Bundesliga-Vorschau:Kalter Kaffee und Schalker Pfeffer

Jürgen Klinsmann will sich nicht mehr mit Hleb-Zugang oder Ribéry-Abgang beschäftigen, ein Cottbuser kann nicht mehr schlafen, auf Schalke ist es schon sehr spät. Die Vorschau.

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VfL Wolfsburg - FC Schalke 04 (Freitag, 20.30 Uhr)

Kühl gegen heiß, strukturiert gegen chaotisch, Allmachts-Trainer gegen Machtlos-Trainer. Das Duell in Wolfsburg versinnbildlicht so manches Klischee von modernem Geschäfts-Fußball hier und Traditionsvereinen dort. Oder aber es versinnbildlicht einfach nur das Duell einer gut gebauten, selbstbewussten gegen eine mäßig zusammengestellte, herabgewirtschaftete Mannschaft.

Die Wolfsburger führen die Rückrunden- und die Heim-Tabelle an, gewannen zuletzt fünfmal in Folge, allein Stürmer Edin Dzeko hat 2009 in der Liga öfter getroffen als ganz Schalke 04 (7:6 Tore). Die Schalker Mannschaft samt Verantwortlichen wurde zuletzt trotz zweier Siege vom eigenen Publikum geschmäht und dorthin verwünscht, wo der Pfeffer wächst. Manager Andreas Müller wurde nun als Erster dorthin geschickt, Trainer Fred Rutten könnte bald der nächste sein. Die Stimmung auf Schalke scheint derzeit so aufgeheizt, dass nicht einmal angenommen werden kann, der dritte Erfolg hintereinander könnte Ruhe bringen. Es scheint immer noch fünf vor Zwölf in Gelsenkirchen zu sein. In allen Bereichen.

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Hertha BSC Berlin - Bayer Leverkusen (Samstag, 15.30 Uhr)

Toni Kroos, nur noch einmal zur Erinnerung, ist jener begabte Fußballer, der in der Vorsaison halb Europa mit seinen präzisen Flanken in der Champions League verblüffte, der wegen seiner Fähigkeiten bei der U-17-WM die Auszeichnung als bester Spieler des Turniers erhielt und der sich beim FC Bayern schon bereit halten durfte, die Trikotnummer zehn in Empfang zu nehmen.

Von all den Flanken und Fähigkeiten ist derzeit wenig zu sehen, von einem Bayern-Trikot mit der Nummer zehn erst recht nicht. Selbst ein Wechsel zu Bayer Leverkusen hat Kroos' Lage kaum verbessert, nach einer Verletzung sitzt er bislang auch dort meist auf der Bank. Nun könnte im Spitzenspiel gegen Hertha BSC Berlin das Verletzungspech von Mitspieler Arturo Vidal für einen Einsatz von Beginn an sorgen - wenn Trainer Bruno Labbadia ihm nicht den Schweizer Pirmin Schwegler vorzieht.

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1. FC Köln - Borussia Mönchengladbach (Samstag, 15.30 Uhr)

Im Kreis der ehemaligen Fußballer, die sich mit dem ehemaligen-Fußballer-Dasein nicht so recht anfreunden können und deswegen mit allwöchentlichen Kommentaren zur Lage irgendeines Bundesligavereins die Nachrichtenspalten füllen, ist Toni Polster eher ein seltener Gast. Der frühere Angreifer des 1. FC Köln und von Borussia Mönchengladbach (im Bild) fiel eher als lustiger Zeitgenosse denn als mäkelnder Kritiker auf.

Vor dem Duell seiner beiden früheren Vereine aber wollte er wohl auch nochmal Gehör finden - und fiel mit einem ehemaligen-Fußballer-Kommentar auf, den sich nicht viele ehemalige Fußballer getraut hätten. Via Sportbild attackierte er Borussen-Trainer Hans Meyer: "Meyer hat ein Problem damit, dass Spieler mehr im Rampenlicht stehen als er. Dann greift er gestandene Spieler oder Stars der Mannschaft an, um Angst zu säen. Wenn einer eine gute Presse hat oder bei den Fans beliebt ist, ist es ihm ein Dorn im Auge. Das sind alte DDR-Methoden. Er will immer nur Macht demonstrieren."

