Bundestrainer Joachim Löw:"Die Leute riefen mir zu: Balotelli!"

Bundestrainer Joachim Löw

"Die Menschen riefen: Ihr habt es verdient": Bundestrainer Joachim Löw erfährt nach dem WM-Gewinn eine neue Anerkennung im Ausland.

(Foto: Daniel Naupold/dpa)
  • Fußball-Nationaltrainer Joachim Löw erklärt, dass sich das DFB-Team nach dem Gewinn der Weltmeisterschaft nun "neu erfinden" müsse.
  • Der Bundestrainer verrät, dass er sich oft selbst hinterfrage und gelegentlich von Selbstzweifeln geplagt werde.
  • Im Ausland sei die Anerkennung für die deutsche Nationalmannschaft nach dem WM-Gewinn spürbar gestiegen.

Löw hadert noch immer mit Selbstzweifeln

Joachim Löw erlebt auch als Weltmeister-Coach weiter Phasen einer inneren Zerrissenheit. "Ich werde auch jetzt noch ab und zu von Selbstzweifeln geplagt, sei es durch Niederlagen oder auch durch andere Enttäuschungen. Manchmal frage ich mich: Ist das jetzt der richtige Weg?", sagte der Fußball-Bundestrainer in einem Interview dem Spiegel.

Er habe es auch erst lernen müssen, überzeugend vor einer größeren Gruppe zu sprechen. "Ein Trainer muss ja nicht nur reden, sondern überlegen, wie er seine Ziele vermittelt. Wen muss ich dafür mitnehmen? Dieses Selbstbewusstsein hat man dann auch nicht immer."

Wie erfindet man eine Weltmeister-Mannschaft neu?

Derzeit grübelt der 54-Jährige über Veränderungen bei der deutschen Nationalmannschaft im Nach-WM-Jahr 2015. "Wir müssen uns ein Stück weit neu erfinden, das ist die Kunst nach solch einem Titelgewinn." Dies müsse man sich vorstellen "wie in einer Forschungsabteilung eines erfolgreichen Unternehmens". Die sportliche Leitung der Nationalelf sei aber noch in der Findungsphase. Ihn selbst treibt der Ehrgeiz an, wie zuletzt die Spanier eine Fußball-Ära zu prägen.

Insbesondere im Ausland verspürt Löw nach dem WM-Triumph in Brasilien eine gewachsene Anerkennung: "Die Italiener etwa haben uns vorher belächelt. Wenn ich mich in Italien bewegt habe, riefen die Leute mir zu: Balotelli!" Der Angreifer Mario Balotelli hatte im EM-Halbfinale 2012 in Warschau beide Tore für Italien beim 2:1-Sieg gegen Deutschland erzielt. "Jetzt im Sommer war ich in Italien im Urlaub, und die Menschen riefen: Ihr habt es verdient."

Respekt gegenüber Armin Veh

Seiner Mannschaft gegenüber, die in Brasilien den Titel gewann, empfinde er "eine gewisse Dankbarkeit", sagte Löw. "Mit Miroslav Klose, Per Mertesacker, Philipp Lahm, die zurückgetreten sind, und auch mit Bastian Schweinsteiger, Lukas Podolski habe ich zehn Jahre lang zusammengearbeitet. Da spüre ich eine Verbundenheit. Und die WM wird uns auch immer verbinden. Aber wenn es wieder losgeht, ist die aktuelle Leistung der Maßstab und nicht der Sommer der schönen Erinnerungen."

Löw bekundete in dem Gespräch auch seinen Respekt vor dem Trainerkollegen Armin Veh. Dass der Chefcoach des VfB Stuttgart kürzlich mit Hinweis auf fehlende Fortune seinen Job aufgab, beeindrucke ihn, sagte der Bundestrainer: "Es zeugt von Stärke, so etwas zu erkennen und so zu entscheiden. Als ich 1999/2000 Trainer beim Karlsruher SC in der zweiten Liga war, hätte ich vielleicht auch so handeln und früher zurücktreten sollen, nicht erst, als der Abstieg quasi besiegelt war."

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