BVB besiegt Freiburg:Nuri Sahin kommt zu Hause an

Borussia Dortmund - SC Freiburg

Nuri Sahin (links) und Robert Lewandowski schossen insgesamt vier der fünf Dortmunder Tore.

(Foto: dpa)

Zwei Tore und eine Torvorlage des Rückkehrers: Nuri Sahin erlebt gegen den SC Freiburg vielleicht seine fußballerische Ankunft in Dortmund. Die Borussia festigt mit dem 5:1 den zweiten Tabellenplatz in der Fußball-Bundesliga. Dabei waren die Gäste über eine halbe Stunde lang die bessere Mannschaft.

Von Thomas Hummel

Der BVB hatte gejubelt über das erste schöne Los der Saison. Gut, der FC Oberneuland und VfR Aalen waren auch nicht schlecht, aber das waren die ersten zwei Runden im DFB-Pokal und nicht das Viertelfinale der Champions League. "Kurz nachdem Malaga gezogen war, wurde es laut", berichtete Kapitän Sebastian Kehl von der Dortmunder Geschäftsstelle. Sogar die BVB-Aktie ging nach oben.

Der FC Malaga also soll die Hürde sein zum Champions-League-Halbfinale, über die Dortmund springen soll. Übereinstimmenden Expertenstimmen ist diese nicht so hoch und mit weniger Stacheln besetzt wie jene namens Barcelona, Madrid oder Turin. Doch an diesem Samstag ging es eben nicht gegen Malaga, sondern es ging gegen Freiburg. Und wie Geschäftsführer Hans-Joachim Watzke sagte: "Wir müssen lernen, uns zwischen Bundesliga und Champions League alle drei, vier Tage wieder neu aufzustellen."

Dem Ergebnis nach klappte das ganz gut mit dem neu Aufstellen nur 27,5 Stunden nach der Auslosung. 5:1 gewann Borussia Dortmund die Partie und festigte damit Platz zwei in der Bundesliga. Besonders gefreut hat sich die BVB-Gemeinde über die zwei Tore und eine Vorlage von Nuri Sahin, es könnte der Tag gewesen sein, an dem der 24-Jährige nach seinem Ausflug nach Madrid und Liverpool fußballerisch wieder zu Hause in Dortmund angekommen ist. "Der Trainer sagte immer, es ist eine Frage der Zeit, aber ich war ungeduldig. Ich musste heute Leistung bringen, weil mein Sohn zum ersten Mal im Stadion war", erklärte Sahin. Und: "Wie der ganze Verein hinter mir steht, das passiert nur hier. Ich bin in der Bringschuld."

Zuletzt hatte es ja die für die Seele so furchtbare Niederlage gegen Schalke gegeben. Und auch gegen Freiburg deutete zunächst nichts darauf hin, als würden die Dortmunder die gedankliche Brücke vom Champions-League-Viertelfinale zum Tabellenachten der Fußball-Bundesliga aus dem niedlichen Breisgau schaffen. Die Borussia war eine halbe Stunde lang fast so unterlegen gewesen wie einst Oberneuland im DFB-Pokal.

Das lag nicht allein an den gedankenverlorenen Dortmundern. Sondern vor allem am Sportclub Freiburg, der zu Beginn vor 80.000 Zuschauern spielte, als gehöre er ins Champions-League-Viertelfinale. Die Gäste faszinierten mit einer extrem offensiven Verteidigung, mit technisch starken Akteuren und mit enormem Tempo bei eigenen Angriffen. Sie klebten rund um die Mittellinie förmlich an den gelben Trikots, bedrängten die berühmten Gegenspieler vehement und respektlos und kamen zu formidablen Chancen.