Eine Aussage, die vielleicht aus Polsters aktiver Zeit bei Gladbach herrührt, als Meyer schon einmal Trainer in Mönchengladbach war und die beiden sich nicht gut verstanden. Eine Aussage, mit der Polster aber auch Partei für Marko Marin ergreift. Der spielt seit Wochen in guter Verfassung, weckt das Interesse von etlichen Top-Klubs - muss aber ständig das Gefühl haben, von Meyer nicht besonders gewertschätzt zu werden.

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Hannover 96 - Borussia Dortmund (Samstag, 15.30 Uhr)

Auf Dortmunds Trainer Jürgen Klopp warten anstrengende Wochen. Dass er und seine Mannschaft nach zuletzt sechs Spielen ohne Sieg am Samstag gegen Hannover und in einer Woche gegen Bremen enorm unter Druck stehen, war ja schon bekannt. Doch nun muss Klopp auch noch an dem Länderspiel-Wochenende 27./28. März sein bestes geben, obwohl seine Mannschaft da eigentlich spielfrei hat. Gemeinsam mit Spielern wie Fredi Bobic und Bernd Schneider, Thomas Berthold und Mario Basler, Thomas Häßler und Andreas Möller nimmt er am Abschiedsspiel von Ansgar Brinkmann teil.

Dann darf Klopp endlich wieder Spieler auf dem Platz erleben, die er derzeit gerne in seinem Kader hätte. Ein bisschen Schneidersche oder Häßlersche oder selbst Möllersche Klasse würde den Borussen ganz gut tun, um die jüngste Negativserie besser beenden zu können. Der einzige Trost: Hannover würden wohl nicht einmal Schneider und Häßler und Möller in Glanzzeiten helfen, um die jüngste Negativserie - die eigentlich schon die ganze Saison andauernd und den Verein Stand heute auf Tabellenplatz 13 und mickrige vier Zähler Vorsprung auf einen Abstiegsplatz geführt hat - beenden zu können.

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Eintracht Frankfurt - TSG 1899 Hoffenheim (Samstag, 15.30 Uhr)

Die TSG Hoffenheim verdeutliche im vergangenen Herbst, willens zu sein, offensiven Fußball zu spielen. Der Aufsteiger (ja, es ist immer noch ein Aufsteiger) setzte das Konzept so gut um, dass er gleich Herbstmeister wurde. Jetzt im Frühling ist das Konzept immer noch erkennbar. Allein: Es fehlen die Stürmer, die aus den Ansätzen das Ergebnis erzielen.

Das Schicksal von 18-Tore-in-17-Spielen-Angreifer Vedad Ibisevic ist bekannt. Nebenmann Chinedu Obasi kämpft seit dem Winter mit Muskelbeschwerden, stand bislang kein Spiel über 90 Minuten durch, in Frankfurt fehlt er ganz (Muskelfasserriss im Hüftbereich). Und der für Ibisevic geholte Boubacar Sanogo (Bild) trifft erstens lieber den Pfosten als das Tor (zuletzt beim 0:0 gegen Bremen dreimal), zweitens leidet er nun an einem Abszess am Enddarm und kann womöglich auch nicht mitmachen.

Trainer Ralf Rangnick sagt vor dem Samstag: "Ich habe ein gutes Gefühl. Es ist wieder an der Zeit zu gewinnen."

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Karlsruher SC - Arminia Bielefeld (Samstag, 15.30 Uhr)

Ein Aspekt vor diesem Spiel ist zumindest beruhigend: Es ist kein Derby. Vor zwei Wochen, als Badener auf Schwaben trafen, Karlsruher auf Stuttgarter, da ging es zur Sache. Roland Lay, Leitender Polizeidirektor in Karlsruhe, sagte später: "Wir waren auf Ausschreitungen vorbereitet, nicht aber in dieser Härte und Schärfe. Eine solche Eskalation der Gewalt haben wir in Karlsruhe in den vergangenen Jahren nicht gekannt." (ka-news)

Nun also kommt Arminia Bielefeld, und bei vier Punkten Rückstand auf einen Nichtabstiegsplatz beginnt für den KSC spätestens am Samstag die heiße Phase des Abstiegskampfes. Vielleicht kämpfen die Spieler auf dem Rasen ja so sehr, dass das Publikum schon beim Zusehen Aggressionsabbau betreiben kann. Beim Rugby oder American Football sind keine Krawalle bekannt.

