BVB nach der Pokalpleite:"Das ist der Hammer"

Borussia Dortmund v Bayern Muenchen - DFB Cup Final

Schlüsselszene in Berlin: Dante schlägt den Ball hinter der Linie aus dem Tor, der Schiedsrichter gibt den Treffer aber nicht.

(Foto: Bongarts/Getty Images)

Als Jürgen Klopp zugetragen wird, dass Schiedsrichter Meyer beim nicht gegebenen Tor von Mats Hummels seinen Linienrichter überstimmt haben soll, verliert er fast die Contenance. Dabei kann Borussia Dortmund die Niederlage im Pokal-Finale nicht allein dem Unparteiischen anlasten.

Von Felix Meininghaus, Berlin

Irgendwann um kurz vor zwei in der Nacht ließ Jürgen Klopp seine Truppe dann endgültig von der Leine: Der Rückflug sei von zwölf auf 13 Uhr verschoben worden, verkündete Dortmunds Trainer während der rauschenden Feier, der "Schwarzgelben Nacht" im Berliner Kraftwerk. Wer diese Nacht nicht genieße, dem sei nicht zu helfen, verkündete Dortmunds Trainer und schob die bedeutungsschwangeren Worte hinterher: "Borussia Dortmund ist anders! Hier wird gefeiert, woanders ist nichts los, wenn eine Mannschaft ein Finale verliert. Oder noch nicht einmal, wenn sie gewinnt."

Was bei der Party des FC Bayern München abging, auf den dieser Seitenhieb ganz offensichtlich abzielte, war in diesem Moment nicht klar, aber die Dortmunder ließen es krachen. Warum auch nicht? Schließlich waren sie dem Branchenführer aus dem Süden der Republik erst in der Verlängerung unterlegen.

Und konnten dabei für sich in Anspruch nehmen, dem Meister trotz einer alles anderen als optimalen Leistung vor allem deshalb unterlegen gewesen zu sein, weil Schiedsrichter Florian Meyer aus Burgdorf in der zweiten Halbzeit ein folgenschweres Fehlurteil unterlief: Den Kopfball von Mats Hummels schlug Manndecker Dante zwar spektakulär aber ganz eindeutig hinter der Linie weg.

"Das war so deutlich", konstatierte Klopp während der Pressekonferenz, "da brauchst du keinen Torrichter." Um dann Grundsätzliches hinterherzuschieben: "Apropos: Wo waren die eigentlich? Warum setzt der DFB als größter Fußballverband der Welt ein solch bedeutendes Finale an, ohne diese Position zu besetzen?"

Da war sie also, die Grundsatzdiskussion, die Nationalspieler Marcel Schmelzer mit der Aussage befeuerte: "Jeder, der gegen die Torlinientechnik ist, sollte mal erleben, was uns heute passiert ist." Die Dortmunder (und auch die Münchner) haben vor wenigen Monaten dafür gestimmt, sie waren allerdings unter allen Bundesligisten in der Minderheit. Als Klopp im Verlaufe der Pressekonferenz mit den angeblichen Details der spielentscheidenden Sequenz konfrontiert wurde, war er kurz davor, die mühsam aufrechterhaltene Contenance zu verlieren.

Da wurde ihm zugetragen, dass Meyer seinen Linienrichter ignoriert habe, der soll zunächst auf Tor entschieden haben: "Das ist der Hammer", sagte Dortmunds Trainer, "demjenigen, der es besser gesehen hat, die Entscheidung abzunehmen."

Meyer indes verteidigte seine umstrittene Entscheidung: "Im realen Ablauf war es sowohl für meinen Assistenten als auch für mich nicht zweifelsfrei erkennbar, ob der Ball die Torlinie vollständig überschritten hat oder nicht", zitierte der Deutsche Fußball-Bund den Referee in einer Mitteilung. "Somit haben wir entschieden, das Spiel weiterlaufen zu lassen", sagte Meyer demnach weiter. Der DFB wies zudem die Darstellung zurück, Meyers Assistent habe zunächst auf Tor entschieden. "Florian Meyer hat seinen Assistenten nicht überstimmt, es gab auch keine unterschiedliche Wahrnehmung der Situation. Von der Seitenlinie kam weder per Fahne noch über Headset das Signal auf ein Tor", erklärte DFB-Mediendirektor Ralf Köttker.

Klopp erkennt auch Fehler bei seiner Mannschaft

Dortmund wäre mit diesem Tor in Führung gegangen und hätte gegen einen Gegner, der bereits nach einer Stunde von verletzungsbedingten Rückschlägen und Krämpfen gebeutelt war, eine gute Aussicht auf den Sieg gehabt. Doch es kam anders, was allerdings nicht allein am Unparteiischen lag. Drei bis vier seiner Leistungsträger haben nicht zu ihrer Form gefunden, bemängelte Klopp selbstkritisch.

Das galt vor allem für die ganz schwache erste Hälfte, in der die Borussia nichts von ihren Tugenden auf den Rasen des Olympiastadions brachte. Ohne Namen zu nennen meinte der Trainer den Totalausfall Henrikh Mkhitarjan, Torschützenkönig Robert Lewandowski oder den indisponierten Kevin Großkreutz, der vor dem entscheidenden Treffer von Arjen Robben den Abwurf von Torwart Roman Weidenfeller an sich vorbeilaufen ließ, ohne einzugreifen.

Auch andere Dortmunder agierten unter ihren Möglichkeiten, und deshalb tat Klopp gut daran, die Niederlage nicht nur am Unparteiischen festzumachen: "Ich habe heute ehrlich gesagt nicht wahnsinnig viel gesehen von dem, was ich sehen wollte."

Die Enttäuschung hielt nicht lange vor, die Dortmunder gingen in den Feiermodus, obwohl sie die Saison beendeten, ohne etwas in den Händen zu halten. Klopp, der nicht unbedingt dafür bekannt ist, ein guter Verlierer zu sein, gab sich in der Pressekonferenz gefasst und souverän. "Eine halbe Stunde nach Spielende bin ich nicht so wahnsinnig romantisch", sagte der Trainer, "aber dieser Verein hat ein fantastisches Bild abgegeben, ohne einen Titel zu holen."

Und dann bemühte der 46-Jährige all sein rhetorisches Geschick, um seine Spieler davon zu überzeugen, dass auch eine Niederlage gegen den FC Bayern München dazu taugt, die Nacht zum Tage zu machen: "In der Kabine sieht zwar keiner danach aus, als wäre er dazu bereit, aber wir werden heute trotzdem feiern gehen. Wir wären doch bescheuert, wenn wir uns eine fantastische Saison durch solch ein Spiel kaputt machen lassen."

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