Bundesligaspieler aus Japan:Keine Chance auf Sommerpause

Bundesligaspieler aus Japan: Immer weiter: Spieler der japanischen Nationalmannschaft (vorne im Bild: Kengo Nakamura) trainieren in Brasilien - auch zahlreiche Bundesligaprofis machen die Übung mit.

Immer weiter: Spieler der japanischen Nationalmannschaft (vorne im Bild: Kengo Nakamura) trainieren in Brasilien - auch zahlreiche Bundesligaprofis machen die Übung mit.

(Foto: AFP)

"Ein Wahnsinnsprogramm, so viel reist sonst keiner": Die Bundesligaprofis aus Japan haben ein noch strafferes Programm als japanische Touristen im Europa-Urlaub. Das bleibt nicht ohne Folgen. Und jetzt beginnt auch noch der Confed Cup.

Von Christof Kneer

Glaubt man dem Klischee, dann ist es so: Japaner machen keinen Urlaub, schaffen es aber, in keinem Urlaub Athen, Rom, Paris und Neuschwanstein zu besichtigen, in der Regel hintereinander, manchmal sogar gleichzeitig. Aber wie gesagt, das ist nur ein Klischee. So dramatisch ist es in Wirklichkeit wahrscheinlich auch wieder nicht.

So dramatisch ist es höchstens bei den japanischen Fußballprofis.

Am Wochenende startet der Confed Cup in Brasilien, und man muss schon nicht mehr extra erwähnen, dass Japan auch mitspielt. Japan spielt immer mit, wahrscheinlich bald auch bei der Europameisterschaft. Das ist jedenfalls der Eindruck, der sich den Trainern und Managern der Bundesligisten allmählich aufdrängt.

"Man muss schon manchmal an das Klischee mit dem Urlaub denken", sagt Fredi Bobic, Sportchef des VfB Stuttgart. Es findet es ja schön, dass Shinji Okazaki und Gotoku Sakai beim WM-Warm-up dabei sind, aber er hat auch registriert, dass die Leistungen der beiden zuletzt nicht mehr auf Turnierniveau lagen. Sie wirkten müde, hatten ziemlich viele Kilometer auf dem Tacho. Sie spielten eher tapfer als gut - ähnlich wie Hiroshi Kiyotake (Nürnberg) oder Takashi Inui (Frankfurt), die großartigen Vorrunden mäßige Rückrunden folgen ließen.

"Bei den Japanern ist es eben so, dass sie mit die Stärksten in ihrem Kontinentalverband sind und sich deshalb für alles qualifizieren", sagt Martin Bader, der Sportchef des 1. FC Nürnberg. Die Japaner haben 2011 den Asien-Cup gewonnen, womit sie die Teilnahmeberechtigung am Confed Cup 2013 erwarben, und natürlich haben sie es sich nicht nehmen lassen, sich zwischendurch noch schnell mit der U23 (samt Kiyotake und Sakai) fürs Olympische Fußballturnier 2012 zu qualifizieren.

"Ein Wahnsinnsprogramm, so viel wie die Japaner reist sonst keiner", sagt Bobic. Sakai ist anderthalb Jahre beim VfB, er hatte keine reguläre Sommerpause seither, und Kiyotake hatte, seit er im Juli ein Nürnberger wurde, "vielleicht fünf, sechs Tage Winterurlaub", wie Bader sagt.

Die Bundesliga-Japaner sind einiges gewohnt, aber der Sommer 2013 fühlt sich selbst für sie so an, als würden sie Athen, Rom, Paris und Neuschwanstein an einem Tag besichtigen. Die Stuttgarter Okazaki und Sakai haben nach dem Berliner Pokalfinale kurz das Klub-Bankett besucht, am nächsten Morgen sind sie von Berlin nach Asien geflogen, haben dort zwei WM-Qualifikationsspiele bestritten und sind dann weitergejettet nach Brasilien, wo sich beim Confed Cup insgesamt acht Bundesliga-Japaner treffen (neben Kiyotake, Inui und den Stuttgartern noch der Wolfsburger Hasebe, der Herthaner Hosogai, der Hannoveraner Sakai und der Schalker Uchida).

Im Sommer 2014 findet dann die richtige WM statt. Ein Team hat sich bereits qualifiziert: Japan.

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