Und so heißt es für die Karlsruher Spieler: Auf, mit voller Kraft in den Abstiegskampf! Vielleicht besänftigt das die Idioten auf der Tribüne.

hum/Foto: ddp

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VfL Bochum - Bayern München (Samstag, 15.30 Uhr)

Mit Wonne sagt Karl-Heinz Rummenigge, dass viele Debatten beim FC Bayern "kalter Kaffee" sind. Das Gerücht, man werde sich erneut um den weißrussischen Dribbelkünstler Alexander Hleb (FC Barcelona) bemühen, sei abrakadabra "aus der Luft herbeigezaubert", auch einen Verkauf des amtierenden Mittelfeldmagiers Franck Ribéry schloss der Vorstandschef am Donnerstag aus, zum x-ten Male. Trainer Jürgen Klinsmann beschäftigt sich ohnehin mit Naheliegenderem. Er hofft, dass Bayern am Samstag beim VfL Bochum auf Erholungskurs bleibt - nach den zwölf Torsignalen dieser Woche gegen Hannover und Kollaborateure aus Lissabon.

mok/Foto: AFP

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Werder Bremen - VfB Stuttgart (Sonntag, 17 Uhr)

"Mit unseren Chancen sind wir viel zu sorglos umgegangen." Die Preisfrage: Nach welchem Spiel 2009 hat Bremens Trainer Thomas Schaaf das gesagt? Eine unsinnige Frage, denn Schaaf sagte das mehr oder weniger nach jedem Bundesliga-Spiel, nun musste er es am Donnerstag auch nach dem 1:0 im Uefa-Cup gegen Saint-Etienne sagen.

Drei Tore in sechs Ligaspielen der Rückrunde erzielte die einstige Offensivmacht SV Werder. Dazu beschäftigt den Klub die Spielervermittler-Firma Image. Diese soll an Geschäftsführer Jürgen L. Born illegal Sonderzahlungen geleistet haben, Born ist deshalb am Freitag trotz Unschuldsbeteuerungen zurückgetreten. Image wird in Peru außerdem der Steuerhinterziehung bezichtigt, Hauptaktionär der Firma soll Stürmer Claudio Pizarro sein. Ob die Beschuldigungen dazu führen, dass der Werder-Spieler das Tor nicht mehr trifft?

Stuttgart bringt übrigens Stürmer Mario Gomez mit. Der hat im Jahr 2009 bislang acht Treffer erzielt, sechs davon in der Bundesliga.

hum/Foto: dpa

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Hamburger SV - Energie Cottbus (Sonntag, 17 Uhr)

Emil Jula in eine Reihe mit Frank Mill zu stellen, wird dem früheren Dortmunder Mill nicht gerecht. Der lief 1986 einmal alleine auf das leere Tor des FC Bayern zu, wartete, trabte, wartete. Dann flog von hinten Jean-Marie Pfaff heran, Mill schoss - und traf den Pfosten.

Jula traf nicht einmal den Pfosten. Nach einer herrlichen Kombination spielten ihn die Cottbuser Kollegen derart frei, dass auch kein Torwart mehr von irgendwoher flog. Jula stand alleine vor dem leeren Tor - und schoss vorbei. Es wäre das 2:0 für Energie gewesen, am Ende verlor die Mannschaft 1:3 gegen Hertha. "Ich habe vier Stunden lang wach gelegen. Meine Frau hat gesagt, ich soll endlich schlafen. Aber es ging nicht", sagte der Rumäne der Lausitzer Rundschau. "Es tut mir unheimlich leid, es gibt keine Entschuldigung."

Vielleicht kann sich Jula schon in Hamburg rehabilitieren. Der Hamburger SV bekam immerhin in den vergangenen zwei Spielen sieben Gegentore. Und das, obwohl jedes Mal Frank Rost noch im Tor stand.

hum/Foto: Getty

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