Bundestrainer Joachim Löw:"Wir spielen den Stil der Nationalmannschaft"

Joachim Löw

Steht kurz vor seinem 100. Spiel als Bundestrainer: Joachim Löw

(Foto: dpa)

In wenigen Tagen absolviert Joachim Löw sein 100. Spiel als Coach der Nationalelf. Im SZ-Interview wehrt er sich gegen zu viel Einmischung aus den Bundesliga-Vereinen, schwärmt vom "Wunschgegner" Italien und rechtfertigt seine öffentliche Kritik an Abwehrspieler Mats Hummels.

Von Christof Kneer und Philipp Selldorf

Bundestrainer Joachim Löw pocht vor den Länderspiel-Klassikern gegen Italien (15. November in Mailand) und England (19. November in London) auf seine Richtlinien-Kompetenz als Bundestrainer und verwahrt sich gegen zu viel Einmischung aus den Bundesliga-Vereinen. "Ich nehme natürlich Rücksicht, aber ich bin der Trainer der Nationalmannschaft! Ich muss die Dinge manchmal auch aus unserer Perspektive sehen", sagte Löw im Interview mit der Süddeutschen Zeitung (Dienstagsausgabe).

Wichtig sei ein "gutes Miteinander", sagte Löw. "Aber wenn wir anders spielen wollen als Dortmund oder Bayern, dann hat das Gründe, damit stelle ich mich doch gar nicht gegen die Vereine. Wir spielen den Stil der Nationalmannschaft."

Löw rechtfertig in dem Interview auch seine öffentliche Kritik an Abwehrspieler Mats Hummels (Borussia Dortmund) nach dem Testspiel gegen Paraguay (3:3) im August, die damals Hummels' Klub-Trainer Jürgen Klopp erzürnt hatte. "Ich habe Jürgen Klopp bei einem Gespräch gesagt: Wenn ich jemanden öffentlich kritisieren will, dann mache ich das auch! Ich mache das ja selten, aber wenn ich es mal mache, dann ist das mein gutes Recht. Wenn ich das Gefühl habe, namentliche Kritik ist in dem Moment angebracht, dann kann niemand sagen: Das dürfen Sie aber nicht! Dann wird das Gründe haben."

Den Testspiel-Gegner Italien bezeichnet der Bundestrainer als "Wunschgegner" - trotz einschneidender Niederlagen in den vergangenen Jahren, etwa im WM-Halbfinale 2006 und im Halbfinale der EM 2012. "Klar könnte man sagen: Italien zählt nicht zu unseren Wunschgegnern. Aber Sie werden lachen: In diesem speziellen Fall sind sie mein absoluter Wunschgegner. Wir wollten im November Testspiele, in denen wir noch was lernen können. Da gibt es keinen besseren Gegner als die Italiener", sagte Löw.

Was den Bundestrainer an den "Azzurri" besonders beeindruckt: "Die Italiener können sich wie keine zweite Mannschaft auf der Welt verstellen, sie sind - und das ist positiv gemeint - so was wie Illusionskünstler. Sie können ein Spiel auch mal eine Weile verwalten, lullen den Gegner ein, lassen ihn glauben, er habe sie im Griff. Aber plötzlich ziehen sie an oder stellen um, und schon schlagen sie zu. Sie kommen daher wie der Wolf im Schafspelz."

Von seiner eigenen Mannschaft verlangt Löw mehr Konzentration auf den erfolgreichen Torabschluss: "Der letzte Pass, der letzte Abschluss ist manchmal nicht seriös genug ausgeführt", sagte er der SZ. Auch mental müsse die Mannschaft weiter reifen: "Wir dürfen uns auch von den Unwägbarkeiten des Spiels nicht mehr so beeinflussen lassen."

Was die Weltmeisterschaft 2014 in Brasilien angeht, warnt Joachim Löw vor überzogenen Erwartungen: Zwar zähle die deutsche Mannschaft bei der WM zu den Favoriten. "Aber ich weiß auch, dass es diesen Automatismus nicht gibt: dass die Deutschen jetzt endgültig dran sind, weil sie seit bald 18 Jahre keinen Titel mehr gewonnen haben. Kürzlich hat jemand gesagt: Es bleibt einem doch gar nichts anderes übrig, als mit dieser deutschen Mannschaft Titel zu gewinnen - wer so was sagt, ist für mich ein Märchenerzähler", sagte Löw.

Dass das Testspiel gegen Italien sein 100. als DFB-Cheftrainer sein wird, nimmt Löw hingegen nicht so wichtig: "Meine Zeit beim DFB hat ja nicht erst im August 2006 mit dem ersten Spiel als Cheftrainer angefangen, ich war ja auch zwei Jahre zuvor schon als Assistent von Jürgen Klinsmann dabei. Die Zahl 100 ist für mich nicht so bedeutend wie vielleicht für einen Spieler."

Das vollständige Interview lesen Sie in der Dienstagsausgabe der Süddeutschen Zeitung und in der SZ-Digital-App auf iPhone, iPad, Android und Windows 8.

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