Ein simpler Freistoß dreht das Spiel

Die erste vergab Marco Terrazzino, 21-jähriger Startelf-Debütant, als er bei einem Blitzkonter alleine aufs Tor zulief, unterwegs aber den Mut verlor (5.). Dann schoss Johannes Flum aus zehn Metern daneben (9.). Die Freiburger Vehemenz verunsicherte auch Torwart Roman Weidenfeller, der einen verunglückten Pass von Oliver Sorg aus 70 Metern gerade noch über die Latte lenkte. Das 1:0 stand am Ende der Entwicklung: Max Kruse fand sich alleingelassen am Fünfmeterraum, durfte sekundenlang um sich blicken und schlenzte den Ball mustergültig auf Jonathan Schmid, der das erste Freiburger Tor in Dortmund seit 2001 erzielte (28.).

In dieser Phase zeigten die Breisgauer, warum sie um eine Reihe ihrer Profis bangen. Schmid und der sehr gute Kruse bereiteten der BVB-Defensive stets Probleme. Sorg und Matthias Ginter überließen den Nationalspielern Marco Reus und Robert Lewandowski kaum einen Ball. Doch dann folgten die letzten fünf Minuten der ersten Halbzeit - und die junge Gästemannschaft ging so richtig unter.

Ein simpler Freistoß von Sahin leitete die Wende ein. Johannes Flum konnte Lewandowski nicht folgen und der Ball lag überraschend im Netz (41.). Der Pole stellte damit einen neuen Klubrekord auf mit seinem achten Tor im achten Spiel in Serie. Drei Minuten später wuselte Landsmann Jakub Blaszczykowski erfolgreich am Strafraumeck, durch fünf Freiburger hindurch gelangte ein Pass ins Zentrum, wo Sahin das 2:1 erzielte.

Nach diesem Doppelschlag torkelten die zuvor so starken Freiburger über den Rasen als hätten sie einen Abend in einem badischen Weinkeller hinter sich. Der nächste Dortmunder Angriff endete im Tumult, die Gäste hätten mehrfach klären können. Doch Christian Günter, 20 Jahre alt und zweiter Startelfdebütant, verlor völlig die Übersicht und servierte Lewandowski im Strafraum den Ball. Der Pole entschied mit seinem 19. Saisontor die Partie (45.). Dann war Pause.

Trainer Christian Streich hatte die Aufstellung von Günter damit begründet, dass dieser Erfahrung sammeln solle, "und wo soll er besser Erfahrung sammeln als hier". Nun weiß Christian Günter, dass er in Dortmund im Strafraum nicht den Überblick verlieren darf - und der SC Freiburg weiß, dass auch 40 tolle Minuten nichts helfen, wenn man danach fünf Minuten alles durcheinanderbringt. Es war auch ein Lehrbeispiel dafür, dass ein taktisch ausgefeilter Teamfußball mit großer Laufarbeit an schlichten Einzelaktionen scheitern kann. Die Freiburger konnten Lewandowski, Sahin, Blaszczykowski und den formidablen Mario Götze bisweilen einfach nicht halten.

Die zweite Halbzeit sah eingeschüchterte Gäste und befreite Dortmunder, die plötzlich viel Platz hatten und sich nun viel häufiger im Zweikampf durchsetzen. In der 71. Minute sah es nach dem vierten BVB-Tor aus, weil Götze an Krmas vorbeidribbelte und dann zu Fall kam. Schiedsrichter Michael Weiner gab Elfmeter, wandelte die Entscheidung aber nach Rücksprache mit seinem Assistenten zu einem Schiedsrichterball um. Die Aufregung legte sich schnell wieder, weil Nuri Sahin Sekunden später mit seinem zweiten Tor auf 4:1 erhöhte.

Die Freiburger hatten allen Mut und alle Fähigkeiten vom Spielbeginn vergessen, Leonardo Bittencourt erhöhte kurz nach seiner Einwechslung auf energische Lewandowski-Vorarbeit auf 5:1 (78.). Lewandowski vergab noch die Chance zu seinem dritten Tor. In zwei Wochen geht es für den BVB nach der Länderspielpause nach Stuttgart - und dann endlich nach Malaga.

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