BVB-Niederlage bei Juventus Turin:"Wenn du verlierst, dann bitteschön 1:2"

  • 1:2 in Turin - ein gutes Ergebnis? Das schon, trotzdem gibt der Auftritt von Borussia Dortmund in der Champions League Anlass zur Sorge.
  • Die Defensive wackelt, die Personalrochaden von Trainer Klopp greifen nicht.
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Von Felix Meininghaus, Turin

Champions-League-Nächte sind kurz, auf jeden Fall für Nuri Sahin. Nach dem Spiel in Turin gab der türkische Mittelfeldspieler von Borussia Dortmund Einblick in seine zeitliche Gestaltung bis zum Aufstehen. Er werde erst mit seiner Frau telefonieren und dann noch einen Film schauen, berichtete Sahin. Schlaf wird es also kaum gegeben haben, denn bestimmt hat sich der Profi auch noch Gedanken darüber gemacht, wie die 90 Minuten beim italienischen Meister einzuordnen sind.

1:2 hat der BVB bei seiner Dienstfahrt nach Norditalien verloren. Es ist und bleibt eine Niederlage, jedoch eine, die der Borussia alle Optionen lässt: In zwei Wochen gibt es noch das Rückspiel, bei dem die Dinge so positiv geregelt werden können, dass die Westfalen in der Champions League ins Viertelfinale einziehen. "Wenn du schon verlierst, dann bitteschön 1:2", sagt Trainer Jürgen Klopp: "Das haben wir getan, jetzt geht es weiter."

So kann man die Dinge auf den Punkt bringen, wenn man das nackte Resultat betrachtet. Allerdings gab es auch einiges zu beanstanden im BVB-Spiel am Dienstagabend in Turin. In erster Linie, dass die Dortmunder wieder einmal große Abwehrprobleme offenbarten, durch die beide Gegentreffer begünstigt wurden, durch Carlos Tévez (13.) und Álvaro Morata (43.). "Die Tore haben wir zu leicht hergegeben", bemängelte Klopp.

Es waren erneut Fehlerketten zu beobachten, die eine Mannschaft auf diesem Niveau tunlichst vermeiden sollte. Beim Führungstor von Juve durch den starken Tévez sahen der indisponierte Sokratis und Torhüter Roman Weidenfeller gar nicht gut aus, am zweiten Treffer durch Morata kurz vor der Pause mussten sich erneut Sokratis, Gündogan, Ginter und Hummels vorwerfen lassen, sich im Zweikampf ungeschickt angestellt oder schlecht gestanden zu haben.

"Da kann ich zwei Schritte tiefer stehen und muss den Ball dann abfangen", sagte Kapitän Hummels, der sich weit von der Form entfernt präsentierte, die ihn in Brasilien zu einem der besten Manndecker der Welt aufsteigen ließ. So viel Selbstkritik ehrte den Nationalspieler.

Der Rest klang jedoch reichlich schönfärberisch, als Hummels verkündete: "Im Großen und Ganzen stehen wir ganz gut und lassen wenig zu, aber das, was wir zulassen, ist drin." Auch Sahins Interpretation ("wir hatten einen Plan, den wir durchgezogen haben, bis auf die beiden Fehler bei den Gegentoren") hörte sich wesentlich besser an, als es der Ist-Zustand vermittelt.

Klopps Rochaden greifen nicht

In der zweiten Halbzeit benötigten die Dortmunder eine gehörige Portion Glück, um die Niederlage in engen Grenzen zu halten. Die Mannschaft stemmte sich mit großem Aufwand gegen weitere Gegentore, doch im Spiel nach vorn ging nicht viel. Nur eine echte Torchance in 90 Minuten, die der starke Marco Reus in Halbzeit eins zum zwischenzeitlichen Ausgleich nutzte, das war reichlich dürftig. Was auch daran lag, dass Klopps Personalrochaden nicht griffen. Der Trainer brachte im Vergleich zum Sieg in Stuttgart mit Henrikh Mkhitaryan und Ciro Immobile zwei frische Kräfte in seine Formation - beide blieben weit hinter den Erwartungen.

Und das gegen einen Kontrahenten, der nach dem Gegentreffer Wirkung zeigte. "Ich dachte nach unserem Tor, jetzt machen wir sie weg", sagte Reus, "aber dann kriegen wir das dumme Gegentor." Völlig zu Recht betonte Klopp die Überzeugung, "dass Juve selten so unter Druck gesetzt wurde. Wir müssen uns für solche Dinge mehr belohnen." Stattdessen gab es den nächsten Abwehrfehler.

Dabei hatten sich die Dortmunder doch fest vorgenommen, die 90 Minuten in der Champions League zu genießen. Schließlich steht die Mannschaft in diesem Wettbewerb nicht so unter Druck wie in der Bundesliga, daher sollte es doch möglich sein, das Tagwerk mit einer gewissen Lockerheit zu absolvieren. Ein paar Tage Verschnaufpause hatte Klopp seinen Spielern verordnet, "erst ab Donnerstag sind wir wieder im Abstiegskampf der Bundesliga, aber gegen Juve wird man uns nicht ansehen, dass wir in der Liga Probleme haben".

So viel zur Theorie, doch die erhoffte Leichtigkeit mochte sich nicht einstellen. Das Resultat und das erzielte Auswärtstor geben immerhin Hoffnung. "Wir sind glücklich, dass wir es so spannend machen können", sagte Klopp: "Wir sind verdiente Verlierer, aber wir sind durch das Ergebnis im Rennen." Reus ergänzte: "Wir müssen vor dem Tor im letzten Drittel zielstrebiger sein - das wird kommen, darüber mache ich mir keine Sorgen."

Nun gilt es, den Fokus wieder auf den heimischen Wettbewerb zu legen. In der Bundesliga wartet auf den BVB am Samstag eine Herausforderung, die niemals eine normale werden kann: Dann kommt der FC Schalke 04 zum Revierderby nach Dortmund.

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