Vor dem elften Bundesliga-Spieltag überraschte die Meldung: "Frankfurt vs. Bayern droht wegen Bahnstreik die Absage!" Das meldete der Kicker auf seiner Internetseite, die Eintracht bestätigte das dem Sportinformationsdienst. Kurz drauf widersprach dann die Deutsche Fußball Liga (DFL). Sie verkündete nach Absprache mit Sicherheitsexperten, dass eine Absage des Spiels nicht zur Debatte stehe. "Wir finden es genauso blöd wie alle anderen auch, dass die Bahn streikt", sagte ein DFL-Sprecher. "Wir können daran aber auch nichts ändern." Die Gewerkschaft der Lokführer (GDL) hat für die Zeit von Donnerstag bis einschließlich Samstagabend 18:00 Uhr einen Streik angekündigt.
Das Spiel in Frankfurt soll also stattfinden. Da sich mehr als 1000 Fanbusse angesagt haben, befürchtet die Polizei ein Verkehrschaos. In einer Mitteilung des Vereins wird dazu geraten, auf eine Anreise mit dem Auto zu verzichten oder zumindest Fahrgemeinschaften zu bilden. Das Stadion in Frankfurt wird an diesem Wochenende nicht von S-Bahnen angefahren und daher schon vier Stunden vor Spielbeginn geöffnet. Die Fanbetreuung von Bayern München verlässt sich vor dem Auswärtsspiel auf die Eigeninitiative der Fans. Der Verein meldete gestern allerdings, er wollle 300 Busplätze zur Verfügung stellen.
Passend dazu hat ein Bushersteller und Klubsponsor angekündigt, kostenlos Fahrzeuge bereitzustellen und die Fans kostenlos zu transportieren. Der Tross werde von einem Bus angeführt, der wie der Mannschaftsbus des FC Bayern aussieht, teilte das Unternehmen mit. So sieht wohl PR inmitten eines Streiks aus.
Fußballfans, die ihre Mannschaften unterstützen wollen, müssen an diesem Spieltag improvisieren und sich entweder privat organisieren, Busse chartern oder Online-Mitfahrgelegenheiten nutzen. Twitter-Nutzer haben unter dem Hashtag #twitfahrzentrale eine Mitfahrzentrale gegründet. An diesem Wochenende ist ein hoher Selbstorganisationsgrad gefragt. So behelfen sich die Fans, die vom Bahnstreik betroffen sind:
Hertha BSC Berlin - Hannover 96
Dass Anhänger kreativ sein können, bewies der Fanklub Rote Reihe von Hannover 96 bereits am vierten Spieltag dieser Saison. Damals boten sie eine Anreise mit einer historischen Diesellokomotive und einer Reihe von Partywaggons nach Paderborn an - eine gelungene Auswärtsfahrt. Eine Anreise mit der Diesellokomotive wird für die Hannover-Fans am Freitag nach Berlin nicht möglich sein. Dafür können sie trotz Streik mit der normalen Bahn anreisen - Hannover ist als Drehkreuz im Notfallfahrplan gut weggekommen. Der Verein selbst stellt aufgrund der erhöhten Nachfrage zusätzlich zwei Busse für 50 Passagiere bereit. "Viele der 1800 erwarteten Fans haben zudem Sprinter (Kleinbusse, d. Red.) angemietet, um Fahrgemeinschaften zu bilden", sagt Kommunikationsleiter Alex Jacob.
Bayer 04 Leverkusen - FSV Mainz 05
Der FSV Mainz 05 kommt seinen Fans für die 200 Kilometer weite Anreise des Auswärtsspiels bei Bayer 04 Leverkusen ebenfalls entgegen. Bis Mittwoch konnten sich Interessierte ein Zehn-Euro-Ticket für einen vom Verein organisierten Shuttle-Bus-Service kaufen.
FC Ausgburg - SC Paderborn
Beim Aufsteiger SC Paderborn werden zwischen 500 und 600 Fans zum Auswärtsspiel nach Augsburg reisen. "Für uns ist der Streik aber Nebensache. Schon vorher war uns klar, dass von unseren Fans keiner mit der Bahn anreisen wird, sondern ausschließlich mit PKWs oder Fanbussen", sagt die Fanbeauftragte Sabrina Milewski.
Schalke-Fans sorgen für erhöhtes Verkehrsaufkommen
SC Freiburg - FC Schalke 04
Der FC Schalke 04 muss am Samstagnachmittag beim SC Freiburg antreten. Das Kartenkontingent für Gästefans ist seit langem vergriffen, 2300 Schalker werden ihr Team unterstützen. "Der Bahnstreik macht unseren Fans keinen Strich durch die Rechnung. Vorab haben sich schon 700 Fans in Reisebussen organisiert", sagt ein Pressesprecher von Schalke 04. Da viele Schalke-Anhänger auch aus anderen Teilen Deutschlands kommen würden, "haben wir daher vorsichtshalber in Freiburg Bescheid gegeben, dass sie wegen des Bahnstreiks am Samstag rund um das Stadion mit einem erhöhten PKW-Aufkommen rechnen müssen", fügte der Sprecher hinzu.
Werder Bremen - VfB Stuttgart
Mit erhöhtem Verkehrsaufkommen muss auch in Bremen gerechnet werden, 2000 Gästefans aus Stuttgart werden laut VfB-Homepage erwartet. "Wir sind in Kontakt mit der Bahn und geben natürlich neue Informationen sofort an unsere Fanklubs weiter. Unsere Fans sind kreativ, die kommen schon nach Bremen", sagt Pressesprecher Tobias Herwerth.
Die Spiele Borussia Dortmund gegen Borussia Mönchengladbach und VfL Wolfsburg gegen den Hamburger SV sind nicht vom Streik betroffen. Das Mönchengladbacher Fanprojekt hatte eigentlich zwei Entlastungszüge über die Deutsche Bahn geplant, die durch den Streik entfallen sollten. Nach der Bekanntgabe von GDL-Chef Claus Weselsky, dass der Streik bereits am Samstagabend endet, könnten die zwei Züge nun vielleicht doch planmäßig fahren. "Wir warten auf Informationen von der Deutschen Bahn und werden diese dann auf unserer Vereins-Homepage kommunizieren", sagte ein Pressesprecher der Mönchengladbacher.
Die Deutsche Bahn hat derweil auf ihrer Homepage eine "Fanecke" für Fußballfans installiert, auf der über mögliche Zugausfälle oder Alternativen informiert wird. Zudem wurde ein Ersatzfahrplan für Samstag veröffentlicht. Ein Trost für alle Fans, die am Wochenende auf das Auto umsteigen müssen: Der ADAC erwartet auf den Autobahnen keine größeren Störungen. Lediglich auf der A2 Richtung Berlin warnen Verkehrsexperten wegen Brückenbauarbeiten bei Magdeburg vor langen Staus.
Zu den Sonntagsbegegnungen in der Bundesliga können die Fußballfans voraussichtlich nach dem normalen Fahrplan der Deutschen Bahn anreisen. So können auch die Fans von Fortuna Düsseldorf zu ihrer Montagspartie in der zweiten Liga gegen 1860 München wieder mit dem Zug reisen. Der Streik ist dann schon lange vorüber.