BVB gegen Bayern:Derzeit keine Spitzenmannschaft

Borussia Dortmund - Bayern München

Pierre-Emerick Aubameyang (mi.): Hatte schon bessere Zeiten in seiner Stürmer-Karriere

(Foto: dpa)
  • Der BVB verliert gegen den FC Bayern mit 1:3 und hat nun sechs Punkte Rückstand in der Tabelle.
  • Peter Bosz passt sein System erstmals leicht an - sofort steht seine Mannschaft stabiler.
  • Dass die Partie deutlich in Münchner Richtung kippte, lag eher an der katastrophalen Chancenverwertung.

Von Carsten Scheele, Dortmund

Die Gänge in der Dortmunder Arena waren gut gefüllt, dabei war das Spitzenspiel gegen den FC Bayern am Samstagabend noch gar nicht beendet. Viele Fans flohen beim Stand von 0:3, vielleicht auch, um die drohenden Staus rund ums Stadion zu umgehen. Dass Marc Bartra in der 88. Minute noch zum 1:3 traf, womit das Ergebnis zumindest etwas freundlicher wirkte, bekamen sie gar nicht mit.

Die Niedergeschlagenheit bei den Dortmundern war greifbar. Es war ein Spitzentreffen, natürlich, doch so, wie das Spiel lief, hatte der BVB nicht den Hauch einer Chance. Bayern spielte effizient und nervenstark, machte seine Tore im richtigen Moment. Und Dortmund? Die sportliche Krise des BVB ist an diesem Abend gewiss nicht kleiner geworden. An die Klasse des Tabellenführers, der in der Liga nun bereits sechs Punkte Vorsprung hat und wohl auch in der Champions League als einzige deutsche Mannschaft das Achtelfinale erreichen wird, kamen die Dortmunder nicht heran. Als Trainer Peter Bosz gefragt wurde, ob der BVB eine Spitzenmannschaft sei, gab er unumwunden zu: "Das kann man heute nicht sagen."

Immerhin wurde die Borussia diesmal nicht ausgekontert

Das Erfreulichste für Bosz war noch, dass sich der unliebsame Trend der vergangenen Wochen nicht fortgesetzt hat. Da hatte Dortmund stets sehr offensiv agiert und war dabei so beständig in Konter gelaufen, gegen Leipzig, gegen Real Madrid, zuletzt gegen Hannover, dass sich der niederländische Coach Fragen nach der taktischen Ausrichtung gefallen lassen musste. Nicht nur die Medien, auch manche Spieler wie Kapitän Marcel Schmelzer ließen ihre Zweifel durchblicken, ob Bosz dem BVB mit seinem knallhart verordneten Offensivspiel eigentlich gut tut.

Zumindest das war diesmal anders. Dortmund kassierte die drei Gegentore nicht, weil die Bayern das Bosz-Team ausgekontert hätten. Nein, der BVB stand defensiv besser als zuletzt, was auch daran lag, dass Bosz in Gonzalo Castro und Julian Weigl zwei potentielle Sechser aufgeboten hatte - was er in den vergangenen Wochen stets vermieden hatte. Die Tore fielen aus anderem Grund: weil Dortmund den Bayern im Sechzehner zu viel Platz ließ. Besonders vor dem 0:1 durch Arjen Robben (17.) war dies eklatant, vor seinem Assist hatte James schon viel Platz, anschließend konnte Robben völlig unbedrängt einschießen. "Das darf nicht passieren", kritisierte Bosz: "Wir haben uns vorgenommen, sehr kompakt zu spielen. Das haben wir nicht gemacht."

Das Selbstvertrauen sei nun weg, sagt Bosz. Von einem Bruch in der Mannschaft will er aber nicht sprechen.

Dass die Partie so leicht in Richtung der Münchner kippte, lag auch an der mangelnden Dortmunder Chancenverwertung. Seit die Stürmer nicht mehr zuverlässig treffen, insbesondere Pierre-Emerick Aubameyang, fehlen auch die guten Ergebnisse. Schon in der ersten Halbzeit habe man "zwei, drei glasklare Chancen gehabt", kritisierte Gonzalo Castro, "da müssen wir das 1:1 machen". Stattdessen fiel das 0:2 durch Robert Lewandowski (37.), wunderschön verwertet mit der Hacke, in der zweiten Halbzeit sogar das 0:3 durch David Alaba (67.). Der BVB akzeptierte die eigene Chancenlosigkeit, zumindest für diesen Abend. Er wirkte wie ein mutig angetretener Herausforderer, der im entscheidenden Moment aber bemerkte, dass der Gegner doch riesenhafter ist als befürchtet.

Als Trainer Bosz gefragt wurde, wie er mit seiner Mannschaft aus diesem Tief herauskommen will, wurde der Niederländer nachdenklich. Klar, das Selbstvertrauen sei nach einem Sieg aus sieben Spielen in Serie erstmal weg; von einem Bruch wollte er jedoch nicht sprechen. "Ich glaube nicht, dass zwischen mir und der Mannschaft etwas kaputtgegangen ist", sagte Bosz. In seiner Not hielt er sich an einer einfachen Rechnung fest. In nur drei Wochen sei die Dortmunder Saison ins Negative gekippt, dies gelte es nun umzukehren. In weiteren drei Wochen soll die Stimmung wieder eine andere sein: "Und das werden wir schaffen", versicherte Bosz kämpferisch. Wie er das bewerkstelligen möchte, das verriet er allerdings nicht.

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