BVB in der Champions League:Richtig zufrieden mit dem 2:3

Champions League - Real Madrid vs Borussia Dortmund

Der BVB lacht wieder - zumindest, nachdem Aubameyang der zweite Treffer gegen Real gelungen ist.

(Foto: REUTERS)
  • Borussia Dortmund verliert zum Abschluss der Gruppenphase auch die Champions-League-Partie in Madrid 2:3.
  • Dennoch ziehen viele im Verein ein positives Resümee. "Es ist ein wichtiges Indiz für unsere jetzige Phase, dass wir in der Lage sind, zurückzuschlagen", sagt Neven Subotic nach den beiden BVB-Treffern bei Real.
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Von Felix Meininghaus, Madrid

Nach dem Schlusspfiff hatte Cristiano Ronaldo noch nicht genug: Der Angreifer von Real Madrid schnappte sich einen Ball und kickte im Strafraum ein bisschen mit seinem Sohn. Der befindet sich zwar gerade mal im Grundschulalter und hätte um kurz vor elf eigentlich längst ins Bett gehört, aber Champions-League-Abende sind halt auch in der Familie Ronaldo besondere Ereignisse. Vor allem, wenn dem Vater sein Job mal wieder so gut gelingt wie bei diesem 3:2-Sieg, zu dem Ronaldo einen wunderbaren Treffer zum zwischenzeitlichen 2:0 beigesteuert hatte.

Beim spanischen Titelverteidiger, der sich locker für das Achtelfinale qualifizierte, ist also alles gut. Doch auch beim Gegner Borussia Dortmund war die Welt trotz der Niederlage nicht nur schlecht; viele im Verein waren sogar richtig zufrieden.

"Wir haben mutig gespielt"

Verteidiger Neven Subotic, der noch vor zehn Tagen die Spiele seines Vereins von der Tribüne aus betrachtete, weil es selbst für die Bank nicht gereicht hatte, stand nach der Partie abgekämpft im Bauch des Bernabeu-Stadions. Der Serbe ist nicht nur wieder als Stammkraft gefordert, sondern auch als Meinungsführer. Also begab sich Subotic nach der Niederlage seines Arbeitgebers und berichtete darüber, welche Lehren für die nähere Zukunft aus der Niederlage zu ziehen sind. "Wir können hier auf jeden Fall viel Positives mitnehmen", verkündete der in einen schwarzen Jogginganzug gekleidete Profi.

Das positive Grundgefühl zog er aus einem Spielverlauf, der dem BVB Zuversicht geben könnte. Weil es der Elf gelang, nach einem frühen 0:2-Rückstand zurückzukommen, um dann nach dem Ausgleich kurz vor Schluss doch noch zu verlieren. "Es gibt nicht viele Mannschaften, die hier zwei Tore schießen", dozierte Subotic, "wir haben mutig gespielt und sind dafür belohnt worden." Und weiter: "Es ist ein wichtiges Indiz für unsere jetzige Phase, dass wir in der Lage sind, zurückzuschlagen."

Tatsächlich fühlte sich diese knappe Niederlage in Krisenzeiten wie ein halber Sieg an und war ein fundamental anderes Erlebnis als dieses unglaubliche Spiel vor zwei Wochen gegen Schalke, das nach einer 4:0-Führung 4:4 endete und die Dortmunder noch immer schwer beschäftigt.

Subotic gab Dinge aus dem Innenleben eines Teams preis, dessen Selbstverständnis auf die Probe gestellt wurde. "Es gibt Dinge in einer Mannschaft, die gehen, und es gibt Dinge, die gehen eben nicht", berichtete der 28-Jährige, ohne weiter in Details zu gehen. Es benötigt nicht viel Fantasie, sich vorzustellen, was bei der Borussia abgegangen ist. Zum Beispiel, dass der exzentrische Stürmer Pierre-Emerick Aubameyang deutlich daran erinnert wurde, dass er mit seinen Eskapaden eine Grenze erreicht hat, die nicht zu tolerieren ist.

Dem Stürmer aus Gabun, der so gerne mit Abwanderungsgedanken kokettiert, gelangen nun beide Treffer, doch sein Name fiel nicht, als Mittelfeldspieler Nuri Sahin über den internen Aufarbeitungsprozess sagte: "Bei uns sind die Dinge nach dem 4:4 gegen Schalke deutlich angesprochen worden. Wäre das nicht passiert, hätten wir den Rückstand hier nicht aufholen und uns in dieser Form präsentieren können."

"Wir werden gestärkt daraus hervorgehen"

Immerhin hatte der BVB nach einer total verkorksten Gruppenphase in Madrid noch die letzte Mission zu erfüllen, zumindest die Qualifikation für die Europa League sicherzustellen. Das war zwar nicht mehr als ein Trostpreis aber immer noch besser als ein Komplettabsturz. Nun dürfen die Dortmunder nach der achtbaren Niederlage für sich reklamieren, eine wenig ruhmreiche Bestmarke aufgestellt zu haben: Mit zwei Zählern (aus den beiden Unentschieden gegen das europäische Leichtgewicht aus Nikosia) hat noch nie ein Team als Gruppendritter den Sprung in die Europa League geschafft. "Wir wollen unbedingt in Europa bleiben", hatte Geschäftsführer Hans-Joachim Watzke vor dem Abflug nach Madrid verkündet. Zumindest das ist geschafft, mit einem bemerkenswerten Minimalismus, der in Dortmund keinem ein Lächeln auf das Gesicht zaubern dürfte.

Das Leiden von Borussia Dortmund geht weiter, nicht nur Nuri Sahin wartet darauf, dass die derzeitige Phase endlich endet: "Sie wird vorübergehen, und dann werden wir gestärkt daraus hervorgehen", glaubt der Mittelfeldspieler.

"Am Wochenende müssen drei Punkte her"

Peter Bosz wartet in Krisenzeiten also weiter auf den Befreiungsschlag. Der in die Kritik geratene Trainer war vor zehn Tagen bei der Jahreshauptversammlung des BVB von Geschäftsführer Hans-Joachim Watzke unmissverständlich aufgefordert worden, zusammen mit Sportdirektor Michael Zorc "jeden Stein umzudrehen" und dabei alles auf den Prüfstand zu stellen. "Wir haben versucht zu analysieren, in welchem Zustand wir sind", berichtete Zorc. Dabei sei herausgekommen, "dass die Mannschaft in einem ordentlichen Fitnesszustand ist und das nicht der Grund ist, warum wir in den letzten Wochen gerade in der zweiten Halbzeit nicht so gut gespielt haben."

Will heißen: Die Arbeit von Bosz auf dem Trainingsplatz ist in Ordnung, die Probleme sind also offensichtlich im mentalen Bereich zu suchen. Diese sollen abgestellt werden, und zwar mit dem Trainer aus Holland, wie Zorc betont: "Wir wollen mit Peter Bosz den Turnaround schaffen."

Doch dafür müssen bessere Ergebnisse kommen als das Unentschieden in Leverkusen und die knappe Niederlage in Madrid. "Wir hatten jetzt viel Wenn und Aber", sagt Sahin, "aber am Wochenende müssen gegen Werder Bremen drei Punkte her." Um die Diskussionen zu beenden und den Job des 54-Jährigen ins neue Jahr zu retten, muss die Wende geschafft werden. "Am besten wäre es", so Sahin, "wenn wir bis zur Winterpause noch neun Punkte holen."

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