Bundesliga:Unter Heynckes ernüchtert die Liga

Spannung in der Bundesliga? Gab es tatsächlich zum Saisonstart, ist nun aber fast wieder vorüber: Der FC Bayern ist unter Jupp Heynckes dabei, dem Rest zu enteilen.

Kommentar von Benedikt Warmbrunn

Jérôme Boateng sagte: "Das war ein toller Spieltag für uns." Ralph Hasenhüttl sagte: "Das ging ja verdammt schnell, Jupp. Du hast nicht lange gebraucht, und schon vorne." Jupp Heynckes sagte zu dieser Thematik: nichts. Weil das hätte nicht gepasst zu einem, der doch ständig nur betont, wie viel Arbeit noch vor ihm liegt. Die Arbeit, die jetzt, nach dem zweiten Sieg gegen RB Leipzig innerhalb von vier Tagen, noch vor Jupp Heynckes als Trainer des FC Bayern liegt, ist es, in der Liga 24 Spieltage lang den Ist-Zustand zu verteidigen.

Neun Spieltage lang gab es an der Tabellenspitze eine Spannung wie zuletzt in der schon etwas ferneren Zeit, als Jupp Heynckes zum dritten Mal den FC Bayern trainierte, damals, in der Saison 2011/12, gewann zuletzt eine Mannschaft die Meisterschaft, die nicht der FC Bayern München war, sondern Borussia Dortmund.

In der aktuellen Spielzeit hieß nun neun Spieltage lang der Tabellenführer nicht FC Bayern München, sondern Borussia Dortmund. Außerdem gab es an der Tabellenspitze eine zuletzt kaum vorstellbare Rotation; der Tabellenzweite hieß zwischendurch auch einmal Hannover 96, und laut Statistik hieß der Tabellendritte auch mal Hamburger SV, aber manchmal lügt die Statistik womöglich doch. Es war also tatsächlich vorstellbar, dass erstmals nach fünf Jahren die Meisterschaft nicht in München gefeiert wird, und wenn sie schon in München gefeiert wird, dann wenigstens am Ende eines packenden Dreikampfs oder gar Vierkampfs, gegen Dortmund, RB Leipzig und vielleicht sogar die TSG Hoffenheim. (Mit dem HSV hat dann ja doch nicht einmal die Statistik ernsthaft gerechnet.)

Acht Punkte mehr als Dortmund unter Heynckes

All diese Sehnsüchte nach mehr Spannung hat nun bereits der zehnte Spieltag zu zerstören begonnen. Erstmals heißt der Tabellenführer nun doch wieder FC Bayern, und an diesem Samstag kommt der Wechsel an der Spitze nicht als Momentaufnahme daher. In den drei ersten Ligaspielen seiner vierten Amtszeit als Trainer des FC Bayern hat Heynckes acht Punkte mehr gewonnen als Dortmund. Leipzig, die Mannschaft von Hasenhüttl, die zumindest bis zur Halbzeitpause des Pokalspiels gegen den FC Bayern am vergangenen Mittwoch wie die Mannschaft der Stunde wirkte, weil sie frecher war und forscher, liegt nun vier Punkte hinter dem Titelverteidiger - ganz zu schweigen von dem Wissen, nun auch im vierten direkten Duell wieder am Selbstvertrauen der Münchner gescheitert zu sein.

Die TSG Hoffenheim, die noch im September gegen den FC Bayern gewonnen hat, hat einen Rückstand von sieben Punkten. Dortmund könnte am nächsten Samstag noch die Spannung halten, müsste dazu allerdings noch einen Weg finden, wie auch ohne Abwehr Spitzenspiele zu gewinnen sind. Dagegen spricht, dass es nun auch schon in ganz gewöhnlichen Spielen wie in Hannover schiefgeht. Es spricht an diesem zehnten Spieltag also schon wieder sehr viel für den FC Bayern.

Das Ernüchternde für die Liga ist, dass der neue Tabellenführer nicht einmal berauschend spielt. Er macht bisher unter Heynckes einfach nur nichts falsch und die Grundlagen richtig. Sollte Heynckes all die Arbeit noch erledigt bekommen, die er sich vorgenommen hat, dann wird die Liga wohl den nächsten Alleingang erleben.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: