Bundesliga:Wolfsburg jagt den Unentschieden-Weltrekord

VfL Wolfsburg v TSG 1899 Hoffenheim - Bundesliga

Fünf Spiele in der Bundesliga, fünf Unentschieden: Dem neuen VfL-Trainer Martin Schmidt gelang eine besondere Serie.

(Foto: Bongarts/Getty Images)
  • Der VfL Wolfsburg spielt 1:1 gegen Hertha BSC - und damit unter Trainer Martin Schmidt zum fünften Mal in Folge remis.
  • Schmidt sagt jedoch angesichts von Tabellenplatz 14: "Trotzdem dürfen wir auf diese Serie nicht stolz sein, denn so kommen wir da unten nicht raus."
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Von Javier Cáceres, Wolfsburg

Der Weg zum Weltrekord ist nicht mehr weit. Vier Spieltage noch, dann sollte die fußballspielende Filiale des um internationale PR bemühten Volkswagenkonzerns nicht mehr nur lokale, sondern globale Schlagzeilen machen. 1:1 spielte der VfL Wolfsburg am Sonntagabend gegen die TSG 1899 Hoffenheim, und das war zumindest auf nationaler Ebene bemerkenswert, denn es war das fünfte Remis in Serie unter dem immer noch neuen Trainer Martin Schmidt. Eine solche Leistung - fünf Unentschieden in Serie nach Amtsantritt - ist von nationaler Größe.

Bis zum Sonntag hatte nur ein Bundesliga-Trainer eine solche Reihe hinbekommen: Der 2010 verstorbene Jörg Berger spielte 1991 in seinen ersten fünf Spielen beim 1. FC Köln fünfmal remis. Damals war der Weltrekord noch kein Jahr alt. Der argentinische Erstligist Racing de Avellaneda hatte 1990 zum Meisterschaftstart unter dem heute 77-jährigen Trainer Nelson Pedro Chabay neun Spiele hintereinander unentschieden gespielt - ehe ein 4:1-Sieg die Reihe beendete. Seinerzeit landete Racing am Saisonende auf Platz 13, fern aller Abstiegssorgen. Doch damals galt auch noch die Zwei-Punkte-Regel, das heißt, die Differenz zu einem Sieg betrug nur einen, nicht zwei Punkte wie heute bei der Drei-Punkte-Regel. Ein Remis ist also mit der Zeit viel weniger wert geworden.

Umso verständlicher ist, dass Trainer Schmidt wenig Interesse erkennen lässt, seinen VfL in Racing Wolfsburg zu verwandeln. Obwohl es ja passen würde: Schmidt, der am 18. September den Niederländer Andries Jonker abgelöst hatte, war mal Mechaniker in der Deutschen Tourenwagen-Meisterschaft. "Es ist kein schlechtes Gefühl, wenn die Gegner spüren, dass man schwer zu schlagen ist", sagte Schmidt nach dem Hoffenheim-Remis: "Trotzdem dürfen wir auf diese Serie nicht stolz sein, denn so kommen wir da unten nicht raus."

"Felix ist fast zehn Meter groß - irgendwann musste er ja mal einen machen"

Da unten heißt für die seit dem 26. August sieglosen Wolfsburger aktuell: Tabellenplatz 14. "Das ist nicht unser Anspruch", sagte Mittelfeldspieler Maximilian Arnold, der in der ersten Halbzeit die Wolfsburger in Führung hätte bringen können. Doch er scheiterte bei dem Versuch, einen Strafstoß zu verwandeln - der brillante Hoffenheimer Torwart Oliver Baumann wehrte den Schuss im Fallen mit dem Fuß ab. Zumindest einige spektakuläre Szenen hatte dieses Duell zu bieten: So traf der Belgier Divock Origi, ausgeliehen vom FC Liverpool, kurz vor der Pause mit einem fulminanten 16-Meter-Schuss den Pfosten.

Und auch die beiden Tore hatten ihre Geschichte: Kerem Demirbay verwandelte einen Foulelfmeter hoch und sehenswert zur Hoffenheimer Führung (73.); und der Kopfball zum 1:1 in der Nachspielzeit (90.+1) durch Felix Uduokhai versetzte sogar die eigenen Kollegen in Erstaunen: "Felix ist fast zehn Meter groß - irgendwann musste er ja mal einen machen", stellte Maximilian Arnold fest.

Nicht nur, weil er das fünfte VfL-Remis in Serie besiegelte, hatte es mit Uduokhais Premierentreffer in der Bundesliga eine besondere Bewandtnis. Wieder einmal machte ein Spieler im Profifußball auf sich aufmerksam, der diesen Sport beim TSV 1860 München, der nach Zwangsabstieg nun Viertligist ist, begonnen hatte. Für vergleichsweise bescheidene eine Millionen Euro Ablöse war der 1,92 Meter große U-20-Nationalspieler im Sommer zum VfL gekommen. Als Ergänzungsspieler engagiert, hat er nun 732 von 810 Bundesliga-Minuten absolviert. Seinen Stammplatz will er behaupten, auch wenn die Langzeitverletzten Jeffry Bruma und Anthony Brooks - zusammen mehr als 30 Millionen teuer - wieder in den Kader drängen.

Das beste Argument von Uduokhai ist eines, das die Wolfsburger ein bisschen ärgert: Mit ihm in der Defensive gewinnt der VfL zwar nicht, er kann aber auch nicht verlieren. Und das ist das Wichtigste für einen Verteidiger. Für alles andere sind eigentlich die Stürmer zuständig.

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