BVB:Guerreiro ist ein Transfercoup für Dortmund

BVB: BVB-Trumpf: Raphaël Guerreiro (re.) klatscht mit Aubameyang nach dem 4:0 ab

BVB-Trumpf: Raphaël Guerreiro (re.) klatscht mit Aubameyang nach dem 4:0 ab

(Foto: AP)

Der Portugiese war in Warschau die Entdeckung des Spiels. Er könnte die Probleme in Dortmunds Zentrum lösen.

Von Freddie Röckenhaus

Es kann sein, dass dieses 6:0 von Borussia Dortmund in Statistiken noch jahrelang als höchster Auswärtssieg des BVB im Europa-Pokal aufgeführt wird. Aber wen interessiert das? Die wahre Erkenntnis des Champions-League-Starts bei Legia Warschau war bahnbrechend: Unter all den viel gepriesenen Neuen dieses Sommers könnte Dortmund mit Raphaël Guerreiro ein wahrer Transfer-Coup gelungen sein - ein Typ wie Phillip Lahm, aber erst 22 Jahre jung und im Dribbling unwiderstehlich.

Noch mehr verblüffte, wie gut BVB-Heimkehrer Mario Götze mit Guerreiro als Zentral-Duo harmonierte: Götze und Guerreiro, G & G - von diesen beiden darf die Branche wohl noch einiges erwarten.

Raphaël Guerreiro, gebürtiger Franzose mit portugiesischem Vater und soeben mit Portugal Europameister geworden, war die Attraktion des Sechs-Tore-Abends. Mit angeschnippelten, vom Tor wegdrehenden Freistößen leitete er zwei Tore ein, das 4:0 schoss er mit ebenso vertrackter Schusstechnik selbst. Trotzdem wollte "Raphael" - wie er laut seinem Nationalmannschaftstrikot nur heißt - die Lobeshymnen an seinen kongenialen Partner Götze weiterleiten: "Mario ist ein großartiger Spieler mit großen Qualitäten. Wir haben uns oft gesucht und oft gefunden." Vor Freistößen berieten sich die beiden regelmäßig, produzierten viele Varianten.

"Sehr gute Fußballer spielen immer gerne miteinander", sagte Sportchef Michael Zorc grinsend. Götze bekam das Dauerstrahlen in seinem Gesicht gar nicht mehr abgestellt. Er hatte das 1:0 per Kopf erzielt und danach gemeinsam mit Guerreiro das Spiel an sich gerissen.

Plötzlich waren die Fragen wie weggeweht, wer das Vakuum füllen würde, das die nach Manchester verzogenen Gündogan und Mkhitaryan in der Mitte des Dortmunder Spiels hinterlassen haben. Es war ein genialer Zug von Trainer Thomas Tuchel, den 22-jährigen Guerreiro, der für zehn Millionen vom FC Lorient aus Frankreich kam, nicht auf dessen Stammposition als Linksverteidiger zu beordern, sondern ins Zentrum. Dort wechselten er und Götze traumwandlerisch zwischen Achter- und Zehner-Position, halblinks und halbrechts, als hätten sie nie neben einem anderen gespielt. Drumherum trumpften Ousmane Dembélé, Christian Pulisic und Julian Weigl auf.

Links hinten hat Tuchel Marcel Schmelzer, den er zum Kapitän ernannt hat. Guerreiro hat bisher fast nur zentral gespielt, oft aber nur als Einwechselspieler in diffuser Rolle. Der Schwung, den er von der EM mitgebracht hatte, als er in die All-Star-Elf des Turniers gewählt wurde, wurde nun in Warschau noch deutlicher.

Guerreiro hat offenbar solche Spielmacher-Qualitäten, dass es fast verwundert, warum das nicht schon früher aufgefallen ist - auch das eine Parallele zu Lahm: "Ich bin als Linksverteidiger gekommen", sagte Guerreiro, "aber wenn der Trainer mich woanders aufstellt, versuche ich, das Beste daraus zu machen."

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