BVB in der Europa League:Mit Pfiff in die nächste Runde

  • In dieser Form könnte Dortmund den Wettbewerb sogar gewinnen: Beim 4:0 gegen Qäbälä zeigen Tuchels Männer, dass sie in der Europa League wenige Klubs fürchten müssen.
  • Die Tore fallen dank des Engagements der Dortmunder wie von selbst.
  • Auch Augsburg gewinnt klar - Schalke enttäuscht.
  • Jürgen Klopp nähert sich mit Liverpool der Zwischenrunde.
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Die Spieler standen freudestrahlend vor der Südtribüne und stimmten sich nach der erfüllten Pflicht in der Europa League gemeinsam mit den Fans auf das Revierderby ein: Borussia Dortmund hat mit dem mühelosen 4:0 (2:0) gegen FK Qäbälä aus Aserbaidschan den Einzug in die K.o.-Runde als erstes Etappenziel auf dem Weg ins anvisierte Endspiel vorzeitig perfekt gemacht und sich für das mit Spannung erwartete Duell mit dem Erzrivalen Schalke 04 am Sonntag (15.30 Uhr/Liveticker SZ.de) warm geschossen. Die gute Stimmung wurde lediglich durch eine leichte Verletzung von Marco Reus getrübt.

Nach seinem Führungstor (28.) klagte der Nationalspieler über Adduktorenprobleme. "Ich hoffe, dass er rechtzeitig rausgegangen ist und er Sonntag spielen kann. Aber wir wissen es noch nicht genau", sagte Sportdirektor Michael Zorc bei Sky. Trainer Thomas Tuchel meinte: "Es besteht Anlass zur Sorge. Es ist nicht selbstverständlich, dass es bis Sonntag klappt." Nach Reus traf Pierre-Emerick Aubameyang (45.) kurz vor der Pause und dürfte damit das Ende des Europacup-Abenteuers von Qäbälä aus dem 3500 Kilometer entfernten Kaukasusstaat eingeleitet haben. Sergej Senjow (67.) per Eigentor und Henrich Mchitarjan (70.) sorgten schließlich vor 57.000 Zuschauern für ein standesgemäßes Ergebnis.

"Anfangs hatten wir ein paar Schwierigkeiten. Aber wir sind zufrieden. Wir haben das Zwischenziel erreicht, jetzt wollen wir auch den Gruppensieg holen. Die letzten 20 Minuten haben wir es mit Blick auf Sonntag etwas auslaufen lassen", sagte Zorc. Die erwartete Rotation von Tuchel hielt sich mit Blick auf das 147. Derby gegen Königsblau in Grenzen. Fünf Veränderung hatte der BVB-Coach im Vergleich zum Auftritt am vergangenen Samstag in Bremen vorgenommen, mit Reus, Mchitarjan und Aubameyang jedoch geballte Offensiv-Power aufs Feld geschickt.

Doch die gewohnten Angriffslawinen kamen zunächst nur schwer ins Rollen, denn die Gäste hatten ein recht massives Abwehrbollwerk errichtet. Bis auf eine große Chance von Aubameyang (17.), der freistehend an Torhüter David Pietrzkiewicz scheiterte, fanden die Borussen zunächst kaum Lücken, bewiesen jedoch Geduld. Erst nach 25 Minuten wurden die Aktionen druckvoller, und die Chancen häuften sich. Schließlich unterstrich Reus seinen Formanstieg der vergangenen Wochen mit einem Flachschuss von der Strafraumgrenze zum 1:0. Nicht im Schongang, aber überwiegend mit spielerischen Mitteln erfüllten die Borussen die Erwartungen, zumal Aubameyang noch vor der Pause traf.

Gäste-Torhüter Pietrzkiewicz stand auch nach dem Wechsel im Blickpunkt, weil der BVB wesentlich energischer agierte. Pech hatte Mchitarjan mit einem Pfostenschuss. Qäbälä hatte dem wenig entgegenzusetzen. Die wenigen Offensiv-Aktionen endeten spätesten beim überragenden Sven Bender. Auf der Gegenseite verhinderte Keeper Pietrzkiewicz in Serie ein Tor-Festival der Borussen, gegen das Eigentor von Senjow nach einem Eckball des für Reus eingewechselten Adnan Januzaj war er machtlos. Damit war das Eis endgültig gebrochen, Mchitarjan krönte seine starke Vorstellung mit dem vierten Treffer und komplettierte die Lehrstunde für die Gäste. In der Schlussphase traf der Armenier erneut nur den Pfosten.

