätsommerwetter einige fahrige Minuten. Die Dortmunder mussten sich erst einmal finden. Aus dem deutlich gelichteten Lazarett waren Ilkay Gündogan und Henrikh Mkhitaryan zurückgekehrt, sogar Marco Reus, der auf dem Spielberichtsbogen nur als Einwechselspieler vermerkt war, lief anstelle von Erik Durm auf; der sich beim Aufwärmen verletzte. Gündogan, in seinem ersten Bundesliga-Spiel seit dem August 2013, schaute sich das Spiel von sehr weit hinten an, er suchte Sicherheit in vielen kurzen Pässen.

Nach zehn Minuten starteten die Gäste erste gefährliche Angriffe. Der gut freigespielte Ciro Immobile (11.) wurde von Hector gut geblockt; 20 Sekunden später kam Reus nach Doppelpass mit Kagawa im Strafraum zum Abschluss, doch sein Schrägschuss strich rechts am Kölner Tor vorbei. Doch obwohl die Dortmunder das Spiel in dieser Phase kontrollierten, strahlten sie keine Dominanz aus. Dafür leistete sich die Borussia zu viele Ballverluste, und sie konnte von Glück sagen, dass Köln die Bälle zumeist noch schneller verlor als sie in den Besitz gelangt waren.

Reus blieb ein ständiger Gefahrenherd, aber je näher es zum Strafraum ging, desto verschnörkelter wirkte sein Spiel, so auch bei einem Dribbling gegen drei Kölner am und im Strafraum (22.). Kagawa vernaschte Olkowski an der Grundlinie (24.) und drang in den Strafraum ein, verstolperte dann aber den Ball. Mkhitaryan ließ sich an der Strafraumgrenze gegen Hector fallen (25.) und wurde mit einer gelben Karte bestraft. Und Sturmspitze Immobile bleibt vollkommen glück- und wirkungslos.

Nicht so ultrabrav wie gegen die Bayern

Anders als beim ultrabraven Auftritt vor drei Wochen gegen den FC Bayern München waren die Kölner um mehr Körperlichkeit bemüht, und über Zweikämpfe kamen sie besser ins Spiel. Der gesundete und erstmals eingesetzte Dusan Svento überraschte nach einem Spurt über links die Dortmunder Abwehr mit klugem Querpass entlang der Strafraumlinie - doch der frei stehende Matthias Lehmann verzog den Schuss aus 18 Metern kläglich. Dennoch änderte diese Szene die Tonart des Spiels. Köln wurde mutiger. In der 39. Minute gewann Kevin Vogt einen Zweikampf im Mittelfeld, schickte Simon Zoller, dessen flache Hereingabe soeben noch von Piszczek entschärft werden konnte.

Vogt jedoch war auf den Geschmack gekommen. Denn schon eine Minute später gewann er sichtlich ermutigt einen scheinbar nebensächlichen Kopfball-Zweikampf im Mittelfeld. Der ehemalige Augsburger spitzelte den Ball anschließend mit der Fußspitze über den aufgerückten Innenverteidiger Mats Hummels. Plötzlich klaffte ein Krater, wo vorher die Dortmunder Deckung stand, und Marcel Risse nutzte das mit einem geschickten Kopfball-Aufsetzer in den Lauf von Vogt, der sich auch von Sokratis nicht nervös machen ließ und den Ball zum nicht einmal mehr unverdienten 1:0 einschob.

Der BVB konnte von Glück sagen, dass die Pause eine Neuordnung ermöglichte. Während die Kölner sich offenbar noch über das erste Heimtor dieser Saison freuten, kamen die Gäste engagiert und zielstrebiger auf der Kabine. Nach nur 90 Sekunden gelangte Hummels nach einem Freistoß frei am Fünfmeterraum an den Ball, konnte ihn aber nicht kontrollieren. Wenige Sekunden später verlor Vogt, der Wegbereiter und Schütze des 1:0 einen scheinbar harmlosen Zweikampf im Mittelfeld. Doch dieser Eindruck änderte sich rasch, denn Reus eilte mit Reus-Tempo Richtung Strafraum, schob im richtigen Augenblick quer auf Immobile. Und der Italiener ließ im Stile eines echten Torjägers 45 frustrierende Minuten vergessen, indem er Kölns Torwart Timo Horn narrte und den Ball in der 48. Minute ins lange Eck schlenzte.

Danach drückte Dortmund weiter aufs Tempo und die Kölner an deren Strafraum. Ein Punkt war den Gästen zu wenig. Klare Gelegenheiten blieben jedoch die Ausnahme. Ein Fernschuss von Mkhitaryan (57.) verfehlte sein Ziel ebenso knapp wie ein Kopfball von Sokratis (71.). Auf der Gegenseite gelangen den Kölnern lange nur selten geordnete Angriffe. Zoller kam gegen den desorientierten Hummels zum Abschluss (68.), schob den Ball aber nicht nur an Torwart Weidenfeller, sondern auch knapp am Tor vorbei.

In dieser Phase ließ der Druck der Dortmunder allerdings etwas nach, und augenblickblich war der FC zur Stelle. Der verwaist am rechten Strafraumeck stehende Yuya Osako kam zur halbhohen Flanke. Diese unterlief Roman Weidenfeller auf spektakulär unbeholfene Art - Kölns Stürmer Zoller konnte den Ball in Seelenruhe annehmen und zum 2:1 einschieben (74.).

Jürgen Klopp wechselte zwei Stürmer ein, Aubameyang und Ramos, doch viel fiel den Gästen nicht ein. Ein Volleyschuss von Piszczek aus 17 Metern, der etwa drei Meter über das Kölner Tor flog (83.), mehr sprang beim Sturmlauf nicht mehr heraus. Der Rückstand der Dortmunder zur Tabellenspitze beträgt nun unerhörte 13 Punkte - der Vorsprung auf Platz 16 gerade einmal zwei.

"Wir sind sehr, sehr glücklich, das ist natürlich eine Riesen-Überraschung", sagte Kölns Trainer Peter Stöger danach.

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