Aus gegen Salzburg:Dortmund scheitert in der Europa League

FC Red Bull Salzburg v Borussia Dortmund - UEFA Europa League Round of 16: Second Leg

Enttäuschte Dortmunder in Salzburg.

(Foto: Bongarts/Getty Images,)
  • Borussia Dortmund spielt im Achtelfinal-Rückspiel nur 0:0 in Salzburg und scheidet aus der Europa League aus.
  • Die Mannschaft hätte bedingungslos stürmen müssen, legte aber einen weiteren enttäuschenden Auftritt hin.
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Von Sebastian Fischer, Salzburg

Zu sechst standen sie an der Mittellinie, manche hüpften auf der Stelle, wie angriffslustige Boxer vor dem Kampf. Andere warteten in Lauerstellung, als wären sie bereit. Marcel Schmelzer, André Schürrle, Mario Götze, Michy Batshuayi, Marco Reus, und Lukasz Piszczek konnten nicht näher am gegnerischen Tor stehen, als das Achtelfinal-Rückspiel von Borussia Dortmund beim FC Salzburg begann. "Wir spielen am besten mit zehn Stürmern", hatte Mittelfeldspieler Gonzalo Castro gesagt, sie mussten ja einen 1:2-Rückstand aus dem Hinspiel aufholen.

Vor dem Anpfiff, das war die Geschichte dieses Spiels, wollte Borussia Dortmund so aussehen wie eine Mannschaft, die offensiven Fußball spielen kann. Doch nach dem Abpfiff mussten die Dortmunder einsehen, dass sie nur so aussahen.

Dortmund musste bedingungslos stürmen - und scheiterte

Der BVB ist aus der Europa League ausgeschieden, RB Leipzig ist nach einem 1:1 in St. Petersburg die einzig verbliebene deutsche Mannschaft in diesem Wettbewerb. Die Dortmunder spielten nur 0:0, sie haben in dieser Saison so wenig mit der Entscheidung um einen Titel zu tun, wie seit Jahren nicht mehr, in der Bundesliga sind sie ja längst abgeschlagen und im DFB-Pokal ausgeschieden. Doch es ging in Salzburg auch noch um etwas anderes.

Es ging für Trainer Peter Stöger zwar nicht unmittelbar um seinen Job, wie eine Zeitung unter der Woche geschrieben hatte. Doch es ging für den Trainer darum, zu beweisen, dass die Mannschaft nicht nur defensiv stabiler geworden ist, seitdem er den BVB im Dezember in instabilem Zustand von seinem Vorgänger Peter Bosz übernahm. Gegen Salzburg musste er erstmals bedingungslos offensiv aufstellen. In elf Bundesligaspielen ist der BVB zwar unter Stöger ungeschlagen, doch er begeisterte nie.

Stöger wechselte im Vergleich zum 3:2 gegen Eintracht Frankfurt am vergangenen Sonntag seine Innenverteidigung, Dan-Axel Zagadou und Sokratis verteidigten von Beginn an anstelle von Ömer Toprak, der mit muskulären Problemen ausfiel, und Winter-Zugang Manuel Akanji, der im Europapokal nicht spielberechtigt ist. Und er stellte Michy Batshuayi auf, der gegen Frankfurt von der Bank gekommen war und zwei Tore erzielt hatte; er ist überhaupt so etwas wie Stögers Glücksbringer, in dem die meist auf Sicherheit bedachte Dortmunder Taktik ihre Zuspitzung findet. Sieben Tore hat er in neun Spielen für den BVB gemacht. Im zehnten am Donnerstagabend trabte und sprintete er frustriert durch die Salzburger Hälfte.

Den Dortmundern war der Wille anzusehen, es besser zu machen als im Hinspiel, als ihnen die schnelle, wie eine Schablone auf einer Taktiktafel verschiebende Salzburger Elf die Grenzen aufgezeigt hatte. Dortmund versuchte, die Salzburger früh unter Druck zu setzen - doch das misslang schon von Beginn an. Und vor allem misslangen die Versuche, bei eigenem Ballbesitz nach vorne zu spielen.

Sokratis schrie seine Kollegen an

Das Dortmunder Spiel sah in der ersten Halbzeit so aus: In der achten Minute spielte Zagadou den Ball ins Aus. In der elften Minute passte Sokratis den Ball ins Aus. In der zwölften Minute drosch Zagadou den Ball ins Aus. Und als Sokratis in der 21. Minute den Ball nur ungefähr in die Nähe seines Innenverteidiger-Kollegen spielte, war das Zählen unpräziser Pässe im Dortmunder Spielaufbau schon fast hinfällig.

Es war eine beispielhafte Szene: Sokratis schrie seine Kollegen an, er ruderte mit den Armen, er bedeutete seinen Mitspielern: Kommt mir entgegen, bietet euch an! Doch niemand kam, außer den Salzburgern, die Zagadou den Ball abjagten. Angreifer Hee-Chan Hwang lief auf Roman Bürki zu, der den Schuss ins kurze Eck soeben parierte. Es war eine Szene, die zeigte, dass aus einer Dortmunder Mannschaft, die unter Bosz viel zu beherzt angriff, eine Mannschaft geworden zu sein scheint, die viel zu verkopft verteidigt.

Der BVB schoss in der 51. Minute das erste Mal gefährlich aufs Tor, da hatte Stöger bereits zweimal ausgewechselt, Götze und Reus waren zur Pause in der Kabine geblieben, Maximilian Philipp und Alexander Isak kamen. Philipps Schuss parierte der Salzburger Torhüter Alexander Walke, er parierte auch gegen Isak in der 70. Minute. Am gefährlichsten näherte sich jedoch Salzburgs Munas Dabur dem Tor, als er in der Nachspielzeit die Latte traf.

Salzburg war kein schwacher Gegner, die Mannschaft des deutschen Trainers Marco Rose ist seit 33 Pflichtspielen ungeschlagen. Erstmals seit 2005, seit dem Einstieg des Getränkeherstellers Red Bull, den der Klub in der Europa League nicht im Namen führen darf, ist Salzburg im Viertelfinale dabei - und kann dort nun auf Leipzig treffen, den anderen Red-Bull-Klub.

Doch die Stärke Salzburgs täuschte nicht hinweg über Dortmunds Schwäche. Stöger wird kaum ein Video dieses Abends hervorholen, wenn er Ende März mit der sportlichen Leitung über seine Zukunft nach dieser Saison spricht. Wenn es darum geht, einen Trainer zu finden, der dafür sorgt, dass der BVB irgendwann wieder um Titel spielt.

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