Schalke schwächelt weiter

Schalke 04 sucht auch in der Europa League vergeblich nach den Erfolgen der ersten Saison-Wochen und geht angeschlagen in das 147. Revierderby. Die Königsblauen kamen beim tschechischen Rekordmeister Sparta Prag nicht über ein 1:1 (1:1) hinaus und verpassten den vorzeitigen Einzug in die K.o.-Runde. Nach nur einem Sieg in den letzten sieben Pflichtspielen ist das Team von Trainer André Breitenreiter im Bundesliga-Klassiker am Sonntag krasser Außenseiter. 68 Stunden vor dem Derby, bei dem Manager Horst Heldt "Zähnefletschen" erwartet, begannen die Gelsenkirchener so zahnlos wie in den vergangenen Wochen.

Nach dem frühen Rückstand durch David Lafata (6.) glich Bundesliga-Rotsünder Johannes Geis per Foulelfmeter aus (20.). Erst danach verdienten sich die Gäste den Punktgewinn, ohne mit einer durchwachsenen Leistung aber neuen Mut für den Ruhrpott-Schlager zu schöpfen. Schalke bleibt immerhin Tabellenführer in der Gruppe K und hat weiter sehr gute Aussichten, in der Europa League zu überwintern. Breitenreiter hatte seine Mannschaft auf fünf Positionen gegenüber dem enttäuschenden 1:1 gegen den FC Ingolstadt verändert. Neben den verletzten Innenverteidigern Benedikt Höwedes (Mittelhandbruch) und Joel Matip (Hexenschuss) fehlten auch die Mittelfeldspieler Sead Kolasinac und Max Meyer sowie der Stürmer Franco Di Santo, mit vier Treffern bis dato erfolgreichster Torjäger des Wettbewerbs, in der Startelf.

Antreiber Johannes Geis, in der Bundesliga noch für drei Spiele gesperrt, gab ein Kurz-Comeback. Zudem rotierten Roman Neustädter, Kaan Ayhan, Pierre-Emile Höjbjerg und Eric Maxim Choupo-Moting ins Team. Leon Goretzka spielte überraschend auf der Zehner-Position. Die umformierte Innenverteidigung geriet schon in den ersten Minuten ins Schwimmen: Zunächst rettete Torwart Ralf Fährmann noch gegen Lafata. Nach einer kurzen Ecke, einer präzisen Flanke von Lukas Marecek und einem kollektiven Blackout der Schalker Abwehr köpfte Prags Kapitän nur 30 Sekunden später ungehindert zum 1:0 ein.

Der Ausgleich fiel wie aus heiterem Himmel: Goretzka fädelte am Stafraumrand bei Costa Nhamoinesu ein. Den Elfmeter verwandelte Geis sicher. Der Bundesligavierte bekam nun einen besseren Zugriff aufs Spiel. Nach der bis dato besten Kombination scheiterte Goretzka mit einem 18-m-Schuss an Torhüter David Bicik (35.). Nach der Pause verhinderte zunächst Fährmann mit einem Reflex nach einem Schuss von Borek Dockal einen erneuten Rückstand (52.).

Dann setzte Goretzka den Ball nach schönem Zuspiel von Choupo-Moting den Ball auf die Latte (54.). Danach verflachte die Partie zusehends, Torchancen wurden immer seltener. Bester Schalker war Goretzka, bei Prag gefielen vor allem Marecek und Lafata.

Augsburger Überraschung

In der Bundesliga Letzter, international plötzlich dick im Geschäft: Dank des überragenden Raul Bobadilla hat der FC Augsburg in der Europa League die große Chance auf den Einzug in die K.o.-Runde. Bobadilla war beim verdienten 4:1 (2:1) gegen AZ Alkmaar aus den Niederlanden eine Art Mädchen für alles, vor allem aber auch Schütze dreier Tore (24., 33. und 75.). Der FCA, für den außerdem Dong-won Ji (66.) traf, ist nach dem 4. Spieltag der Gruppe L nun hinter Athletic Bilbao (9 Punkte) punktgleich mit Partizan Belgrad (6) Zweiter. Bilbao ist am 26. November nächster Gegner der Schwaben.

Bobadilla war in der Offensive Dreh- und Angelpunkt des FCA. Der gebürtige Argentinier war stets anspielbar, behauptete den Ball, verteilte ihn - und schoss ihn dann auch ins Tor. Zunächst mit einem herrlichen direkten Freistoß aus knapp 20 Metern, neun Minuten später mit einem fulminanten Schuss aus etwa gleicher Entfernung. Vincent Janssen traf kurz vor der Pause (45.+1) für den stets gefährlichen Tabellenelften der Eredivisie, Ji erlöste Augsburg in einer Drangphase von Alkmaar, ehe Bobadilla zum dritten Mal traf.

