Eintracht Frankfurt in der Bundesliga:"Wer träumt, wird überholt"

Eintracht Frankfurt v Hannover 96 - Bundesliga

Ante Rebic im Spiel gegen Hannover.

(Foto: Bongarts/Getty Images)
  • Nach dem 1:0 gegen Hannover 96 steht Eintracht Frankfurt erneut auf einem Champions-League-Platz.
  • Nach der Niederlage gegen den VfB Stuttgart baut Trainer Niko Kovac die Mannschaft um - und hat damit Erfolg.
  • Die Spieler folgen ihrem Trainer - Europapokal wird in Frankfurt immer wahrscheinlicher.

Von Tobias Schächter, Frankfurt

Der Blick auf die Tabelle sei nach diesem Sieg natürlich schön, gab Niko Kovac zu. Der Trainer von Eintracht Frankfurt lächelte verschmitzt und tat fast so, als wüsste er nicht ganz genau, was er gleich sagen würde: "Ich glaube", setzte Kovac an, "nach der letzten Saison hatten wir 42 Punkte nach 34 Spieltagen." Dann fügte er hinzu: "Es ist schön, dass wir die jetzt schon haben." Es sind ja erst 25 Spieltage gespielt, und die Eintracht hat ihr Endergebnis vom letzten Jahr nach dem 1:0-Erfolg gegen Hannover 96 bereits eingestellt. Letzte Saison schlossen die Frankfurter mit 42 Punkten als Elfter ab, nun stehen sie damit Anfang März auf einem Rang, der zur Teilnahme an der Champions League berechtigt - und noch bleiben neun Spiele, um diese Quote so hochzuschrauben, dass die längst aufgekommenen Europapokalträume wahr werden.

Kovac aber ist niemand der träumt, er sagt: "Wer träumt, wird überholt." Und nach dem zwar verdienten, aber hart erkämpften Sieg gegen Hannover stellte er klar: "Mentalität schlägt Qualität." Kovacs Grundeinstellungen klingen wie Kalendersprüche, aber der Kroate lebt diese vor und überträgt die Inhalte auf seine Mannschaft. Über den pomadigen Auftritt seiner Elf bei der Niederlage in Stuttgart (0:1) in der Vorwoche habe er sich sehr geärgert, erzählte der ehemalige kroatische Nationalspieler. Deshalb habe er gegen Hannover mehr auf "Handwerker" in der Anfangself gesetzt. Auf der Bank saßen zunächst der grippegeschwächte Anführer Kevin-Prince Boateng und die geballte Kreativkraft des Eintracht-Mittelfeldes: Marco Fabian, Mijat Gacinovic und Marc Stendera - Omar Mascarell fehlte verletzt.

Auf dem Platz standen im Dreiermittelfeld stattdessen die lauf- und willensstarken Gelson Fernandes, Jonathan de Guzman und Marius Wolf. Wobei Wolf quasi den 96-Sechser und ehemaligen Eintracht-Kapitän Pirmin Schwegler in Manndeckung verfolgte, um den Hannoveraner Spielaufbau im Keim zu ersticken. Fernandes machte das, was er kann - er lief viel und versuchte, Kompaktheit im Gefüge herzustellen. Und de Guzman trat dann jenen Eckball, den Danny da Costa zu seinem ersten Bundesligator und dem Siegtreffer ins Tor köpfte (39.). "Wir haben wieder einmal einiges richtig gemacht", freute sich Kovac.

Spielerisch mau? "Egal", solange die Mannschaft funktioniert

Im weiteren Spielverlauf verpasste die Eintracht mehrfach, das 2:0 zu erzielen und musste am Ende noch einmal eine Schrecksekunde überstehen, als Martin Harnik in der Nachspielzeit eine riesige Chance zum Ausgleich für die ansonsten harmlosen Niederachsen vergab. Dass auch die spielerische Leistung des Siegers mau war, gab Kovac zu. "Aber heute war das egal, ich wollte eine Reaktion nach dem Stuttgart-Spiel sehen, und die war gut", sagte der 46-Jährige. Dass seine Elf noch einmal im Mittelfeld in dieser Konstellation auflaufen wird, sei aber eher unwahrscheinlich, meinte Kovac.

Der Trainer durfte sich aber nicht nur über Punkte und das Ergebnis freuen. De Guzman zum Beispiel kam zum ersten Mal seit dem zehnten Spieltag und nach einer Schulterverletzung wieder zu einem Einsatz, Fernandes erhielt zuletzt nur ab und an als Einwechselspieler Spielanteile. Aber Kovac hat es geschafft, dass der große Kader sich nun auszahlt, auch diejenigen, die nicht regelmäßig zum Einsatz kommen, wirken fit und konkurrenzfähig. Der Trainer sagt: "Alle sind dabei, jeder kriegt seine Chance." Der Teamgeist stimmt in der im vergangenen Sommer mit Profis aus 17 Nationen neu zusammengestellten Mannschaft. Auch deshalb ist es dieser Eintracht und ihrem Trainer durchaus zuzutrauen, bis zum Saisonende den Platz im oberen Tabellendrittel zu behaupten. Rückschläge wie jenen in Stuttgart konterten die Frankfurter nicht zum ersten Mal in dieser Saison mit einem Sieg.

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