Bundesliga:Werder fällt schon wieder in sich zusammen

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Auch Zugang Serge Gnarbry (r.) kann Bremen noch nicht aus der frühen Krise ziehen. (Foto: Bongarts/Getty Images)

Gegen Augsburg verspielt Bremen seine Führung. Nach drei Niederlagen in drei Pflichtspielen klingt die Job-Garantie für Trainer Viktor Skripnik bemüht.

Von Ralf Wiegand, Bremen

Der Plan war so schlicht wie genial. Nach offizieller Zeitrechnung fand an diesem Wochenende eigentlich schon der zweite Spieltag der Fußball-Bundesliga statt. Nach Bremer Zeitrechnung war es allerdings der erste: Was vorher mit dem SV Werder geschehen war, das Pokal-Fiasko von Lotte und das demütigende 0:6 beim FC Bayern, verlegten die Bremer kalendarisch einfach in eine Art nicht existente Zwischenzeit, die Partie gegen den FC Augsburg erklärten sie zum eigentlichen Saisonstart, vor dem sie noch mal rasch einen der überraschendsten Transfers der Wechselperiode einfädelten.

Alles auf Anfang - und alles beim Alten, das war das ernüchternde Ergebnis. Auch mit Serge Gnabry, der erst vor kurzem unter nicht ganz geklärten Umständen den Weg vom FC Arsenal nach Bremen gefunden hatte, reichte es nicht zum Sieg gegen Augsburg. Die Bremer, die schon in der vergangenen Saison bis auf die fulminante Schlussphase zu den heimschwächsten Teams der Liga gehört hatten, verloren ihren persönlichen Saisonstart mit 1:2. "Schon etwas verunsichert", kamen die Bremer auch Augsburgs Trainer Dirk Schuster vor.

Welche Folgen die beiden verlorenen Spiele in Lotte und München in der Psyche der Bremer tatsächlich angerichtet haben, wurde nach dem Augsburger Ausgleich kurz nach der Pause offenkundig. Eine der längst typischen Werder-Fehlerketten hatte dem Augsburger Jeffrey Gouweleeuw die fahrlässige Freiheit im Bremer Fünf-Meter-Raum eingetragen, die er nach einer Ecke zum Treffer nutzte (52.), danach war alles Selbstvertrauen der Gastgeber dahin, das sie sich in der ersten Halbzeit mühsam erarbeitet hatten. Da nämlich waren sie die bessere zweier sehr durchschnittlicher Mannschaften gewesen, ohne zwar zu ganz großen Torchancen zu kommen, aber immerhin zu kleinen Lichtblicken.

Nach den Wirren der letzten Wochen schien Werder auf einem guten Weg zu sein

Für die war vor allem Gnabry verantwortlich, der 21 Jahre alte U-21-Nationalspieler, der erst zweimal mit seiner neuen Mannschaft trainiert hatte. Technisch stark, schnell, mit Zug zum Tor: Das Debüt des Silbermedaillen-Gewinners von Rio stimmte das Bremer Publikum, das auf die Pleiten in Lotte und München durchaus ernsthaft beleidigt reagiert hatte, hoffnungsfroh. Fußballfans verzeihen schnell.

Die Bremer Überlegenheit der ersten Halbzeit mündete in die späte Führung, Schiedsrichter Daniel Siebert wertete einen österreichischen Zweikampf zwischen Augsburgs Martin Hinteregger und Zlatko Junuzovic als Foul und entschied auf Elfmeter - wohl auch, weil er zuvor eine ähnlich ungestüme Aktion Hintereggers an Gnabry mit Freispruch abgeurteilt hatte. Aron Johannsson verwandelte in letzter Minute vor der Pause sicher zum 1:0.

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Werder Bremen schien nach den Wirren der letzten Wochen wieder auf einem guten Weg zu sein. Es war ja einiges vorgefallen, von der eigenwillig befristeten Job- Garantie für Trainer Viktor Skripnik nach dem Dammbruch von München, der laut Geschäftsführer Frank Baumann auch keines der nächsten acht Spiele (jetzt: noch sieben) Spiele gewinnen müsste, um seinen Posten behalten zu dürfen; über den bis in die klubeigene Ahnen-Galerie hinein geführten Streit, ob die Bayern nun am Gnabry-Wechsel beteiligt sind oder nicht.

Bremen wird lange warten müssen, bis Pizarro und Kruse wieder fit sind

Werders Ex-Manager Willi Lemke hatte so etwas angedeutet, Werders Ehrenpräsident Klaus-Dieter Fischer darob die Welt nicht mehr verstanden. Dazu hatte Skripnik noch "brutale" Maßnahmen angekündigt, nämlich die Strafversetzung einiger Spieler in die zweite Elf. Getroffen hat es letztlich nur den derzeit dritten Torwart.

Das alles hätte keine Rolle mehr spielen müssen, wären die Bremer nicht nach dem Augsburger Ausgleich mal wieder in sich zusammen gefallen. Schwung, Neustart-Feeling, Torgefahr - alles war von einer Sekunde auf die andere wieder verschwunden, und das nun sehr stille Publikum ahnte während einer sehr, sehr langen Vorbereitung auf einen Augsburger Freistoß in der 73. Minute, was wohl kommen würde: Aus zentraler Position schoss Konstantinos Stafylidis den Ball mit links in den rechten Winkel, die Partie war verloren.

Der Trick, alles auf Anfang zu setzen, hat also nicht funktioniert. Man werde aber zu "so einem frühen Zeitpunkt keine Trainer-Diskussion" führen, sagt Baumann weiter tapfer. Abwehrspieler Luca Caldirola hat sich gegen Augsburg schwer verletzt und kam ins Krankenhaus, "das sieht nicht gut aus", sagte Skripnik. Welche Verletzung Caldirola genau am linken Bein hat, blieb unklar. Und was die Offensive angeht, so wird Werder warten müssen, bis Claudio Pizarro und Max Kruse wieder fit sind, was bis in den Winter hinein dauern könnte. Für einen dritten Neustart könnte es dann schon recht spät sein.

© SZ vom 12.09.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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