Die Gastgeber hatten allerdings auch großes Glück, dass Alkmaar insgesamt dreimal nur die Torstangen traf. Zunächst zielte der Norweger Markus Henriksen an den Pfosten (10.), in der zweiten Halbzeit trafen Jeffrey Gouweleeuw (53.) und der Iraner Alireza Jahanbakhsh (60.) statt zum Ausgleich ins Netz jeweils nur die Latte. Die Angriffe von AZ waren stets gefährlich. Oft verhinderte Marwin Hitz im Augsburger Tor Schlimmeres.

Augsburg wiederum tat sich gegen einen abwartenden Gegner oft schwer, das Spiel zu machen und Chancen herauszuspielen. Der Führungstreffer fiel beinahe folgerichtig nach einer Standardsituation. Danach wirkten die Augsburger zunächst befreit, ließen phasenweise keinen geordneten Spielaufbau der Gäste zu. Die Führung hätte sogar noch höher ausfallen können, Caiuby aber verpasste nach einem Konter in der 41. Minute das dritte Tor knapp.

Stattdessen patzte danach beim Anschlusstreffer Christoph Janker, der die verletzten Innenverteidiger Jeon-Ho Hong (Bänderriss im Sprunggelenk) und Jan-Ingwer Callsen-Bracker (Rückenprobleme) ersetzen musste. Erwartungsgemäß drängte Alkmaar danach und war dem Ausgleich nicht nur bei den Lattentreffern nahe. Augsburg aber wehrte sich mit Leidenschaft - und machte durch Ji und Bobadilla alles klar.

Klopp siegt auch international

Trainer Jürgen Klopp hat mit dem FC Liverpool nun auch in der Europa League den ersten Sieg gefeiert. Nach dem 1:0 (0:0) bei Rubin Kasan liegen die Reds als Zweiter der Gruppe B auf Kurs Richtung Zwischenrunde.

Ohne den geschonten Weltmeister Miroslav Klose stieß Lazio Rom mit dem 2:0 (2:0) bei Rosenborg Trondheim als Spitzenreiter der Gruppe G das Tor zur K.o.-Runde weit auf. Nationalstürmer Mario Gomez verpasste derweil mit dem türkischen Erstligisten Besiktas Istanbul beim 1:1 (0:0) gegen Lokomotive Moskau einen großen Schritt zum Weiterkommen.

Der erst 19 Jahre alte Youngster Jordon Ibe (52.) erzielte das Tor des Tages für den FC Liverpool, der auch im sechsten Spiel unter Ex-BVB-Coach Klopp ohne Niederlage blieb. "Wir haben 80 Minuten richtig gut gespielt gegen einen defensiven Gegner. Ich bin sehr zufrieden. Die Ergebnisse lassen unser Selbstvertrauen wachsen", sagte Klopp nach dem dritten Erfolgserlebnis in Serie. In der Tabelle verkürzten die Reds mit sechs Zählern den Rückstand auf Spitzenreiter FC Sion, der gegen Girondins Bordeaux zu einem 1:1 (0:0) kam, auf zwei Punkte.

In Istanbul brachte der eingewechselte Ricardo Quaresma (58.) Besiktas zunächst in Führung, Baye Oumar Niasse (76.) glich aus. Neben Gomez stand auch der frühere Hoffenheimer Andreas Beck in der Startformation der Türken, die in der Gruppe H mit sechs Punkten Zweiter hinter Moskau (8) bleiben, da Verfolger Sporting Lissabon bei Skenderbeu Korca 0:3 (0:2) verlor.

Für Lazio war in Kloses Abwesenheit Filip Djordjević der Mann des Abends. Der Serbe brachte die Römer mit seinem Doppelpack (9./29.) frühzeitig auf die Siegerstraße. Mit zehn Punkten hat Lazio weiter drei Zähler Vorsprung auf AS St. Etienne und sechs auf den nächsten Gegner Dnjepr Dnjepropetrowsk.

Das Ticket für die Zwischenrunde lösten der SSC Neapel (5:0 gegen Midtjylland/12 Punkte), Rapid Wien (2:1 bei Viktoria Pilsen/12) und Molde FK (2:1 bei Celtic Glasgow/10) vorzeitig. Mit seinem Treffer (37.) zum Endstand avancierte die 40 Jahre alte Molde-Klublegende Daniel Hestad zum ältesten Torschützen der Europa League.

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